10 - Hoffnung

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Ich wurde von einem schrillen, unangenehmen Ton geweckt. Mit einem gequälten Stöhnen, das meine Motivation und Begeisterung widerspiegelte, öffnete ich erst das eine, dann das andere Augen.
Und für den Bruchteil einer Sekunde war alles gut.
Doch mein Handy hörte nicht auf zu klingeln, und mein Bruder wurde nicht auf magische Art und Weise wieder gesund.
Manchmal wäre ein bisschen Magie doch ganz praktisch. Oder ein Wunder. Oder einfach nur die
heutige Technik im Bereich der Medizin.
Der schreckliche Ton hörte nicht auf. Nach einem anstrengenden Moment des ‚An die Decke Starrens' setzte ich mich schließlich mühsam auf und griff nach dem kleinen Metallkasten neben meinem Bett. Eine unbekannte Nummer rief an, wie der Klingelton schon hatte verlauten lassen. Der widerliche Trompetenklang hörte nicht auf, und annehmen wollte ich den Anruf auch nicht.
„Hallo?", murmelte ich verschlafen, nachdem ich dann doch auf die grüne Fläche gedrückt hatte.
„Mr. Lightwood? Ihre Nummer wurde als dritte Notfallnummer für Max Lightwood eingetragen. Leider konnten wir Ihre Eltern nicht erreichen. Mein Name ist Emma Carstairs." Eine mir unbekannte Frauenstimme. Sofort wurde ich hellhörig.
„Was ist mit Max? Geht es ihm gut? Ist er aufgewacht?"
Ein Zögern.
„Ich kann Ihnen nicht sagen, wie lange es ihm gut gehen wird. Tatsache ist, dass er so weit über dem Berg ist, er sollte stabil bleiben. Soeben ist er aus dem OP – Saal entlassen worden, ich dachte mir, dass Sie das wissen wollen würden. Es ist zwar keine Besuchszeit, aber dennoch könnten Sie vorbeikommen, wenn Sie möchten. Ich denke, dass es besser wäre, wenn Ihr Bruder nach dem Aufwachen ein bekanntes Gesicht sehen würde."
Erleichtert schloss ich die Augen, und der Druck auf meiner Lunge wurde weniger. Erst da wurde mir klar, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten hatte.
„Ja, ich denke, dass wir sofort vorbeikommen werden. Vielen Dank für den Anruf", sagte ich wesentlich hoffnungsvoller und legte auf.
Gottseidank.
Blitzschnell rappelte ich mich auf, lief in Izzys Zimmer. Meine kleine Schwester lag ruhig atmend auf ihrem Bett, und ihre schwarzen Haare waren auf dem weißen Kissen ausgebreitet. Sie sah aus wie ein kleiner Racheengel.
„Hey, Iz."
Sie regte sich nicht. Vorsichtig ließ ich mich neben ihrem Kopf nieder und legte eine Hand auf ihre Schulter.
„Isabelle."
Nichts. Diesmal schüttelte ich sie leicht.
„Izzy!"
Verwirrt blinzelnd öffnete sie die Augen. „Ich will nichts essen, Dad. Sag Alec, dass er mein Toast haben kann."
„Verdammt, Izzy, ich bin nicht Dad! Und Max ist wach!"
Ruckartig setzte sie sich auf, nur um dann gequält wieder in das Kissen zurückzusinken. „Toll, jetzt ist mir schwindelig", beschwerte sie sich halbherzig.
„Das Krankenhaus hat gerade angerufen. Max ist soweit stabil und wird demnächst aufwachen."
Ihre Augen hellten sich auf. „Wirklich? Wissen Mom und Dad schon davon?"

Max lag auf dem weißen Krankenhausbett, das meiner Erfahrung nach sehr unbequem war. Seine Augen waren geschlossen, und ich konnte überall an seinem Körper kleine Schnitte und Schürfwunden sehen. Um seinen Kopf war ein Verband gewickelt, und seine Lungen wurden von irgendetwas stabilisiert. Doch er atmete. Zwar mittels einer Maschine, aber er atmete. Er war am Leben.
Langsam setzte ich mich auf das Bett neben dem von Max, und Izzy tat es mir gleich. Müde, aber glücklich legte sie ihren Kopf auf meine Schulter, griff nach meiner Hand. Ich drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel, dann drapierte ich meinen Kopf auf ihrem. Gemeinsam sahen wir Max erwartend an, während Mom und Dad das gleiche machten, nur mit mindestens dem ganzen Zimmer zwischen ihnen.
Doch während Dad überglücklich aussah schien Mom noch immer unheilbar an Pokerface erkrankt, denn an ihr war kein einziges Fünkchen Wärme zu erkennen, nicht einmal in ihren Augen.
Meine Mutter war entweder eine Meisterin der Masken oder ein eiskaltes, stahlherziges Miststück. So oder so, ich begann, sie zu verachten. Nicht, dass ich jemals ein großer Fan von ihr war, seit ich eigenständig Denken konnte, doch bisher hatte ich sie immer geschätzt, ihr vertraut. Schließlich war sie meine Mutter.
Aber von der Frau, die mir früher aus meinem großen Märchenbuch vorgelesen hatte, war so gut wie nichts mehr übrig.
Izzy stand abrupt auf und riss mich somit aus meinen verächtlichen Gedanken. Empört rieb ich mir die schmerzende Seite des Kopfes, beschwerte sich aber nicht. Denn ich sah den Ursprung ihrer Freude:
Max' Augenlider zitterten, ebenso wie seine Hände. Und wenig später schlug er schwach seine Augen auf.
„Mommy?", fragte er mit kaum hörbarer Stimme. Endlich, endlich bröckelte die Fassade meiner Mutter. „Ich bin hier", murmelte sie und trat so nah an das Bett, dass Max sie sehen konnte. Diesmal störte es sie offenbar kaum, dass sie damit Dad ein wenig näher gekommen war.
Max' Arm hob sich um einen Zentimeter an, seine Hand streckte sich fordernd in Moms Richtung. Doch dann verließ ihn die Kraft, und sein Arm sank wieder auf die Matratze.
Mom nahm seine Hand. Sie lächelte. Zwar war es kein wirklich echtes Lächeln, aber der gute Wille zählt, oder? Vielleicht war sie doch kein herzloses Monster.
Schuldgefühle keimten in mir auf. Ich hätte sie nicht als solches bezeichnen sollen, selbst wenn es in Gedanken war.
„Was ist passiert?", fragte mein kleiner Bruder schwach. Dann drehte er vorsichtig den Kopf und sah Isabelle und mich.
„Wer seid ihr?"


Folgendes ist passiert:
1. Ich habe eine 2-3 in Mathe
2. Ich habe meinen schwarzen Nagellack gefunden
3. Ich habe soeben Ewigkeiten gebraucht, um das Wort Nagel richtig zu schreiben
4. Ich habe geupdatet, und das nur einen Tag zu spät!
Wo ist mein Applaus?
FEED ME AND TELL ME I'M PRETTY!


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