Tag 11 [25.04.2016]

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Stegi P.o.V.

Pünktlich wachte ich an diesem Morgen um 6.00 Uhr auf und schaute schnell auf mein Handy um zu sehen, ob mir jemand gestern noch etwas geschrieben hatte. Allerdings hatte ich nur eine Nachricht von Tobi bekommen, in der stand, dass er mit Fieber im Bett lag und deshalb heute nicht in die Schule kommen konnte. Kurz wünschte ich ihm Gute Besserung, ehe ich aufstand und meiner völlig belanglosen Morgen-Routine nachging.

Ich fühlte mich relativ normal. Nicht so wie letzten Freitag, an dem ich alle meine Emotionen an dem Kerl, in den ich verliebt war, heraus gelassen hatte.

Prompt knallte ich meinen Kopf mehrmals gegen die eine Tür von meinem Kleiderschrank. "Bin ich eigentlich vollkommen dumm? Ich hätte mit ihm normal reden können, aber nein. Ich musste ihn ja unbedingt anschreien und aus meinem Haus werfen!", verfluchte ich mich selbst.

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Auf dem Weg zur Schule und ins Klassenzimmer verlief alles ganz in Ordnung. Relativ, bis auf diejenigen, die meinten einen auf 'Obermacho' machen zu müssen und mir immer wieder blöde Kommentare zuriefen. Es verblüffte mich immer wieder wie schnell die ganze Schule von jedem noch so kleinen Drama mitbekam.

An meinem Platz angekommen, schmiss ich erstmal meinen Rucksack auf den Platz von Tobi und setzte mich dann auf meinen.

Gerade als ich mich hingesetzt hatte, kam Tim rein. Kurz kreuzten sich unsere Blicke. Er sah mich mit einem verständnislosen Blick an, während ich versuchte so neutral wie möglich herüberzukommen, was mir wie immer nicht gelang.

Was mir und meinen Gedanken zu schaffen machte, war dieses plötzliche Grinsen in Tims Gesicht. Vor Allem, da er mich noch immer noch anstarrte. Ich wusste jetzt schon, dass das ein langer Tag werden würde.

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Meine Augen waren schon so gut wie geschlossen und mein Hirn arbeitete auch seit einer geschlagenen Stunde nicht mehr, als die Schulglocke läutete und uns somit das Ende des heutigen Schultages ankündigte.

Noch immer verschlafen und müde packte ich meine Sachen in den schwarzen Rucksack, der zu meinen Füßen lag und verließ das Schulgebäude.
Der Wind brauste mir um die Ohren und warm war es definitiv auch nicht.  Da ich Nachmittagsunterricht hatte, fuhr um die Zeit auch kein Bus mehr, weshalb ich nach Hause lief.
Meine Hände vergrub ich in meinen Jackentaschen und die Mütze die ich auf dem Kopf trug, zog ich weiter über die Ohren.

Ich dachte nach. Über die Schule, meine derzeitigen Leistungen, Tim und vor Allem Tobi. Ich verschwieg ihm schon die ganze Zeit das mit Tim und dazu dachte er ich wäre endlich zur Besinnung gekommen, was Sport anging. Ich hatte ihn in der letzten Woche so oft angelogen. Würde er das herausfinden, dann wäre mein letzter verbliebener Freund auch noch weg.

In den Gedanken versunken lief ich weiter. Ein Hupen holte mich allerdings aus meiner Traumwelt heraus.

"Hey, es ist nicht grad warm da draußen. Kann ich dich mitnehmen?"

Nein, das konnte nicht wahr sein. Nach dem Ganzen, was am Freitag zwischen uns vorgefallen war, konnte er jetzt nicht wirklich denken, ich würde mich nochmal freiwillig in dieses Auto setzen. Nur über meine Leiche.

Ich drehte mich langsam nach links, um Tim in die Augen sehen zu können, der inzwischen ausgestiegen war, um mir Gentleman-like die Tür offen zu halten.
Ohne ihm auch nur einen Blick als Antwort zu geben, drehte ich mich wieder um und setzte meinen Weg fort.
So ein eingebildeter Lappen.

"Stegi, jetzt warte mal!", rief Tim und drehte mich keine fünf Sekunden später an meiner Schulter zu sich um. 

"Lass mich los. Und am Besten auch in Ruhe. Ich setze keinen Fuß mehr in dieses verdammte Auto. Jetzt lass mich los", meinte ich so ruhig, wie es mir möglich war. Tim schaute auf seine Hand, die noch immer auf meiner Schulter lag und zog sie weg. Irgendwas schien an der Stelle, an der er vor zwei Sekunden seine Hand noch hatte, zu fehlen. 

Damn, he is gay! | Stexpert (Reupload)Where stories live. Discover now