Kapitel 37

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Die restliche Nacht hatte ich damit verbracht, Lucias Locken zu halten, während sie sich in die Toilette übergab. Es wurde schon hell, als ich sie endlich in ihr Bett verfrachtete. Ich hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, da polterte Maria in das Zimmer und riss die Vorhänge gnadenlos auf. Die Sonne strahlte herein und ich fühlte mich, als hätte ich letzte Nacht zu viel getrunken. Lucia lag neben mir, als wäre sie tot.

„Aufstehen, Mädchen!", herrschte Maria und zog die Decke von unseren Körpern. Ich richtete mich langsam auf, denn Widerstand war zwecklos. Lucia dagegen schnarchte weiter vor sich hin.

„Ich komme schon!", murmelte ich verschlafen.

„Lucia! Du auch, steh auf!", fuhr Maria gnadenlos fort.

„Lass sie schlafen Maria, ihr geht es nicht so gut!", sagte ich in der Hoffnung, sie würde nicht herausfinden, wieso es Lucia so schlecht ging.

„Ach ja? Das tut mir aber Leid!", sagte sie sarkastisch. „Lucia! Steh auf!", brüllte sie gleich darauf was dafür sorgte, dass Lucia hoch fuhr und die Ältere erschrocken ansah. Maria nickte zufrieden und verschwand aus dem Zimmer.

„Mir ist so schlecht!", jammerte Lucia während sie sich zurück in die Kissen fallen ließ.

„Das wundert mich nicht...", murmelte ich und ging schlaftrunken ins Badezimmer um mich zu waschen.

„Was ist gestern nur passiert?", stöhnte Lucia und versuchte mühevoll ihre Augen offen zu halten.

„Chico, Tito und Mano haben uns abgeholt...", sagte ich nachdem ich mir den Mund ausgespült hatte.

„Was?!", sie griff sich ängstlich in ihre Locken. „Die sind sicher so wütend auf uns!"

Ich zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon..."

„Bist du verrückt? Die werden uns in der Luft zerfetzen!"

„Hör schon auf Lucia, du bist echt die größte Dramaqueen, die ich kenne!"

„Du hast gut reden! Dich wird Chico am Leben lassen, weil du mit ihm vögelst!", prophezeite sie nickend.

„Lucia!", rief ich vorwurfsvoll. „Hör jetzt auf so eine Scheiße zu reden und steh auf! Maria wird uns nämlich umbringen, wenn wir in fünf Minuten nicht unten sind! Dann ist Chico unser kleinstes Problem!"

Maria grinste selbstzufrieden, während wir am Frühstückstisch saßen. Ich nippte an meinem Kaffee und lehnte mich gemütlich in meinem Stuhl zurück. Lucia saß mir gegenüber und hatte ihren Kopf auf der Tischplatte abgelegt. Das Frühstück stand unberührt vor ihr, während ich mir schon die zweite Portion Obstsalat auf den Teller häufte.

„Dann war es also ein lustiger Abend?", fragte Maria amüsiert. Ich lachte leise und Lucia brummte nur etwas Unverständliches. Kurz darauf trat Chico, der nur eine Jogginghose trug, was mir mal wieder die Röte ins Gesicht trieb, auf die Terrasse. Er beugte sich von hinten über mich, drückte mir einen Kuss auf die Wange und nahm sich ein Stück Melone von meinem Teller.

„Morgen.", murmelte er. Seiner rauen Stimme nach zu urteilen war er gerade erst aufgewacht. Als ich bemerkte, dass er mich angrinste, checkte ich erst, dass ich ihn angestarrt hatte wie in verliebter Teenager. Schnell nahm ich meine Gabel und stopfte mir ein Stück Ananas in den Mund.

„Guten Morgen!", gab Maria ihm die Antwort, die ich ihm nicht gegeben hatte, weil mein Hirn sich aufgrund dieser Verliebtheit abgeschaltet hatte und Lucia, weil sie noch betrunken war und wahrscheinlich schon wieder schlief. Meine gute Laune war jedoch sofort wie weggeblasen, als eine weitere Person die Terrasse betrat. Juan. Ich konnte nicht verhindern, dass ich unzufrieden schnaubte und wütend das Obst auf meinem Teller betrachtete. Juan sah mich genauso wütend an. Nur Lucia bekam von all diesem nichts mit.

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