Kapitel 35

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Geplant hatte Lucia einen lustigen Mädels-Abend in den Bars der Stadt. Es hatte ganze fünf Tage gedauert, Chico zu überreden. Schließlich gab er nach und ich freute mich riesig, mal wieder auszugehen. Lucia hatte die Musik in unserem Zimmer laut aufgedreht. Sie war gerade dabei ihre Nägel zu lackieren während ich im Badezimmer stand und mich schminkte. Sie lieh mir ein blaues Kleid, welches zwar sexy und eng war, jedoch trotzdem Stil hatte. Ich gefiel mir darin unheimlich. Als wir schließlich die Treppen nach unten gingen wartete Chico bereits an der Haustür.

„Na endlich...", murrte er als er uns hörte, dann drehte er sich um und ich musste laut lachen, als ich sein Gesicht sah.

„Scheiße! Nein, so gehst du nicht aus!", knurrte er und sah ungläubig mein Kleid an.

„Halt die Klappe, Chico! Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter! Emanzipation ist voll im Trend!", flötete Lucia während sie an ihm vorbei stöckelte. Ich drückte ihm im Vorbeigehen einen Kuss auf die Wange.

„Ich mein das ernst, Jamie, du kannst so nicht ausgehen!", versuchte er es erneut. „Ich will nicht, dass andere Kerle...", er zeigte auf mich, „...das hier sehen!"

„Ich hab dich noch die eifersüchtig erlebt, Chico!", mischte Lucia sich wieder ein.

„Fuck, was redest du da? Ich bin nicht eifersüchtig!"

„Dann hast du sicher nichts dagegen, wenn Jamie ihr Kleid so trägt?", Lucia beugte sich herunter und zog den Saum meines Kleides etwas höher.

„Scheiße! Nein, auf keinen Fall!", fluchte er und schlug Lucias Hände von meinen Beinen weg, um das Kleider wieder nach unten zu ziehen.

„Okay, das reicht jetzt!", ich schlug die Hände der beiden wie lästige Fliegen weg während ich kicherte. Es war vollkommen ungewohnt und doch so süß, ihn so zu sehen. Sonst hatte er die Gefühlswelt eines Steins, in so in Rage zu sehen, wegen mir, gefiel mir unheimlich. Er fluchte zwar in jedem Satz, doch genau das war es, was ihn ausmachte.

Während der gesamten Autofahrt hatte Chico kein Wort mehr gesagt. Als wir ausstiegen, hatte er mir nur einen flüchtigen Kuss gegeben, dann war er auch schon wieder davon gefahren. Lucia hatte sich darüber köstlich amüsiert und es gleich Becca erzählt, die wir in der Bar trafen. Auch Becca wischte sich am Ende die Lachtränen aus den Augen.

„Mein Gott! Wie hast du es geschafft, ihm so den Kopf zu verdrehen?", lachte die Braunhaarige während Lucia wild in der Gegend umher fuchtelte, um einen Kellner auf uns aufmerksam zu machen. Sie bestellte letztendlich drei Cocktails, deren Namen ich noch nicht einmal aussprechen konnte. Serviert wurden uns dann kitschig dekorierte Gläser mit einer pinken Flüssigkeit darin, die nicht nur so süß war, dass ich dachte, mein Magen würde zusammen kleben, sondern auch noch dafür sorgte, dass mir übel wurde. Trotzdem hatten wir viel Spaß, vor allem Becca erzählte Geschichten die so lustig waren, dass mir bereits nach wenigen Minuten der Bauch vom Lachen wehtat.

„Die hier sind von den Herren an der Theke!", sagte der Kellner der wieder diesen widerlichen Drink bei uns parkte. Ich stöhnte innerlich. Eigentlich war ich froh gewesen, dass ich mein Glas geleert hatte. Lucia und Becca dagegen nahmen ihre Gläser in die Hände und posteten den Fremden zu. Es handelte sich um drei Kerle, die uns angrinsten und ebenfalls ihre Gläser hoben. Wenig später hatten die drei es sich bei uns am Tisch bequem gemacht. Während Lucia und Becca ihren Spaß hatten und hemmungslos flirteten, versaute ich dem dritten Kerl wohl gerade den Abend. Ich ging auf keinen seiner Flirtversuche ein obwohl er wirklich charmant war. Doch meine Gedanken waren wieder nur bei Chico...

Der Abend an sich war zwar lustig, doch die Heiterkeit endete, als ich plötzlich etwas Nasses und Kaltes meinen Rücken hinab fließen spürte.

„Oh!", hörte ich da auch schon diese Stimme. „Das tut mir so, so Leid!"

Noch weniger ehrlich hätte Bella diese Worte gar nicht aussprechen können. Ich drehte mich wutentbrannt um während Lucia und Becca die Szene schockiert musterten.

„Sicher tut es das!", gab ich zischend zurück.

„Natürlich, Jamie!", zwitscherte diese blöde Kuh. Ihren Mund hatte sie zu einem perfekten O geformt.

„Fick dich, blöde Kuh!", knurrte ich da ich ihre Anwesenheit wirklich nicht mehr ertrug. Sie japste und tat gerade so, als hätte ich ihr eine gescheuert. Als sie jedoch bemerkte, dass sich keiner auf ihre Seite schlug, begann sie damit ebenfalls auszuteilen.

„Ich weiß gar nicht, wieso du dich so aufführst! Schließlich hast du mir den Freund geklaut. So etwas tun nur Schlampen!", kreischte sie. Diese Aussage sorgte dafür, dass ich einige Blicke erhielt, die so gar nicht nett waren. Bella lächelte kurz zufrieden.

„Schade nur, dass dieser Freund niemals wusste, dass ihr zusammen ward, Bella!", maulte ich zurück. Sie schnappte nach Luft.

„Wir wissen beide, dass das nicht stimmt!"

„Ach ja? Wir könnten diesen Freund ja fragen, ich bin gespannt, was er dazu sagen wird!"

„Ja, das bin ich allerdings auch! Ich kann sowieso nicht verstehen, was er mit dir möchte. In ein paar Wochen wirst du tot sein, das kann ich dir hier und heute versprechen!", überlegen zog sie ihre Augenbrauen nach oben während ich an der Reihe war mit erschrocken nach Luft schnappen.

„Was meinst du damit?", fragte ich, mein Herzschlag hatte sich plötzlich beschleunigt. Was wusste sie? Hatte es etwas mit diesen Fotos zu tun? Doch außer diesem fiesen Grinsen war von Bella nichts mehr zu hören oder zu sehen. Ich schätze, das war der Moment, in dem ich einen Blackout hatte. Völlig außer mir hob ich meine rechte Hand und schlug zu. Ich spürte, wie der Knochen ihrer Nase nachgab, als meine Faust darauf prallte. Sie schrie schrill auf, dann schoss eine Fontäne, bestehend aus Blut, aus ihrer Nase und versaute nicht nur ihr Kleid, sondern auch das, welches ich trug.

„Du hast mir die Nase gebrochen!", keifte sie während sie die Servietten annahm, die ihr ein Kerl hin streckte.

„Du hast es verdient!", gab ich kalt zurück. Kurz darauf spürte ich, wie ich am Arm weggezogen wurde. Als mir die kühle Nachtluft entgegen schlug, kam ich wieder zu mir. Im ersten Moment hörte ich nur das aufgedrehte Gelächter von Lucia und Becca. Verwirrt sah ich mich um. Ich hatte vielmehr erwartet, dass zumindest eine der beiden völlig ausrasten würde. Doch sie standen da und lachten.

„Oh mein Gott, Jamie! Das werde ich niemals vergessen!", kreischte Lucia während sie mir auf den Rücken klopfte. Zum Lachen war mir allerdings nicht zumute...

Mich beschlich ein ganz, ganz mieses Gefühl. Das hier, war der Anfang vom Ende...


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