Kapitel 20

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Am späten Abend saß ich in Chicos Zimmer. Lucia war früh eingeschlafen. Sie war völlig fertig gewesen. Auch Maria hatte die schlechte Nachricht nicht gut aufgenommen. Sie hatte sich daraufhin in ihr Zimmer zurück gezogen und so hatte ich die letzten Stunden damit verbracht aufzuräumen und Essen zu machen. Jetzt saß ich auf Chicos Sofa im dunklen Zimmer und wartete darauf, dass er zurück kommen würde. Ich wusste, dass er sich aus der Affäre stehlen würde um dieses Gespräch so lange wie möglich heraus zu zögern, deshalb wartete ich hier. Als er schließlich kam wirkte er weder überrascht, noch erschrocken, dass ich bereits hier war.

„Hi.", sagte er leise während er seine Waffe auf die Kommode legte.

„Hey.", ich stand langsam auf und sah ihn abwartend an. Er breitete seine Arme aus und innerhalb weniger Sekunden drückte ich mich fest an ihn. Sein Geruch, mein neuer Lieblingsduft, strömte in meine Nase und ich fühlte mich gleich etwas besser.

„Wir reden gleich. Ich möchte kurz duschen.", sagte er mit kratziger Stimme. Erst als ich mich von ihm löste sah ich die Blutspur auf seinem Gesicht. Ich schnappte nach Luft.

„Was ist passiert? Bist du verletzt?", fragte ich. Mein Herz schlug wie verrückt in meiner Brust.

„Nein. Mir geht's gut. Es ist nicht mein Blut."

„Wessen Blut ist es dann?", fragte ich besorgt.

„Jamie... ich kann mit dir nicht darüber reden."

Ich schluckte. Er vertraute mir nicht. Ich nickte leicht und versuchte mir die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Doch wieder fragte ich mich: Wo zur Hölle war ich hier gelandet?

Ich fühlte mich jedoch sofort wieder besser als Chico mir einen Kuss auf die Stirn drückte ehe er sich ganz von mir löste. Es war eine so kleine und zärtliche Geste, trotzdem berührte sie mich tief. Es passte nicht zu ihm. Überhaupt nicht. Als Chico im Bad verschwunden war setzte ich mich zurück auf das Sofa. Lange Zeit betrachtete ich die schwarze Waffe, die auf der Kommode lag. Hatte sie heute einen Menschen getötet? Wie viele Menschen wurden durch Chicos Hand schon getötet? Ich wurde erst aus meinen düsteren Gedanken gerissen als die Badtür aufging und Chico, nur mit einem Handtuch um die Hüften, heraustrat. Sofort merkte ich, wie mir die Röte in die Wangen stieg. Schnell wandte ich meinen Blick ab. Ich durfte mich jetzt nicht ablenken lassen. Wir mussten reden. Doch Chico war ja auch nicht blöd, natürlich hatte er meinen Blick bemerkt. Ohne etwas zu sagen kam er auf mich zu. Meine Hände begannen zu schwitzen. Als seine Hand meine Wange berührte und zärtlich darüber strich, überkam mich ein wohliger Schauer. Schließlich beugte er sich zu mir herunter und küsste mich. Ich konnte gar nicht anders, als den Kuss zu erwidern. Doch als er mit seinen Beinen rechts und links von meinen Beinen kniete, die Hände an der Lehne des Sofas abgestützt, wurde mir heiß, und zwar so richtig. Wenn ich nur daran dachte, dass er außer dem Handtuch nichts an hatte...

„Stopp!", krächzte ich daher und legte meine Hände auf seine Brust. Sofort richtete er sich auf. Ich räusperte mich.

„Wenn du so... auf mir... kniest...", ich nickte zu unseren Beinen, „ich kann so nicht... denken!"

Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Ich kann nicht denken, wenn du so schüchtern bist und mich dabei so ansiehst!", hauchte er und platzierte einen weiteren Kuss auf meiner Stirn. Dann stand er – Gott sei Dank! – auf.

„Okay. Reden wir.", sagte Chico als er sich Boxershorts, Jogginghose und ein Shirt angezogen hatte. Er setzte sich neben mich auf das Sofa und schaute mich direkt an.

„Ja. Reden wir.", meinte ich leise. „Was meinten die anderen als sie sagten, du solltest dich von mir fernhalten?"

„Was ist daran nicht zu verstehen?", fragte Chico. Ich verdrehte meine Augen.

Verschiedene WeltenWhere stories live. Discover now