Tag 16.2 [30.04.2016]

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Ich hätte es wissen müssen. Welcher Typ lässt sich schon eine Party entgehen? Rafael sicher nicht und wenn er dort stand, konnte auch Tim nicht mehr weit sein. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm heißt es doch so schön.

Nervös schenkte ich mir was ein und stellte mich an eine Stelle, an der ich einen guten Überblick über die Menge hatte. Tobi hatte sich ein hübsches Mädchen geangelt und tanzte ausgelassen mit ihr. So viel zum Thema 'unter Freunden wieder was machen'. Doch es war okay, Hauptsache er war glücklich.

Ich erschrak als Tim auf einmal auf mich zukam. Ich wollte nicht mit ihm reden. Nicht hier. Nicht in diesem Zustand. Wer weiß, wie das alles noch enden würde. "Coole Party", meinte Tim nur und schenkte sich ausgiebig was von der Jacky Cola ein. "Aber weißt du... Ich wäre jetzt viel lieber woanders", wieder war Tim mir so nahe und wieder hatte er dieses dreckige Grinsen im Gesicht. Dieses Mal fand ich es jedoch einfach nur abstoßend und nicht so hinreißend wie die anderen Male.

"Tim... Hör auf. Bitte", bettelte ich schon fast. Doch anstatt damit aufzuhören, machte er weiter. Er kam immer näher auf mich zu, packte mich auf einmal an der Taille und drehte mich zu sich um, sodass ich nun direkt vor ihm stand. "Du willst es doch auch", flüsterte er in mein Ohr und fing kurze Zeit später auch schon an daran zu knabbern. Mir wurde wieder warm. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Dieser Typ machte mich wahnsinnig, aber das musste ein Ende haben. Ich musste einfach wissen, ob seine Gefühle für mich wirklich real waren oder ob alles doch nur ein Fake war.

"Ja schon. Aber ich bin mir nicht ganz so sicher, ob du es auch unbedingt willst", sagte ich nun mit einer etwas fester Stimme und drückte ihn wie so oft schon von mir weg. Das alles ging mir zu schnell. Es waren bisher nur zwei Wochen gewesen. So schnell konnte das alles nicht passieren. Davor war ich doch auch nur ein Stück Luft für ihn, das hin und wieder mal fertiggemacht wurde.

Ich war schon so gut wie aus der Tür als ich auf einmal am Ärmel meines Hemdes festgehalten wurde. "Stegiiii...", lallte Tobi plötzlich. Der Junge war ja voll bis oben hin. "Lass uns spielen...", lallte er weiter und zog mich wieder zurück ins Haus, durch die tanzende Masse hindurch bis hin zur Küche.

"Was willst du? Du bist voll bis oben hin. Ruh dich lieber aus", meinte ich während ich mich versuchte aus seinem etwas zu starken Griff zu lösen. "Nein. Wir spielen jetzt", sagte er bestimmt und schloss die Küchentür hinter sich zu.

"Tobi. Was wollen wir hier zu zweit?", verwundert blickte ich den mittlerweile etwas komisch blinzelnden Jungen neben mir an.

"Wer hat denn gesagt, dass ihr nur zu zweit seid?", lachte plötzlich eine Person.

"Rafael... Tim?", mir stockte der Atem. Mein Leben meinte es in den letzten paar Wochen wirklich gut mit mir. Nicht.

"Da ihr zwei ja jetzt hier seid können wir ja jetzt n kleines Trinkspiel spielen. Die Regeln sind ganz einfach.", begann Rafi. So wie sich seine Stimme anhörte, duldete er keine Widerrede "Also. Jeder trinkt zu Anfang drei Shots. Dann hat jeder einen gefüllten Shot vor sich stehen außer zwei Personen. Die haben ein leeres Glas dastehen. Dann wird reihum eine Ja/Nein Frage an irgendwen gestellt und wenn mit Ja geantwortet wird, muss jeder sein Glas nach links geben und wenn man Nein sagt nach rechts. Nach fünf Runden muss man seinen Shot trinken und wer Glück hat, hat das leere Glas erwischt."

Alle grinsten und nickten, Rafi und Tim nahmen sich jeweils einen Shot, Tobi und ich hatten die beiden leeren Gläser. "Lasst uns doch bloß ein leeres Glas nehmen, is lustiger", lallte Tim schon wieder. Die anderen beiden fanden die Idee gut, weshalb Tobi sich auch einschenkte.

Wir setzten uns an den Küchentisch und stellten die Gläser vor uns. "Ich fang an!", rief Tim mit seiner tiefen Stimme.

"Also Tobi!", fing er grinsend an, "bist du noch Jungfrau?". Mein bester Freund fing an zu lachen und reichte sein Glas nach rechts zu Rafi, ich gab meins Tobi und bekam das von Tim.

"Nun gut, Rafi. Bist du hetero?", fragte er grinsend. Zu meiner Überraschung gab er das Glas allerdings nach links zu Tim weiter, was hieß, dass er nicht hetero war. Wir sahen ihn schockiert an. "Quatsch das war verarsche, gib das Glas wieder rüber du Pfosten", lachte er und nahm Tim das Glas wieder weg, um es zu Tobi hinzustellen.

"Lieber kleiner Stegi", meinte er hämisch grinsend. Ich erwartete das Schlimmste. "Bist du derzeit verliebt?". Ich reichte mit einem bösem Blick das Glas nach links zu Tim.

"Tim, stehst du auf einen Typen?", fragte ich ihn ernst.

Schulter zuckend gab er sein Glas nach links zu Rafi, der auch etwas schockiert zu sein schien.

"Rafi, hast du schon mal daran gedacht, wie es wäre einen Jungen zu vögeln?", lachte Tim. "Nein!", rief Rafi etwas zu hoch und gab sein Glas nach rechts zu Tim zurück. Vielleicht war es auch ganz gut, dass Tim das leere Glas erwischt hatte, bei dem, was er schon getrunken hatte. Tobi, Rafi und ich kippten unsere Shots runter und gingen wieder aus der Küche ins Wohnzimmer. Die Zeiger der Uhr verrieten uns, dass inzwischen kurz vor Mitternacht war und seltsamerweise war auch kaum noch jemand da. Wir scheuchten noch die restlichen raus, während Tim es sich schon auf der weißen Couch gemütlich gemacht hatte, die zum Glück keine sichtbaren Flecken hatte. Auch der Fernseher blieb unbeschädigt, wofür ich Gott inständig dankte.

Tim schnarchte schon friedlich, ich konnte jedoch noch nicht ans Schlafen denken. Mir machte das mit dem Trinkspiel noch immer etwas zu schaffen, zudem musste ich noch aufräumen, wobei mir zum Glück Tobi half und auch Rafi nahm ein paar Plastikbecher und schmiss sie in den Müll.

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Nach knapp einer Stunde waren wir fertig. Da auch Tobi und Rafael etwas angetrunken waren, ließ ich sie ebenfalls hier pennen. Rafi ging ins Gästezimmer und meinen besten Freund verfrachtete ich in mein Bett. Ich selbst legte mich ins Bett meiner Eltern, da meine Mutter sowieso erst morgen Mittag wieder kommen würde.

Noch lange plagten mich die Gedanken mit Tim, doch irgendwann schlief ich unruhig ein.


Damn, he is gay! | Stexpert (Reupload)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt