Kapitel 25

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Er stand wieder auf und dieses Mal kam er langsam, fast unsicher, auf mich zu. Ich blieb regungslos stehen. Als er direkt vor mir stand und langsam seine Hand hob schaute er mir in Augen, als wollte er stumm um Erlaubnis bitten. Ich starrte nur zurück. Ihm war das wohl Antwort genug. Sanft legte er seine Hand auf meine Wange. Beinahe hätte ich geseufzt. Es fühlte sich so richtig an.

„Es tut mir so, so leid.", seine Stimme war nur ein Flüstern. Kaum merklich nickte ich. Ich glaubte ihm. Ich sah und spürte, dass es ihm wirklich leid tat. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er log. Und dann legte ich meine Arme um seinen Bauch und presste mein Gesicht an seinen Hals. Sein Duft stieg mir in die Nase und es fühlte sich so an, als wäre jetzt alles gut. Er schlang seine Arme ebenfalls um mich und ich spürte seinen Atem in meinem Nacken. Minutenlang standen wir da, sagten kein Wort sondern hielten uns nur fest. Irgendwann hob er seinen Kopf, ich spürte seine Hand zärtlich an meinem Kinn. Sanft zwang er mich ihm in die dunklen Augen zu sehen. Und dann küsste er mich. Es war ein sanfter, unschuldiger Kuss und es passte überhaupt nicht zu Chico. Chico war nicht sanft und Chico war nicht unschuldig. Trotzdem war es perfekt. Er löste seine Lippen von meinen und sah mir wieder in die Augen.

„Ich liebe dich.", seine Stimme klang rau. Genauso, wie sie klang, wenn er morgens aufwachte. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals als ich seine Worte verarbeitete. Er hatte gesagt, dass er mich liebte. Ich hoffte, ich sah nicht allzu überrascht aus. Doch genau das war ich, ich war überrascht. Chico Morena hatte mir gerade gesagt, dass er mich liebte.

„Ich liebe dich.", sagte ich und meine Stimme klang fester als ich erwartet hätte. Wieder drückte er einen sanften Kuss auf meine Lippen. Dabei entfuhr mir versehentlich ein wohliger Seufzer. Chico grinste und bei seinem Grinsen spürte ich, wie auch ich wieder glücklich wurde.

„Bleib.", sagte er nur und ich nickte. Ja, ich wollte heute in seinen Armen einschlafen und ich wollte morgen früh mit ihm aufwachen. Okay, morgen früh war in wenigen Stunden, aber ich wollte mit ihm aufwachen. Egal wann, egal wo. Ich wollte für immer mit ihm aufwachen.

***

Es war viel zu warm, das war das erste, was ich dachte, als ich wach wurde. Ich brauchte kurz einen Moment bis ich wieder wusste, wo ich war und was passiert war. Und ich musste unwillkürlich lächeln. Chicos Kopf lag auf meinem Bauch. Seine Arme waren um mich geschlungen und unsere Beine waren ineinander verschlungen. Hoffentlich würden wir diesen Knoten wieder lösen können. Ich hob meine Hand und fuhr sanft durch Chicos dunkle Haare. So gut wie heute Nacht hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen. Irgendwie schlief ich immer besser, wenn Chico bei mir war. Der Moment hätte noch ewig dauern können doch wie das so in meinem Leben war gab es immer einen Störfaktor, der den perfekten Moment ruinierte. In diesem Fall war es eine aufgebrachte Bitch, die ohne zu klopfen ins Zimmer stürmte. Die Tür krachte auf und ich zuckte erschrocken zusammen.

„Was machst du denn hier?", keifte Bella. Wieso war sie hier? Und warum schrie sie mich an? Chico wachte von ihrer lauten Stimme ebenfalls auf.

„Was ist denn los?", seine Stimme klang rauer denn je.

„Was hier los ist? Was tut sie hier?", schrie Bella und zeigte dabei auf mich. Ich sah, wie Chico die Gesichtszüge entglitten.

„Was machst du hier?", fragte er verschlafen. Bella schnaubte.

„Ich wollte nach dir sehen, dir ging es neulich nicht gut, schon vergessen?", sie zog wütend ihre Augenbrauen zusammen.

„Na und?", Chico hatte sich inzwischen aufgesetzt und lehnte an der Kopflehne des Bettes.

„Na und? Du bist ein Arschloch, Chico! Zuerst willst du mich, dann sehe ich dich mit der hier im Bett!", die Worte „der hier" hatte sie abwertend gesagt, natürlich hatte sie dabei auf mich gezeigt. Doch das störte mich im Moment nicht im Geringsten. Was meinte sie damit, er wollte sie? Wann war das?

„Ja!", Bella redete nun direkt mit mir. „Erst vor drei Tagen war er bei mir!"

„Bella! Halt deinen Mund!", schrie jetzt auch Chico.

„Nein! Was soll das hier? Was ist hier los?", fragte ich jetzt auch. Was wurde hier gespielt? Vor allem, wer spielte mit wem?

„Ich kann nicht fassen, dass du mich so hintergehst!", Bella fuchtelte wild mit ihren Armen in der Luft herum. Ich konnte nichts weiter tun als hilflos dabei zuzusehen.

„Bella wach auf! Ich hintergehe dich nicht! Wir sind kein Paar, wann verstehst du das endlich?", Chico vergrub das Gesicht genervt in seinen Händen.

„Und wieso warst du dann bei mir?"

„Ich war bei dir, ja. Aber das wars auch!"

„Wieso warst du bei ihr?", fragte ich.

„Weil er mit mir schlafen wollte!", kreischte Bella. „Und ich blöde Kuh hätte es auch noch getan!"

„Was?", ich sah Chico vorwurfsvoll an. „Was ist los mit dir?"

„Ich habe nicht mit ihr geschlafen! Ich konnte es nicht!", wehrte sich Chico.

„Okay! Ich bin gerade erst aufgewacht, das ist mir echt zu viel!", ich stand auf und schnappte mir meine Jogginghose.

„Bleib hier, Jamie. Bella, geh jetzt bitte!", Chico war ebenfalls aufgestanden.

„Nein. Klär das, dann reden wir vielleicht!", schrie ich während ich mein Sweatshirt über mein Top zog.

„Ich hab dich doch gerade erst wieder! Bitte geh nicht!", es überraschte mich ehrlich, dass Chico das sagte obwohl Bella noch im Raum war. Bella schien genauso überrascht zu sein denn sie schnappte nach Luft.

„Was soll das?", verlangte sie zu wissen.

„Das wüsste ich auch gerne!", antwortete ich ihr. Wann war mein Leben zu einer billigen Seifenoper geworden?

„Fuck! Bella, raus jetzt!", inzwischen brüllte Chico. Bella sah mehr als nur geschockt aus. Mit großen Augen starrte sie ihn an. „Raus!"

Und tatsächlich, sie ging in Richtung Tür.

„Mano und Juan wird das gar nicht gefallen, Chico, das weißt du, oder?", ihre Augen funkelten hinterhältig.

„Willst du mir drohen?", zischte Chico.

„Vielleicht?", Bella grinste so, wie das die Bösewichte in Filmen immer taten.

„Raus jetzt! Und wag es nicht nochmal in Jamies Nähe zu kommen!"

Bella zeigte ihm den Mittelfinger dann verließ sie das Zimmer. Ich stand einfach nur da und fühlte mich wie von einer Herde Elefanten überrannt.

„Alles okay?", Chico trat vor mich und zwang mich ihn anzusehen.

„Ich weiß es nicht! Sag du es mir!", meinte ich, entzog mich seiner Berührung aber nicht.

„Ich war bei ihr, ja. Ich wollte auch mit ihr schlafen. Aber ich konnte es nicht, Jamie. Ich will nur dich!", Chico sah mir fest in die Augen.

„Sieh mich nicht so an!", verlangte ich und wich seinem Blick endlich aus.

„Wieso?"

„Weil ich so nicht klar denken kann!", gab ich zurück.

„Das sollst du auch nicht!", Chico beugte sich zu mir herunter und küsste mich sanft.

„Das ist nicht fair!", schmollte ich. Gleichzeitig musste ich aber lächeln.

„Ich liebe dich!", ach. Das könnte ich noch hundert Mal von ihm hören.

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