35 - Rosen

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„Ist das eine Vase?" Misstrauisch musterte ich das Ding.
„Oder eher eine Bong?"
„Das ist ein Glas, Alexander."
„Ich kaufe doch kein Glas für einen Dollar, sehe ich so lebensmüde aus? Wer weiß, was da für Giftstoffe drin sind?", rief ich empört auf, nahm meinem Freund das Ding aus der Hand und stellte es zurück.
„Aber es ist rot!"
„Du kannst dir ja was anderes Farbiges kaufen."
„Einen Sklaven zum Beispiel?"
„MAGNUS!"
„Hey, ich bin zu einem Viertel indonesisch, ich darf das sagen!"
„Im Moment kommst du eher wie halb Böse rüber. Schon fast dämonisch", grinste ich scherzhaft, ich wusste, dass Magnus das nicht in den falschen Hals bekommen würde.
„Ich bin auch zu einem Viertel niederländisch, wusstest du das?"
Wie war ich nur in diese Konversation geraten?
„Wenn ich ehrlich sein soll, Magnus, ...", setzte ich stirnrunzelnd an und schob den Wagen weiter.
„Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit werden überbewertet", unterbrach mich mein Freund geistesabwesend.
Ich horchte auf.
„Solltest du mich jemals betrügen, Magnus, dann sei dir versichert, dass ich Mittel und Wege kenne, dich zu ermorden und deine Leiche zu verscharren."
„Komm runter Alexander, als wäre ich so dämlich." Er grinste mich vergnügt an, bevor er zum nächsten Regal schlenderte.
Wie ich einkaufen hasste. Mit Izzy war das schon eine Qual gewesen.
„Magnus, können wir bald gehen?"
„Ist dir jemals der Gedanke gekommen, dass du in einem früheren Leben vielleicht mal eine alte Frau mit neunzig Katzen gewesen sein könntest, die den ganzen Tag die Nachbarskinder angeschrien hat, sie sollen von ihrem Rasen verschwinden?", gab dieser zurück.
Wie passend. Gar nicht verwirrend. Super.
„Nein, wieso?"
„Keine Ahnung, mir kam der Gedanke schon mehrfach. Sei mir nicht böse, ja? Katzen würden dir stehen. Eine verdorrte, verschrumpelte... Nun ja, ich möchte mir deine Geschlechtsteile als alte Frau lieber nicht vorstellen. Da gefällt mir die Gegenwart doch deutlich besser."
Ich errötete. Dieser Mann verwirrte mich nach wie vor.
„Oh, war ich zu ehrlich? Ich hab doch gesagt, ich spreche immer aus, was ich denke, vielleicht endet dann jemand nackt."
„Du hast auch gesagt, Ehrlichkeit würde überschätzt werden, Magnus."
„Ich weiß. Das bildet einen Widerspruch und das macht mich mysteriös und wir wissen beide, dass du darauf stehst. Brauchen wir Nudeln?"

Müde trottete ich Magnus hinterher, der voller Energie auf den nächsten Blumenladen zutänzelte. Wir würden Blumen brauchen. Für die Vase in der Küche.
Ich wusste nicht einmal dass wir eine Vase in der Küche hatten.
Als ich eintrat, stand er bereits vor einem vorbereiteten Strauß.
„Rosen sind doch schön, richtig? Aber welche Farbe stand nochmal für was? Rot für die Liebe, keine Frage. Wollen wir rote Rosen? Oder weiß? Weiß ist geheimnisvoll und ich LIEBE es, geheimnisvoll zu sein."
„Weiße Rosen stehen auch für Unschuld oder Tod. Keiner von uns ist tot, und in Anbetracht der Dinge, die sich zwischen uns abspielen, sind wir kein bisschen Unschuldig", warf ich achselzuckend ein.
Ich wollte einfach nur keine weißen Rosen.
„Auch wieder wahr. Orange? Steht für Glück, Erfüllung und Fröhlichkeit in der Partnerschaft."
„Magnus, wir wollen Blumen für unsere Küche, nicht zu einem Date verschenken."
„Du hast Recht. Also Rot. Klassisch."
Er ging zu der Kassiererin, deutete auf den Strauß seiner Wahl und lächelte schief.
„Oh, für eine junge Dame, nehme ich an?"
Das Lächeln fiel ihm beinahe aus dem Gesicht. „Nein, für die Küche. Mein Freund und ich", er nahm meine Hand, „fanden, ein wenig Farbe würde nicht schaden."
Mit größtem Vergnügen sah ich zu, wie die Schamesröte in das Gesicht der jungen Frau stieg.
„Verzeihung", murmelte sie peinlich berührt, ehe sie den Strauß aus der Vase nahm, ihn kurz abtropfen ließ und in Papier einwickelte.
„Das macht dann zwanzig Dollar."
Zwanzig Dollar?! Meinen erstgeborenen Sohn auch noch?!
Doch Magnus schien kein bisschen irritiert zu sein, sondern zahlte brav, nahm seinen Erwerb entgegen und schlenderte gelassen grinsend nach draußen.
Kopfschüttelnd folgte ich ihm. Ich hatte absolut keine Ahnung, wieso mich dieser Mann glücklich machte. Er war verwirrend und schräg, aber die Art, wie er sich über Dinge freute, die ich nicht einmal beachtete, oder die Bedeutung von Rosenfarben kannte und sich darüber unterhielt, zauberte unverständlicherweise ein Lächeln auf meine Lippen.
Ganz zu schweigen seine Pancakes, Gott, wie ich sie liebte.
Ich sollte mal wieder ins Fitnessstudio, fiel mir auf. Magnus verwöhnte mich praktisch, nicht nur im Schlafzimmer.
„Hey, Magnus?", rief ich also und schloss zu ihm auf. „Du hast heute nichts mehr für uns beide geplant oder?"
„Nein, wieso sollte ich, bin ich dein Manager? Wo willst du hin?"
„Fitnessstudio."
Er blieb auf der Stelle stehen und sah mich empört an. „Wieso?!"
„Weil du mich mästest?", lachte ich amüsiert.
„Ja, das war doch der Plan! Bauchmuskeln sind heiß, Alexander, aber du bist mein Teddy und es ist einfach unbequem, auf dir zu liegen, wenn dein Oberkörper zum Waschen benutzt werden kann!"
„Das war eine beeindruckende Weise, Bauchmuskeln so zu umschreiben, dass du das Wort nicht zwei Mal in einem Satz benutzen musste."
„Ich weiß. Nachdem das jetzt geklärt wäre, ich geh nachher noch zu Catarina, Karten spielen, kommst du mit?"
„Wolltest du das nicht irgendwie vermeiden? Sie schummelt, dachte ich."
„Ja, aber sie ist meine älteste Freundin, ich kann ihr das doch nicht einfach abschlagen."
„Du wirst auch schummeln?"
„Natürlich, was denkst du denn? Komm jetzt, Alexander, ich will mich noch umziehen. Catarina hasst meine Regenbogenlederhose."
Zu recht. Da er aber verschmitzt grinsend zu mir sah, sagte ich lieber nichts.
Ich mochte ja seinen aufgefallenen Kleidungsstil, aber das war dann doch etwas zu viel des Guten.


Ich will lila Rosen. Vergesst die Bedeutung dazu. Schenkt mir einfach lila Rosen.

Tom Austen ist so heiß jesus sombody help me pls

(Übrigens, hey, Marit, solltest du das lesen, ich komm deswegen vllt zu spät zu dir sorryyyyyy)

Real Life - MalecOù les histoires vivent. Découvrez maintenant