39 - Zitate

1K 91 21
                                    

„Wie geht es meinem Lieblingspärchen?" Catarina Loss stolzierte drei Minuten zu früh in die Wohnung, ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. Alles in ihr strahlte eine beruhigende Wärme aus, ganz gleich, in welchem Gemütszustand sie sich befand.
„Du bist zu früh", bemerkte Magnus, ohne von seinem Handy aufzuschauen.
„Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es für richtig hält."
„Du bist kein Zauberer", schaltete sich eine weitere, deutlich jüngere Stimme ein.
Hinter Catarina tauchte ein Junge auf, er sah nicht viel älter aus als Isabelle. Das schelmische Grinsen, das seine Lippen umspielte, ließ ihn allerdings jünger wirken als er wirklich war.
Hoffte ich.
Ich konnte seine Eckzähne sehen. Ungewöhnlich spitz und genauso weiß wie der Rest seiner Zähne.
Um seinen Mund hatten sich Grübchen in der gebräunten Haut gebildet.
„Magnus", zischte ich leise. „Wir können hier doch keinen Minderjährigen abfüllen!"
Mein Freund sah mich lange mit seinen katzenhaften Augen an.
„Alec", begann er schließlich. „Wir sind minderjährig."
„Hm." Ich schwieg kurz. „Stimmt."
Catarina warf ihre weißen Haare zurück, während sie vor der Alkoholauswahl herumtigerte.
Schließlich entschied sie sich nach einigem Hin und Her für eine Jacky-Cola, die aus eindeutig mehr Jack Daniels als Cola bestand.
„Deswegen kommst du immer zu früh zu Partys", grinste der Junge vergnügt. „Weil du dann mehr Alkohol hast."
„Ich bin Krankenschwester." Cat nahm einen großen Schluck. „Ich habe mir das hier verdient. Außerdem bin ich nicht zu früh. Die anderen sind einfach zu spät, schließlich hieß es um zwanzig Uhr."
„Als wäre es ein Staatsgeheimnis, dass man zu Partys immer exakt eine Stunde später erscheint als angegeben ist", murmelte Magnus, der sich wieder auf sein Handy konzentriert hatte.
Lächelnd lehnte ich mich zurück. Ich fand es immer wieder faszinierend, wie Leute miteinander redeten, die sich schon sehr lange kannten. Von Catarina wusste ich, dass sie Magnus' älteste Freundin war, aber den Jungen kannte ich nicht. Dennoch schien eine enge Freundschaft zwischen ihm und meinem Freund zu bestehen, auch wenn dieser ihn noch nie zuvor erwähnt hatte.
Erstaunlicherweise war ich kein bisschen eifersüchtig. Es war mir bewusst, dass dieses Zusammentreffen einer der Hauptgründe für die kommende Party war, und es störte mich nicht. Im Gegenteil, ich hieß es willkommen, dass Magnus sich ausgelassen mit seinen engsten Freunden unterhielt, während ich schweigend am Tisch saß und einfach nur zuhörte.
„Staatsgeheimnisse sind nicht geheim", brummte eine tiefe Stimme vom Türrahmen. Ein großgewachsener Mann Mitte zwanzig trat ein, wobei er sich ducken musste.
„Du bist Alec." Er musterte mich. „Ich bin Ragnor."
Ragnor. Manche Menschen gaben ihren Kindern komische Namen.
Ragnor.
„Hi", murmelte ich leise und ergriff die Hand, die er mir hinhielt.
„Bist du immer so ruhig, Alec?" Der Junge mit den Zähnen sah mich schief an. „Oder einfach nur schüchtern?"
„Ruhig, schätze ich."
„Hm. Ruhig also." Seine braunen Augen wanderten über mein Gesicht, auf der Suche nach irgendetwas.
„Raphael Santiago", sagte er schließlich. „Ragnor und ich sind gerade erst von Peru zurückgekommen."
Das erklärte, wieso ich die beiden nicht kannte.
„Der Flug war schrecklich", stöhnte Ragnor und ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen. „Es gab schlimme Turbulenzen und mir ist immer noch schlecht." Tatsächlich wirkte der große Mann leicht grünlich im Gesicht, ganz zu schweigen von den ewigen Abgründen seiner Augenringe.
In Peru schienen die Betten nicht gerade gut gewesen zu sein.
„Oh, welch Zauber liegt in diesem kleinen Wort: Daheim." Raphael schwang sich auf die Theke.
„Hast du gerade ernsthaft Geibel zitiert?", fragte Catarina argwöhnisch und nippte an ihrem Drink.
„Ja." Selbstzufrieden schenkte sich der Braunhaarige ein Glas Wasser ein.
Catarina, die, wie ich nun feststellte, die einzige Frau in unserer Runde war, schüttelte den Kopf, stellte ihre Jacky-Cola weg und zitierte nun ebenfalls etwas, allerdings handelte es sich um ein äußerste dramatisch vorgetragenes Zitat von Goethe, unterstützt von zahlreichen Gesten: „Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert."
Wir alle starrten sie verständnislos an.
„Was?" Sie zuckte mit den Schultern, nahm den Drink wieder an sich. „Ich dachte, wir zitieren die Deutschen."
„Ich kann es nicht fassen", begann ich perplex, „dass du dir aus all den Zitaten von Goethe ausgerechnet dieses gemerkt hast."
„Die spinnen, die Deutschen", murmelte Ragnor leise, eine Anspielung Auf Asterix und Obelix.

Das Prinzip des Trinkens war mir suspekt, wie ichbemerkte. Mir war leicht schwummrig, aber mehr auch nicht.
Und manche Leute tranken extra, um dieses Stadium zu erreichen oder noch garfortzuführen.
Wenn ich es mir recht überlegte, dann stellte Alkohol für mich doch nur eine unnötige Veranschaulichung des gruppeninternen Zwangs dar. Ich beschloss, nicht mehr zutrinken.
Dann fragte ich mich, wie oft ich das schon beschlossen hatte. Vermutlich jedesMal, als ich weg war. Nur gehörte dieser Gedanke eben zu denen, die man Tagsdarauf sofort vergaß.
Welch unglückliche Tatsache.
Ich bewegte mich ein wenig langsamer. Das hatte ich bereits einige Minuten zuvor bemerkt und war nun vollkommen fasziniert davon. Ein lustiges Gefühl, das sich jedoch auch mit ausreichend Schlafentzug erreichen ließ. Diese Faszination darüber brachte mich so aus dem Konzept, dass ich komplett vergaß, was ich eigentlich wollte: Magnus finden. Ich hatte einige Zeit auf Google verbracht, während Jace und Clary sich neben mir beinahe aufgefressen hatten, und eintolles Zitat von Gandhi gefunden. Es war süß und brachte die Liebe zur Geltung, die ich für meinen Freund empfand, aber nicht wirklich zu zeigen vermochte.
Ich war also aufgestanden, um Magnus zu suchen, aber ich bewegte mich solangsam und war deshalb keine drei Meter gekommen, weil es einfach witzig war. Witzig oder nicht witzig, das ist hier die Frage!
Oh, das war gut, musste ich unbedingt aufschreiben.
Ein Buch. Ich sollte ein Buch schreiben. Gerade war ich in dem kreativen Stadium zwischen angetrunken und wirklich angetrunken, das musste ich doch ausnutzen!
Nein, Magnus. Zuerst Magnus. Er konnte ja meine Inspiration sein. Meine Muse.
Oder ich schrieb einfach kein Buch, sondern malte. Magnus zum Beispiel. Im Adamskostüm.
Oder Aktbilder, starring: me.
Das Zitat.
So mussten sich Fische fühlen, dachte ich, während ich mich durch das belebte Wohnzimmer bahnte, in dem die Party in vollem Gange war. Mein Gemütszustand bildete einen kleinen Widerstand, sowie Wasser im Aquarium.
Magnus stand in der Küche und machte sich einen neuen Vodka-O, als ich hereinkam. Ich schlang von hinten die Arme um ihn, grinste gegen seinen Rücken.„Ich hab ein Zitat gefunden und ich mag es. Willst du es hören?"

Ich habe Lord of Shadows durch und möchte jetzt nur mal anmerken, dass ich diese A/N mit meinem Mittelfinger geschrieben habe, WEIL ES MICH SO DERMAßEN ABGEFUCKED HAT ALS OB ICH JETZT NOCH EWIG AUF THE QUEEN OF SCHLAGMICHTOT WARTEN MUSS CASSANDRA CLARE WIE KANNST DU NUR?!

(Für Happy Halloween ist es zu spät, daher Merry Christmas, Freunde.)

Real Life - MalecWhere stories live. Discover now