Tag 32 [16.05.2016]

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Tobi P.o.V

Ich ging nach draußen und schloss die Wohnungstür hinter mir. Ich steckte mir die Kopfhörer in die Ohren und machte "So wie du bist" von Dame an.

Im Bus setzte ich mich auf einen freien Platz und sah aus dem Fenster. Die Sonne schien fröhlich und wirklich kalt war es auch nicht. Wirklich Lust auf Schule hatte ich nicht, doch was soll man machen. Immer hin würde ich Stegi wieder sehen. Dass wir in den letzten Monaten so wenig zusammen gemacht hatten, war seltsam. Früher haben wir so ziemlich jede freie Minute miteinander verbracht. Es war anders geworden, aber so war es nun mal.

Ich stieg aus dem Bus aus und lief zum Schulgebäude rüber. Ich sah Stegi in der Nähe von der Eingangstür mit einem anderen Jungen. Ich glaube es war Tim. Ja es muss Tim gewesen sein. Ich verstand das Ganze irgendwie nicht. Von Anfang an hatte ich Stegi davor gewarnt, dass Tim nichts Gutes will und jetzt das. Vielleicht irrte ich mich ja auch, keine Ahnung, aber seltsam fand ich es dennoch. Wir alle kennen diese typischen Player und Tim schätzte ich ganz so ein, auch wenn er generell eigentlich ganz in Ordnung sein konnte, ich wollte nicht, dass Stegi verletzt wird. Das würde kein guter Freund wollen.

Ich ging auf die beiden zu, die sich auch langsam voneinander lösten. Stegi rot wie eine Tomate und auch Tim schien leicht rötliche Wangen zu haben. Plötzlich lief jemand in mich rein, sodass ich auf meinen rechten Arm fiel, der schlagartig weh tat. Ich sah mit schmerzverzerrtem Gesicht in das, des Unfallverursachers, welcher sich als Rafael enttarnte. Er sah mich entschuldigend an und hielt mir seine Hand hin, die ich dankbar nahm und mich hochzog. Mein rechter Arm tat ziemlich weh, aber das ließ sich ignorieren.
"Hey, tut mir echt leid, ich war nur in dem Bild da vorne gefangen." Er zeigte auf Tim und Stegi.
"Alles gut", grinste ich und klopfte ihm auf den Rücken.

"Ob die wohl irgendwie zusammen sind oder so?"
Rafi sah mich mit hochgezogener Augenbraue an und nickte langsam. "Keine Ahnung."

Ich machte mich langsam auf den Weg zu meinem besten Freund und Tim. "Hey ihr beiden", lächelte ich fröhlich in die Runde. Auch Rafi kam hinter mir zum Vorschein.

"Morgen, gehen wir ins Klassenzimmer?", Tim sah uns fragend an und Stegi nickte. "Ja okay, aber geht ihr schon mal vor, ich muss noch kurz mit Tobi reden." Tim und Rafi gingen also in das Schulgebäude, während Stegi und ich hier stehen blieben.

"Was gibts denn?", fragte ich ihn neugierig. Schüchtern kratzte er sich am Nacken. "Na ja, meine Mutter und ich hatten am Wochenende ein ausgeprägtes Gespräch darüber, dass sie und mein Vater dieses Wochenende 25 Jahre verheiratet sind und sie würden ihre Silberhochzeit gerne groß feiern, also wenn du und deine Eltern kommen wollt, wir würden uns freuen."

Ich fühlte mich zwar ein bisschen überrumpelt, aber grinsend nickte ich. "Das werden sich meine Eltern nicht entgehen lassen wollen und ich kann dich da doch auch nicht allein stehen lassen unter all den großen Erwachsenen", lachend zwinkerte ich ihm zu und auch Stegi fing an zu lachen. "Dann wäre das ja ausgemacht."
Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, doch es schien als würde er kurz traurig schauen. Was wohl los war? Ihn zu fragen traute ich mich allerdings nicht. Er würde es sowieso nur abstreiten und auf Stress hatte ich keine Lust.

Stegi P.o.V

Es tat irgendwie weh meinem besten Freund nichts von meinen Gefühlen für Tim erzählen zu können. Naja, eigentlich könnte ich es ja, aber ich hatte keine Ahnung wie er reagieren würde und unsere Freundschaft wegen irgendwas banalem riskieren wollte ich auch nicht. Wobei ich mir nicht vorstellen konnte, dass Tobi mich deswegen verurteilen würde. Er war nicht homophob, das konnte nicht sein. Dafür war er viel zu nett.

In der großen Pause wollte Tobi noch schnell auf die Toilette gehen, weshalb ich schon mal nach draußen ging, um dort auf ihn zu warten. Total in Gedanken versunken rempelte ich beim herausgehen mit meiner Schulter an die Tür. Innerlich fluchte ich, äußerlich ließ ich mir nichts anmerken. Wenige Meter weiter sah ich Tim mit einem aus der Parallelklasse reden. Ich ging auf ihn zu und die Schmetterlinge in meinem Bauch wachten wieder auf.
Nachdem ich ihn sachte an der Schulter angetippt hatte, drehte er sich neugierig um und lächelte, als er mich sah. "Was gibt's denn kleiner?" Der Schüler aus der Parallelklasse machte sich unbemerkt aus dem Staub.

"Ich wollte mit dir reden", nervös fuhr ich mir durch meine blonden Haare. "Meine Eltern feiern am Sonntag ihre Silberhochzeit und nun ja, meine Mutter fand dich irgendwie total sympathisch und fände es toll, wenn du kommen könntest. Deine Eltern sind natürlich auch eingeladen, wenn sie kommen wollen."

Tim grinste mich plötzlich übertrieben an, weswegen ich ihn etwas seltsam ansah.

"Klar komme ich, das kann ich doch nicht verpassen", Ich lächelte. Das war gut. Vielleicht würden wir uns dann mal näher kommen.

"Super, ich werds meinen Eltern erzählen. Ich freue mich schon darauf dich im Anzug oder Jackett zu sehen." Etwas pervers zwinkerte er mir zu und ging dann langsam rückwärts. "Und ich mich erst. Man sieht sich später." Ich winkte ihm noch lachend hinterher, ehe er sich umdrehte und zum Pausenverkauf lief.

"So so Tim ist also auch eingeladen." Mit so einem 'Ich wusste doch, dass da was läuft'- Blick sah er mich an, während ich einen halben Herzinfarkt erlitt "Bring mich halt um du Dummkopf... Ja meine Mutter fand ihn sehr sympathisch als sie ihn irgendwann mal kennengelernt hatte und jetzt geht sie anscheinend davon aus, dass wir befreundet sind und will ihn auch einladen."

Meine Erklärung war so schnell gesprochen, dass ich nach Luft hecheln musste. "Komm mal runter, ist doch alles gut", lachte Tobi. Ich nickte schnaufend und verfluchte die Schulklingel, die im selben Moment läutete. Es war natürlich auch zu viel verlangt, mal länger Pause zu haben.

Die Stunden gingen langsam schleppend vorbei. Als es endlich zum Schulschluss klingelte, verabschiedete ich mich hektisch von Tobi und rannte nach draußen. Ich wollte wenigstens einmal den Bus erwischen.

Erstaunlicherweise hatte ich sogar noch ein paar Minuten Zeit um meine Kopfhörer herauszuholen und an mein Handy anzuschließen, bis mein Bus kam. Ich sah aus dem Fenster, wo ich Tim entdeckte. Er sah ebenfalls zu mir und lächelte.

Der Junge brachte meine Schmetterlinge aber auch andauernd dazu, aufzuwachen und durch meinen ganzen Bauch zu toben.

Damn, he is gay! | Stexpert (Reupload)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt