Tag 26 [10.05.2016]

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Tim P.o.V

Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, was diese ganzen Badboy Vollspasten immer so toll an dieser ganze Aufmerksamkeit finden. Ich interessierte mich wenn für ein Mädchen, wozu sollten mich dann dutzende angaffen? Im Grunde war der heutige Morgen einfach nur grausam, wobei ich nicht wusste, ob die nervtötenden Weiber oder Rafis Ignoranz mir gegenüber schlimmer waren. Beides kotzte ziemlich an, denn ich konnte weder 20 Mädels ab, die ununterbrochen an mir hingen, noch die Stille zwischen meinem Bro und mir. Man konnte es mir wohl nie recht machen.

Sonst verlief der Schultag eigentlich sehr schleppend und ereignislos. Das einzige, was den Tag ein wenig in die Gänge brachte und ein wenig spannend machte, war die Tatsache, dass das Gerücht, der Türkis haarige und der Orange haarige seien zusammen, kein Gerücht mehr war. Allerdings interessierte ich mich auch nicht wirklich für den Tratsch unserer Schule, also war das auch kein allzu großes Ereignis in meinen Augen.

Was den Tag etwas in die Höhe treiben sollte, war das Basketballtraining heute Nachmittag, das ich zum ersten mal seit zwei Wochen wieder besuchen konnte. Die letzte Woche hatte ich totales Trainingsverbot, wie sollte es bei 41° Fieber auch anders sein, was mich noch schlapper, als ich ohnehin schon war, werden ließ.

In der Sporthalle angekommen, schlenderte ich wie immer zuerst in die Umkleidekabine, um mich mit nötigem Equipment auszustatten. Auch Rafi kam nach kurzer Zeit, doch wie schon seit rund 24 Stunden, wechselten wir kein Wort miteinander. Diese eisige Stille zwischen uns würde mich früher oder später noch umbringen, vorerst konnte ich allerdings noch damit umgehen, was mich jedoch auch schon einiges an Selbstbeherrschung kostete. Am liebsten wäre es mir ja gewesen, ihm eine reinzuhauen, wie er es gestern bei mir tat. Es war echt ein Schock, dass mein Bro, mein bester Freund mir eine in die Fresse geschlagen hatte. Naja, ins Auge triffst wohl eher. Die ganze Aufmerksamkeit heute, war tatsächlich nur meinem blauen Auge zu verdanken.

Ehrlich gesagt weiß ich bis jetzt nicht, was Rafi geritten hat, dass er mir erst die Fresse poliert und dann kein Wort mit mir spricht. Scheint seine Tage zu haben der Junge...

In Gedanken schwelgend lief ich aus der Umkleide, ohne die Tür wieder zu schließen, was jedoch keine Absicht war. Dennoch durfte ich mir ein genervtes „Vergessen wie man eine Tür zumacht?" von einem meiner Teamkameraden anhören. Ich kommentierte es nur mit meinem Mittelfinger, den ich nach hinten ausstreckte, ohne mich umzudrehen.

Das Ganze gestern war einfach zu seltsam. Erst quittierte mich Rafi in den Park, um mir dann zu sagen, dass ich nicht mehr viel Zeit mit Stegi hatte und mir auf meinen Kommentar hin, dass ich noch einen Monat Zeit habe und es außerdem langsam angehen wollte, eine reinzuhauen. Ich verstand den Typ einfach nicht. Ich würde die Wette früher oder später noch gewinnen, ob ich es in einer Woche oder eben einem Monat schaffen würde, war ja im Grunde schnuppe. Ich verstand auch nicht, wieso er so fixiert darauf war, dass ich die Wette gegen ihn gewann. Was sollte der ganze Mist eigentlich?

In der Halle stellte ich meine Tasche in die Ecke, wo auch schon zwei weitere Sporttaschen standen. Da allerdings niemand in der Halle war, lief ich einfach schon ein paar Runden, in der Hoffnung, meinen Gedanken für wenige Minute entrinnen zu können. Leider konnte ich das nicht, wie war es anders zu erwarten. Immer mehr Fragen türmten sich in meinem Hirn. Wie würde wohl meine Mutter reagieren, wenn sie das blaue Auge sehen würde? Gestern hatte ich das Glück, dass sie hauptsächlich schlief, da sie kaum Schlaf abbekommen hatte die letzte Zeit. Wenn ich ihr heute oder morgen dann über den Weg laufen würde, könnte ich mich auf einige Fragen gefasst machen, auf die ich ehrlich keine Lust hatte. Außerdem, würde ich die Wahrheit sagen, würde sie mit Rafis Mutter reden, mit der sie seit Kindestagen befreundet ist. Zudem stünde unsere Wette und auch unsere Freundschaft auf dem Spiel. Das wollte ich nicht riskieren. Auf der anderen Seite würde ich also meine Mutter anlügen müssen, auf was ich auch nicht wirklich Lust hatte. Ich saß in der Patsche, denn für eine Option würde ich mich entscheiden müssen. Was ich im Endeffekt tat, war noch offen.

Mit der Zeit trudelten immer mehr Jungs aus meiner Mannschaft ein. Ausnahmsweise wurde ich mal nicht als Schwuchtel betitelt, was ich ganz angenehm fand. Es redete niemand wirklich mit mir. Was war nur heute los? Hatte ich irgendwas falsch gemacht?

Plötzlich spürte ich etwas Hartes an meinem Kopf. Ich drehte mich in die Richtung, aus der das mir noch unbekannte Flugobjekt gekommen zu sein schien. In mein Blickfeld fiel Rafi, der gerade einen Basketball aufhob, der nicht weit von mir entfernt lag. Anscheinend das unbekannte Etwas, dass mir ans Hirn geflogen war.

„Was sollte das denn?", fragte ich leicht angepisst, was er nur mit einem Schulter zucken abtat. Ich verdrehte genervt die Augen und dehnte mich ein bisschen.

„Also eigentlich sollten wir uns zu zweit den Ball passen, doch du warst so in Gedanken, dass du den Ball nicht hast kommen sehen, beziehungsweise nicht mitbekommen hast, wie ich deinen Namen gesagt habe", erklärte Rafi sein Handeln. Dies waren in der Tat die ersten Worte, die wir die letzten 24 Stunden wechselten.

Damn, he is gay! | Stexpert (Reupload)Where stories live. Discover now