Kapitel 17

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Maria hatte wohl bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie hatte Lucia und mich den ganzen Tag über eingespannt. Ich hatte allen Ernstes alle Badezimmer im Haus putzen müssen! Ich war, ehrlich gesagt, schon empört deswegen. Ich meine, ich habe noch nie zuvor überhaupt irgendetwas geputzt. Doch als Lucia ein kleines Radio mit schleppte, welches uns in allen Bädern unterhielt, machte es dann doch Spaß. Wir sangen und tanzten während wir Toiletten und Waschbecken schrubbten. Sie wusste zwar nicht, was vorgefallen war, oder dass überhaupt etwas passiert war, doch sie lenkte mich wunderbar ab. Als wir dabei waren das Abendessen vorzubereiten – heute würden wir grillen – kam Tito in die Küche. Ihm folgten Mano und Fernando.

„Hey Jungs!", Lucia hüpfte fröhlich von einem zum anderen und umarmte alle. Ich schenkte nur allen ein Lächeln, welches sie mit einem Grinsen erwiderten. Ich war erleichtert, dass Chico sich nicht blicken ließ. Ich wollte ihn lieber überhaupt nie wieder sehen.

Vier Tage später war ich sauer. Ich war so unglaublich sauer auf Chico, weil er sich seit seiner Aktion weder blicken ließ, noch gemeldet hatte. Und ich litt. Ich litt wirklich darunter. Ich mochte ihn. Das war sicher. Und ich wollte ihn eigentlich überhaupt nicht mögen, er war nicht gut für mich. Er war alles, was ich nie wollte. Er war unhöflich, grob und gefährlich. Ich wollte immer einen netten Kerl haben der Geld hatte und sich um mich sorgte. Chico sorgte sich aber nicht. Er sorgte sich um die Familia. Das war alles.

„Was ist denn los?", Lucia sah erstaunt von ihrem Buch auf, das sie gerade gelesen hatte. Ich saß auf ihrem Sofa und blätterte in einem Magazin.

„Wieso?", fragte ich verwundert. Sie erhob sich aus ihrer liegenden Position auf dem Bett und schlug ihre Beine unter.

„Du hast so laut geatmet."

„Was habe ich?"

„Du hast geschnauft wie ein wütender... keine Ahnung? Wie ein Stier?"

„Was? Ich schnaufe nicht wie ein... Stier...!", murmelte ich.

„Doch, natürlich."

„Nein. Das ist nicht wahr."

„Ich hab es doch gehört!", widersprach sie. „Du bist sauer, warum?"

„Ich bin nicht sauer."

„Klar, ich hab das schon den ganzen Tag gemerkt. Beim Frühstück hast du dein Rührei behandelt, als hätte es deine Gucci-Tasche geklaut."

„Was soll denn das Rührei mit meiner Tasche?", fragte ich. Lucia verdrehte ihre Augen.

„Hör auf mich zu verarschen. Was ist los? Raus mit der Sprache!", verlangte sie streng. Ich seufzte.

„Na schön.", murmelte ich ergebend. „Ich bin sauer."

„Ha!", sie schrie auf. „Und warum?"

„Ich bin sauer auf Chico!"

„Schon wieder?"

„Hey, was heißt hier schon wieder?", keifte ich.

„Naja, du bist immer sauer auf ihn!"

„Ja!", rief ich. „Weil er unhöflich ist!"

„Erzähl mir was Neues!"

„Er hat mich neulich fast vergewaltigt und jetzt meldet er sich nicht!", rief ich im Eifer des Gefechts. Erst als Lucia nach Luft schnappte und mich geschockt ansah, merkte ich, was ich das gerade von mir gegeben hatte.

„Was hat er gemacht?"

„Nein... er hat mich nicht vergewaltigt. Auch nicht fast."

„Ja und was dann?", ihre Stimmte klang verblüfft.

Verschiedene WeltenWhere stories live. Discover now