Tag 29.2 [13.05.2016]

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Stegi P.o.V.

Mit einem leichten Grinsen im Gesicht machte ich die Tür auf und glitt, nachdem ich sie wieder geschlossen hatte, an dieser hinunter auf den Boden.
Der heutige Tag war einfach so wundervoll.

Tim war so anders. So liebevoll. Nicht so wie in den letzten Wochen.

Verträumt schloss ich meine Augen und verweilte noch ein bisschen in meiner Traumwelt, bis ich plötzlich immer näher kommende Schritte hörte.

"Stegi? Was machst du da? Und wer war das gerade eben an der Tür?", erklang plötzlich die leicht strenge Stimme meiner Mutter.

Schnell stand ich wieder auf, sodass ich mich nun direkt vor meiner Mutter befand. "Mum. Das war Tim. Der, der nach der Party mal bei uns übernachtet hat", beantwortete ich ihre Frage, die erste gekonnt ignorierend.

Doch anstatt irgendwelche Anstalten zu machen sich zu bewegen, blieb meine Mutter einfach weiter, immer noch mit derselben Mimik und derselben Haltung, direkt gegenüber von mir stehen.

"Stegi...", setzte sie an "Du hast ihn umarmt"-"Ja und? Freunde umarmen sich halt", suchte ich schnell als Antwort. Wirklich Lust ihr von meinen ganzen Gefühlen, welche ich schon eine gewisse Zeit lang für Tim pflegte, zu erzählen hatte ich jetzt nicht unbedingt. Ich wollte einfach nur noch ins Bett und über das alles in Ruhe und vor allem alleine nachdenken.

Doch da hatte ich dir Rechnung ohne meine Mutter gemacht.

"Es hat 10 Jahre gedauert, bis du dich getraut hast Tobi die Hand zu schütteln und jetzt willst du mir Weiß machen einfach so einen Typen zu umarmen, von dem ich erst seit knapp zwei Wochen weiß?", sagte sie nun, während sie mir direkt in die Augen starrte. Das heißt dann wohl entweder ich fliehe ins Ausland, hol mir nen neuen Namen und werde Alpakazüchter in Mexiko oder ich sage meiner Mutter die Wahrheit und hoffe, dass sie mir nicht den Kopf abreißen wird.

Die erste Option hörte sich doch ganz gut an. Das Essen in Mexiko schmeckt bestimmt lecker.

In meinen Gedanken darüber grübelnd wie ich wohl auf den schnellsten Weg nach Mexiko komme, merkte ich nicht, wie dieses Wesen von Mutter mit langsam Schritten auf mich zukam, mein Gesicht auf einmal in ihre Hände nahm und jede einzelne Pore meines Gesichtes genau untersuchte.

"Du bist doch nicht etwa verliebt in ihn?", kam es erschrocken von ihr. Ihr Mund war nun so sehr aufgeklappt, sodass sie sicherlich ne Chubby Bunny Challenge damit gewinnen könnte, doch das war jetzt eher nebensächlich.

Allmählich drangen ihre Worte zu mir, wodurch nun auch ich sie mit ungefähr dem gleichen Gesichtsausdruck anstarrte.

"Wie kommst du nur darauf?", fuhr ich sie entgeistert an "Das geht dich überhaupt nichts an!" und damit befreite ich mich aus ihrem eher schwächlichen Griff und rannte die Treppe hin auf.

Das letzte, was ich brauchte, war eine Mutter, die wie aus dem Nichts plötzlich ihrem sonst so uninteressanten Sohn, volle Aufmerksamkeit widmen wollte. Normalerweise hielt sie es doch auch nicht für nötig mit mir zu reden.

"Stegi! Jetzt komm gefälligst wieder runter und rede vernünftig mit mir!", hörte ich meine Mutter noch, ehe ich schließlich in mein Zimmer ankam, um erst mal die Tür mit einem lauten Knallen ins Schloss fallen zu lassen.

Von unten her vernahm ich noch dumpfes Geschrei, welches nach einer Weile zum Glück auch wieder verstummte.

Frustriert ließ ich mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und legte meinen Kopf auf den sich vor mir befindenden Tisch.

Der heutige Tag mit Tim war so wundervoll, so einzigartig gewesen. Jede Sekunde davon habe ich genossen. Bei jedem Augenblick, den ich bei ihm war, fühlte ich mich so wohl, so geborgen. Ich fühlte mich frei und-

Kurz hielt ich inne. Höre ich mir manchmal eigentlich selbst beim Denken zu? Wohl eher nicht.

Ich war mir über meine Gefühle für Tim schon lange genug im Klaren, aber ich sollte wirklich aufhören so zu übertreiben.
Dieser Typ brachte mich einfach dazu Dinge zu denken, von denen ich bis vor ein paar Jahren noch nicht einmal gedacht hätte, dass sich so etwas jemals in den Tiefen meines Gehirnes festsetzen könnte. Aber nun ja. Man wird immer eines Besseren belehrt.

Ein leises Klopfen an der Tür ließ mich zusammenzucken. Konnte meine mich Mutter nicht einfach in Ruhe lassen? Klar bin ich ihr Sohn und sie hat jedes Recht dazu, zu erfahren, was zwischen Tim und mir läuft, doch ich kann es ihr nicht sagen. Ich weiß doch selbst nicht, was das zwischen uns ist.

Das Klopfen wiederholte sich.

Als die Person auf der anderen Seite der Tür merkte, dass ich immer noch keine Reaktion gezeigt hatte, ging die Tür einen kleinen Spalt auf und eine eher kleinere Frau kam zum Vorschein. Meine Mutter. Wer denn sonst? Etwa Cumberbatch höchstpersönlich?

Bei diesem Gedanken musste ich versuchen ein kleines Lächeln zu vermeiden.

Konzentriere dich auf die Situation.

"Stegi...", gab meine Mutter leise von sich, nachdem sie die Zimmertür hinter sich wieder geschlossen hatte.

"Wer hat gesagt, dass du einfach so in mein Zimmer kommen kannst?", meinte ich nur schnippisch und legte meinen Kopf auf die andere Seite.

Ein hörbarer Seufzer ging von meiner Mutter aus erfüllte den sonst stillen Raum.

"Stegi. Ich weiß wie schwer das für dich alles ist. Glaub mir. Mit mir und meiner Mutter war es damals genau dasselbe. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sie reagiert hat als ihr sagte, dass ich mit deinem Vater zusammen bin."

Ich schwieg.

Ein weiterer Seufzer. Jetzt hörte ich sanfte Schritte.

"Ich weiß, dass weder dein Vater noch ich uns in der letzten Zeit sonderlich viel um dich gekümmert haben. Aber du sollst trotzdem wissen, dass wir dich lieben. Wir sind froh so einen Sohn wie dich zu haben. Auch, wenn du manchmal ganz schön anstrengend sein kannst. Wir sind doch auch nicht besser."

Stille. Mal wieder.

Noch ein letzter Seufzer von meiner Mutter.

Kurz bevor sie sich wieder umdrehte, um aus meinem Zimmer zu gehen, drehte ich mich plötzlich mit meinem Stuhl in ihre Richtung.

"Wie war das damals bei Papa und dir?"


Damn, he is gay! | Stexpert (Reupload)Where stories live. Discover now