Tag 33 [17.05.2016]

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Stegi P.o.V

"Stegi. Wir müssen reden", kam es ernst von Tobi, während wir gerade die Schule verließen.

Angst machte sich in mir breit. Hatte er das mit Tim etwa herausgefunden? Mit Sicherheit. Gerade unauffällig waren wir nicht. Sollte ich einen auf unwissend machen? Wobei, er würde mich bestimmt durchschauen. Das mit dem besten Freund ist auch so eine Sache für sich. Egal wie sehr du versuchst etwas vor ihm geheim zu halten, er wird es herausfinden.

"Lass uns bitte bei mir zu Hause darüber reden. Da sind wir ungestörter", nuschelte ich leise. Als Antwort bekam ich nur ein Nicken.

Den ganzen Weg über konnte ich mich kein einziges Mal dazu überwinden Tobi auch nur ansatzweise in die Augen zu schauen. Zu groß war mein schlechtes Gewissen. Ich hätte ihm von dem Ganzen schon viel früher erzählen sollen. Dann würde die ganze Situation hier ganz anders aussehen. Ob er sehr wütend auf mich sein wird? Immer hin habe ich ihm die ganze Zeit so eine große Sache einfach verschwiegen und das sollte ich als bester Freund nicht. Was jetzt wohl aus unserer Freundschaft wird? Wir kennen uns schon so lange. Seitdem wir kleine Kinder sind.

Natürlich war das, was ich ihm angetan habe, falsch. Aber deswegen alles wegwerfen? Unmöglich. Irgendwie würde ich es schon schaffen, dass wir uns wieder vertragen.

"Stegi? Wir sind da", Tobis Stimme klang anders als sonst. Nicht glücklich und voller Lebensfreude, nein. Sie klang kalt und angespannt. Das alles fiel ihm mit Sicherheit noch schwerer als mir.

"Oh...ja. Warte kurz", meinte ich und fing an mit verschwitzten Händen meine Hosentasche nach meinem Schlüssel abzusuchen.

Abwartend musterte mich Tobi, während ich mit zittrigen Händen in meine andere Hosentaschen griff, in der Hoffnung dort irgendwas zu finden. Wieder nichts. Ich hatte meinen Schlüssel tatsächlich zu Hause vergessen. Heute war wirklich nicht mein Tag.

"Hast du deinen Schlüssel vergessen?", fragte Tobi und versuchte leicht sich ein Lächeln zu verkneifen.

"Sieht ganz danach aus", antwortete ich ihm, nervös kichernd.

"Ist ja nicht schlimm. Wir können ja auch hier draußen über alles reden", lächelte Tobi leicht und nahm seinen Rucksack vom Rücken, um sich auf den Stufen Absatz zu setzen. Ich tat es ihm gleich.

Wenige Minuten schwiegen wir uns einfach nur an bis mein bester Freund plötzlich die Frage stellte, die ich niemals von ihm hören wollte "Was ist das zwischen dir und Tim?"

"Wenn ich das nur selber wüsste", seufzend legte ich meinen Kopf in meine Hände. "Hättest du mich das vor einem Monat noch gefragt, hätte ich dir mit 'unerwiderte Liebe' geantwortet, aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr ganz so sicher. Ich meine, vor zwei Wochen war ich mir wirklich noch am überlegen, ob er das Alles nicht nur wegen irgendeiner blöden Wette oder so gemacht hat. Doch in der letzten Woche war er so süß zu mir. Wir haben die Pausen über immer mal wieder zusammen verbracht und gemeinsam gelacht. Wir waren am Freitag zusammen auf dem Spielplatz und am Sonntag hat er mich im Fitnessstudio davor bewahrt ne Muskelzerrung zu bekommen. Hinterher sind wir dann noch mit Mark und Jackson was essen gegangen."

"Mark und Jackson?", verwundert schaute ich mich Tobi an. Der Fakt, dass ich in einem Fitnessstudio war, wunderte ihn nicht. Warum auch immer.

"Nicht so wichtig. Auf jeden Fall war es da so schön. Ich habe mich fast wie auf einem Doppeldate gefühlt. Tobi, hilf mir. Ich weiß nicht was ich tun soll", verzweifelt, wie als wäre ich ein pubertierendes Mädchen, welches gerade Jungsprobleme hätte, umarmte ich Tobi von der Seite und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. (Ihr wisst gar nicht wie sehr ich mich grad freue endlich sowas wie "und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge" schreiben zu können xD)

"Stegi...", Zeit zum Aussprechen hatte er leider nicht, da er von mir sofort wieder unterbrochen wurde.

"Ja Tobi. Ich weiß. Ich bin der schlechteste beste Freund auf der ganzen Welt. Ich hätte dir alles schon von Anfang an erzählen sollen, anstatt bis jetzt zu warten. Es tut mir leid und du hast alles recht jetzt wütend auf mich zu sein und nie wieder mit mir zu sprechen. Ich habe unsere Freundschaft so vernachlässigt, weil ich nur noch Augen für Tim hatte. Es tut mir so unendlich Leid. Ich würde es verstehen, wenn du jetzt einfach aufstehen und weggehen würdest. Aber bitte, bitte verzeih mir irgendwann. Ich will nicht, dass unsere Freundschaft wegen so etwas lächerlichem ((ಥ⌣ಥ)) beendet wird. Wenn du willst, dann höre ich ab sofort auf mich mit Tim zu treffen.", mit Tränen in den Augen schaute ich zu meinem besten Freund auf.

"Stegi. Lass mich doch mal ausreden", sanft wischte Tobi mir ein paar Tränen aus dem Gesicht. "Du weißt ja was ich von Tim halte und du weißt auch ganz genau, was passiert, wenn er dich irgendwie verletzen sollte. Doch es besteht kein Grund darin, seinetwegen jetzt unsere Freundschaft zu beenden. Wir sind schon durch dick und dünn gegangen und wenn du jetzt mit ihm zusammen sein willst, dann habe ich kein Problem damit. Hauptsache du bist glücklich und wenn du irgendwie Hilfe brauchst, dann kannst du auf mich zählen. Wofür hat man denn beste Freunde? Und ganz unter uns irgendwie konnte ich mir sowas auch schon denken. Glücklich drüber bin ich nicht, aber wenn du mit ihm glücklich bist, werde ich das so hinnehmen." ein Zwinkern von ihm beruhigte mich.

"Und du bist mir wirklich nicht sauer?", versicherte ich mich noch einmal.

"Nein. Bin ich nicht und glaub mir. So wie Tim dich die ganze Zeit ansieht, empfindet er bestimmt etwas für dich. Das merkt sogar ein blindes Eichhörnchen auf hundert Meter Abstand."

"Danke", glücklich lächelte ich Tobi an.

"Weißt du... Ich glaube, ich brauche jetzt schon deine Hilfe", nachdenklich musterte ich ihn. "Meine Eltern haben am Sonntag ja ihren Hochzeitstag und sie haben mich darum gebeten eine kleine Rede zu halten. Tim wird auch da sein und ich habe keine Ahnung, was ich schreiben soll. Was ist, wenn ich mich blamiere?"

"Ach Stegi...Hör einfach auf dein Herz. Das hört sich zwar verdammt kitschig an und um ehrlich zu sein, fühle ich mich gerade wie in einem deiner Anime, die du schaust, aber es ist die Wahrheit. Hast du Freitag Zeit? Wir könnten uns ja treffen, wenn du bis dahin immer noch nichts hast", Tobi hatte recht. Mein Herz würde mir schon sagen, was ich schreiben sollte, oder?

"Danke Tobi. Ich bin froh dich als besten (*hust* und einzigen *hust*) Freund zu haben", fröhlich sprang ich auf und zog Tobi mit mir nach oben.

"Kein Problem. Bis morgen!", zum Abschied umarmte mich Tobi noch kurz, hob seinen Rucksack wieder hoch und machte sich auf den Heimweg.

Zufrieden drehte ich mich wieder um und wollte gerade die Tür öffnen als mir einfiel, dass ich gar keinen Schlüssel dabei hatte.

Lächerlich. Einfach lächerlich.


Damn, he is gay! | Stexpert (Reupload)Where stories live. Discover now