Kapitel 36

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Wenig später waren Lucia und Becca total betrunken. Ich hatte Mühe Lucia davon abzuhalten, jeden Kerl zu küssen, der in ihre Reichweite kam. Becca war da weniger anstrengend. Sie lag in einer Nische und schlief in aller Seelenruhe. Sie würde erst zum Problem werden, wenn wir gehen würden. Ich zog Lucia gerade von einem weiteren Kerl weg, als mein Handy in meiner Tasche vibrierte. Ich war davon abgelenkt und so nicht schnell genug, also drückte Lucia mir einen klebrigen Kuss auf den Mund. Schnell schob ich sie von mir und wischte mit dem Handrücken über meine Lippen. Ich kramte mein Handy hervor und sah, dass es Chico war.

„Gott sei Dank rufst du an!", rief ich in das Telefon.

„Was ist los? Ist etwas passiert? Wo bist du?", fragte er aufgeregt.

„Bleib ruhig, Chico. Es ist alles in Ordnung. Lucia und Becca sind betrunken und ich überfordert! Kannst du uns abholen?"

„Ja, ich bin in zwanzig Minuten da!", sagte er, dann hatte er auch schon aufgelegt. Dieser Depp! Er wusste ja noch nicht einmal in welcher Bar wir waren! Augenverdrehend steckte ich das Handy wieder ein und sah mich um. Jetzt war Lucia schon wieder verschwunden! Frustriert stöhnte ich auf. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Dieses Mädchen war anstrengender als eine Horde Kindergartenkinder! Während ich die Bar durchkämmte und Ausschau nach Lucia hielt, versuchte ich auch Becca immer im Auge zu behalten. Sie schlief noch immer seelenruhig in der Nische.

„Hallo Schönheit!", vernahm ich die Stimme eines Kerls direkt an meinem Ohr. Er war mir sogar so nah, dass ich seinen Atem spüren, oder viel mehr riechen, konnte. Er hatte eine Fahne, die mich beinahe umgehauen hätte.

„Zieh Leine!", grummelte ich nur. Wenn er nicht aufpassen würde, würde ich ihm eine mit meiner Louis Vuitton überbraten!

„Dich hab ich hier ja noch nie gesehen!", raunte er. Wahrscheinlich versuchte er gerade sexy zu klingen. Es misslang ihm ganz gewaltig. Ich drehte mich um, um dem Kerl zu signalisieren, dass ich echt keinen Bock auf ihn hatte.

„Hör zu, das ich mir echt zu blöd hier! Ich...!", ich wurde unterbrochen von seiner Hand, die sich auf meine Brust legte. Kurz starrte ich seine Hand perplex an.

„Ja sag mal, geht's doch?", keifte ich dann und schlug seine grapschende, widerliche Hand von meinem Körper. „Pfoten weg!"

„Hab dich doch nicht so, Kleine!", lallte er und versuchte wieder, an meine Brust zu kommen. Was stimmte nur mit den Männern nicht? Fand er das gerade wirklich cool, was er da machte? Wieder schlug ich seine Hand weg.

„Versuch es noch einmal und ich hack dir die Hand ab!", zischte ich und schubste ihn von mir. Er strauchelte kurz, schwankte einen Schritt zurück, fing sich jedoch zu meinem Bedauern wieder.

„Wild und sexy, du gefällst mir!", grinste er während er wieder auf mich zukam. War das zu fassen? Im nächsten Moment war ich jedoch total überfordert mit der Situation, denn der Widerling legte seine eine Hand um meine Taille und die andere in meinen Nacken. Grob zog er mich zu sich und im nächsten Moment klebten seine Lippen in meinem Gesicht. Ich versuchte den Kopf abzuwenden, sein Griff war jedoch eisern, sodass sein ekelhafter Geruch in meine Nase stieg. Mir wurde übel während ich noch immer versuchte, ihn irgendwie von mir weg zu bekommen. Waren denn in dieser Bar alle blind? Wieso, zur Hölle, half mir denn keiner? Gerade als ich mir überlegte, in seine Lippe zu beißen, um endlich von ihm los zu kommen, wurde er von mir weg gerissen. Das Ekelpaket strauchelte kurz, blieb jedoch stehen uns sah sich verwirrt um während ich hektisch atmend meine Lippe abwischte. Ich sah eine Faust durch die Luft fliegen, die den Kerl volle Breitseite traf. Er verdrehte seine Augen und ging wie ein nasser Sack zu Boden. Ich hüpfte vor Schreck einen Schritt zurück und sah mich nach dem Besitzer der rettenden Faust um.

„Chico!", hauchte ich als ich seine dunklen Augen erkannte. Er sah nicht erfreut aus. Er sah ganz und gar nicht erfreut aus. Er war wütend. Ich schluckte. Das konnte ja heiter werden...

Mit wenigen Schritten war er bei mir und umfasste mein Gesicht.

„Geht's dir gut?", seine Stimme jagte mir sofort einen Schauer über den Rücken. Wenn er sich sorgte, klang er fast noch heißer als sowieso schon.

„Ja!", quiekte ich und sein Ausdruck wurde weicher. Na Gott sei Dank.

„Wo sind Lucia und Becca?", fragte er während er sich in der Bar umsah. Seine Hände lagen immer noch auf meinen Wangen.

„Becca schläft da hinten. Lucia ist verschwunden!", erklärte ich kurz, woraufhin er seine Hände von mir löste. Er griff sofort nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Dann zog er mich hinter sich her. Ich sah im Vorbeigehen, dass Tito und Mano ebenfalls hier waren. Auch sie sahen sich suchend um.

Wenig später standen wir vor der Bar. Die kühle Nachtluft tat gut und ich atmete sie gierig ein. Mano hatte Lucia gefunden, die gerade neben ihm aus der Bar stolperte und ihm kichernd etwas erzählte. Becca lag, nach wie vor schlafend, über Titos Schulter. Er trug sie, als wäre sie so leicht wie einer Feder. Wieder staunte ich über enorme Kraft dieser Männer.

„Das kommt also dabei raus, wenn man euch alleine ausgehen lässt?!", raunte Chico mir zu.

„Ich weiß nicht, was du meinst!", gab ich kleinlaut zurück während ich meine Füße anstarrte.

„Während du dich von Betrunkenen abknutschen lässt, sind Lucia und Becca besoffener als eine Trauergemeinde!", zischte Mano, der mich wütend ansah. Wollte dieses Arschloch jetzt mir die Schuld in die Schuhe schieben? Ich wollte gerade zu einer passenden Antwort ansetzen, als Lucia sich zu Wort meldete.

„Wer ist betrunken? Ich will sie sehen!", lallte sie während sie hektisch ihren Kopf von links nach rechts drehte, so als würde sie etwas suchen.

„Du, du dämliche Kuh!", murrte Mano.

„Hör auf sie zu beleidigen!", fauchte ich den Mexikaner an, der mich sofort wütend anfunkelte.

„Lass es sein, ihr habt für heute genug angerichtet!", mischte jetzt auch Chico sich ein. Ich fuhr herum, um ihm meinen besten Todesblick zu schenken. Er ignorierte es und zog mich hinter sich her zu seinem Wagen. Tito und Mano schleppten Becca und Lucia zum Auto. Chico setzte mich auf dem Beifahrersitz ab und nahm selbst hinter dem Steuer Platz.

„Über die Sache mit Bella reden wir noch!", sagte er als er den Wagen startete. Sein Blick stur geradeaus. Oje... woher wusste er das jetzt schon wieder?

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