Tag 38 [22.05.2016]

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Ich fand es ja mega süß, dass meine Eltern ihre Silberhochzeit feiern wollten und sich nach 25 Jahren immer noch so sehr lieben wie am ersten tag, aber dass meine Mutter mich um 6 Uhr wecken musste, fand ich etwas übertrieben. Ich war auch nur ein Mensch und 6 Uhr in der Früh aufstehen am Wochenende, war einfach nur unmenschlich.

Der Zeitplan meiner Mutter sah in Etwa so aus:

- 6 Uhr aufstehen
- 7 Uhr geht jeder nacheinander duschen
- 8 Uhr beim Bäcker die Torte abholen und in die Lagerhalle bringen
- 9 Uhr in die Lagerhalle fahren, die kurzfristig dank des Regens gemietet wurde

Alles andere wusste ich noch nicht so genau. Ich war aber auch froh, wenn wir endlich alle in der Lagerhalle waren, ich meine Rede fertig hatte und der Tag dem Abend entgegen ging.

Tatsächlich ging ich um 7 Uhr erstmal duschen, um mir danach von meinem Vater mit dem Kragen des Hemdes helfen zu lassen, während meine Mutter duschte. Gott sei Dank hatte der Verkäufer meines Jacketts und  Hemdes gemeint, dass eine Krawatte oder Ähnliches nicht dazu passt. War nur eine Vermutung, aber vermutlich hatte er meinen erschrockenen Blick gesehen, als meine Mutter mir so ein Ding umbinden wollte. Jedenfalls hatte er mir im selben Moment noch zugezwinkert. Netter Kerl, ich müsste mich später noch bei ihm bedanken, wenn er tatsächich mit seinen Freunden was vorspielen und vorsingen würde.

Nachdem mein Vater und ich soweit fertig waren, fuhren wir schon mal vor zur Lagerhalle, da meine Mutter mit ihrem Wagen inklusive ihrem Kleid nachkommen würde.

Ich half meinem Dad mit den "Vorbereitungen", wie die Tische aufzustellen, zu dekorieren, die Mikrophone etc. aufzubauen und eine Art Spielecke für die kleineren Kinder herzurichten, die dort dann ungestört spielen und malen konnten. Auf die Tische stellte ich auf jeden Platz ein kleines Namenskärtchen, mit denen die Leute wussten, wo sie sitzen würden. Als ich Tims Kärtchen in den Händen hielt und auf meinem Plan sah, dass er bei Tobi und mir sitzen würde, fingen meine Schmetterlinge wieder wie verrückt an Samba zu tanzen.

Langsam trudelten auch die Angestellten Kellner ein, die sich um die Küche und das Buffet, bestehend aus Bratkartoffeln, Fleisch, verschiedenen Salaten und ein paar weiteren Kuchen, kümmern sollten.

Ich hatte mir den Zettel mit meiner Rede noch kurz vor dem Gehen in meine Hosentasche gesteckt und laß ihn nochmals durch. Ich war mehr als zufrieden damit und ich hoffte meine Eltern sowie Tim auch.

Wenig später kam auch meine Mutter, ziemlich gestresst und überfordert wie es aussah. Ich ging zu ihr und half, das Kleid, die Schminke und die Stylingprodukte in einen Raum nebenan zu verfrachten. Sie wollte sich unbedingt erst hier zurecht machen, aus Angst, dass während der Fahrt etwas ruiniert werden könnte. Immer diese Frauen.

Da in der Location nicht mehr viel zutun war, sah ich meiner Mutter beim schminken und stylen zu. Der Raum war weiß und kaum mit Möbeln ausgestattet. Eine Lagerhalle konnte man das Ganze glaube ich eher weniger nennen.

Im großen "Festsaal" sah inzwischen alles hinreisend aus. Überall waren blaue Blumen, die mein Vater und ein Florist gestern schon hergebracht hatten. Auf den Tischen standen die kleinen Namenskärtchen und in der Mitte waren kleine Servietten ausgelegt, auf denen kleine Steinchen und eine kleine Blumenvase jeweils standen. Man konnte fast meinen, meine Eltern würden zum ersten Mal heiraten.

Ganz vorne, etwas weiter neben dem Eingang, war eine relativ große Bühne, auf der später diese Band spielen und ich meine Rede halten würde. Zwar hatte ich bis dahin noch Zeit, doch leichter Nervositätsschweis bildete sich schon auf meiner Haut.

Um 14 Uhr kamen die ersten Gäste, denen ich Champagner und Orangensaft am Eingang anbieten sollte. Auch Tobi kam nach kurzer Zeit und stellte sich zu mir, um zu helfen. Meine Großeltern und den Rest der Verwandtschaft umarmte ich herzlich, da ich sie auch ziemlich selten sah. Tim kam auch nach einer halben Stunde nicht, obwohl jeder andere schon da war. Nun ja, er musste ja auch nicht kommen, ich wusste nicht, ob er zugesagt hatte.

Damn, he is gay! | Stexpert (Reupload)Where stories live. Discover now