Kapitel 21

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Die letzten Tage waren schwer gewesen. Lucia hatte die erste Zeit viel geweint, auch Becca war beinahe täglich hier gewesen. Doch man merkte, dass die Leute hier mit solchen Verlusten aufwuchsen. Wenn mir so etwas passieren würde, würde ich mich wahrscheinlich ein Jahr lang verkriechen, doch Lucia und Becca schienen Pacos Tod gut weg zu stecken. Immer wieder erstaunten mich die Menschen hier mit ihrer Stärke. Sie kämpften für alles, was sie hatten hart, aber dabei vergaßen sie nicht zu leben. Heute hatte Maria uns mal wieder in den Supermarkt geschickt. Inzwischen machte es mir richtig Spaß einkaufen zu fahren. Ich hatte ja keine Ahnung gehabt, dass es tatsächlich lustig war, Lebensmittel einzukaufen. Wahrscheinlich lag es auch daran, weil Lucia dabei war und mit ihr hatte man einfach immer viel Spaß.

„Lässt du mich jetzt endlich mal fahren?", ich sah Lucia bittend an. Bisher war immer sie gefahren, sie meinte ich würde mit dem Fahrstil der Mexikaner nicht zurechtkommen. Gut, okay, sie hatten schon ihren ganz eigenen Fahrstil, was so viel hieß wie drängelnd und hupend durch die Gegend Rasen und weder Fußgänger noch Vorfahrtsschilder zu beachten. Doch inzwischen war ich schon so oft mit Lucia gefahren, dass ich damit klar kommen würde.

„Ich weiß nicht. Das ist der Wagen von Chico. Er tötet uns, wenn er einen Kratzer abbekommt!"

Ja, ich hatte verschwiegen, dass ich die Königin im Autos zu Schrott fahren war...

„Traust du mir das etwa nicht zu?", fragte ich spitz und stemmte meine Hände in die Hüften.

„Doch... klar.", sie reichte mir zögernd den Schlüssel. „Auf deine Verantwortung!"

„Aye, aye, Sir!", ich salutierte ehe ich die Fahrertür des schicken BMW Geländewagens öffnete.

„Wie viele Autos hat Chico eigentlich? Er muss ja echt reich sein!", fragte ich während ich den Motor startete.

„Keine Ahnung. Eigentlich gehören alle Autos der Familia. Aber da Chico ja unser...!", sie verstummte plötzlich und schaute mich erschrocken an.

„...Anführer ist...!", beendete ich augenverdrehend den Satz. Lucia riss ihre Augen auf.

„Was?"

„Ja... er hat es mir erzählt.", sagte ich kurz während ich mich in den Verkehr einordnete. „Ach du Scheiße! Wo kam der denn her?", rief ich als mir ein alter Fiat beinahe in die Seite gefahren wäre.

„Oh Gott, Jamie!", Lucia schrie und hielt sich ihre Hände vor die Augen.

„Schon gut, ich hab alles im Griff!"

„Also... er hat es dir erzählt?"

„Ja. Vor ein paar Tagen."

„Eigentlich hatten wir besprochen, dass du es nicht wissen sollst."

„Wieso denn nicht?"

„Ich weiß nicht...", Lucia redete leise. „Sie verschweigen Vieles. Wahrscheinlich ist es auch besser so."

Ich schaute Lucia nachdenklich an. Und plötzlich krachte es und Lucia und ich wurden ordentlich durchgeschüttelt, als der Wagen gegen die Leitplanke krachte. Komischerweise hatten weder ich, noch Lucia, geschrien.

„Ach du Scheiße!", war alles, was mir einfiel, als der Wagen zum Stehen kam.

Aus der Motorhaube des neuen Wagens stieg Rauch auf.

„Wir müssen hier raus! Das Auto explodiert gleich!", brüllte Lucia während sie hektisch versuchte sich abzuschnallen.

„Autos explodieren doch nicht einfach so!", sagte ich augenverdrehend.

Verschiedene WeltenWhere stories live. Discover now