16 - Schmerz

1.6K 176 22
                                    

Der restliche Tag zog blitzschnell an mir vorbei, ich hatte keine Ahnung, was überhaupt geschehen ist. Da war nur diese kleine Stimme in meinem Kopf, die mir sagte, dass mein Bruder tot war.
Ich ging zu Bett ohne ein weiteres Wort gesagt zu haben. Jace' und Clarys Anrufe klickte ich weg, ignorierte Nachrichten von ihnen, Sutton oder Magnus. Ich wollte nur ins Bett. Denn am nächsten Tag würde sich vielleicht herausstellen, dass Max noch lebte.
In Boxershorts lag ich auf der Bettdecke, es war zu warm für mehr. Doch ich konnte nicht schlafen. Immer wieder tauchte das Bild von Max' totem Körper auf - obwohl ich seine Leiche nicht einmal gesehen hatte. Doch in meinen Vorstellungen war er blass, was einen krassen Gegensatz zu dem dünnen Blutfaden bildete, der aus seinem Mundwinkel rann.
Meine Tür wurde geöffnet und Izzi tappte herein. Außer eines meiner Shirt hatte sie nichts an. Na ja, Unterwäsche eben noch. Für mehr war es zu warm.
Trotz der Wärme unserer Körper kam sie zu mir uns Bett gekrochen, kuschelte sich an mich. Automatisch legte ich einen Arm um sie, um sie näher zu mir ziehen zu können. Der Kokosduft ihrer Haare stieg mir in die Nase, als ich sie auf den Scheitel küsste.
„Ich liebe dich, Isabelle, weißt du das?", murmelte ich an ihrer Kopfhaut. Max hatte ich viel zu selten gesagt, dass ich ihn liebte. Und nun war er tot.
Iz malte mit einem ihrer langen Nägel Muster auf meiner Haut, was leicht kitzelte, nur unweit entfernt von der Grenze des Unangenehmen. „Ich liebe dich auch, Alexander", flüsterte sie zurück, bettete ihren Kopf auf meiner Brust. Ihre Atemzüge wurden gleichmäßiger und länger, schließlich schlief sie ein. Eine Weile blieb ich selbst noch wach liegen, zwirbelte eine ihrer Haarsträhnen zwischen meinen Fingern, starrte an die Decke und ignorierte meinen eingeschlafenen Arm, auf dem meine Schwester lag. Sie war hier, das war alles, was zählte. Max war das nicht.

Als ich aufwachte war es früher Nachmittag und Izzy fort. Die Sonne schien durch die Ritzen in meiner Jalousie, die ich seit gut einer Woche nicht mehr geöffnet hatte. Es war einfach zu warm.
Kurz war alles perfekt. Ich würde nach unten gehen, Max würde mich fröhlich angrinsen und Izzy würde leise summend Pancakes machen, während Mom und Dad Zeitung lesen würden. Der perfekte Familienalltag.
Dann fiel mir alles wieder ein. Mom und Dad wollten sich trennen, weshalb mein kleiner Bruder auf die Straße gerannt und schließlich gestorben war.
Langsam lief ich die Treppe herunter. Ich vermisste den Duft nach Pancakes und Ahornsirup, Max' glückliches Lachen. Doch im Erdgeschoss sah es ganz und gar nicht nach perfekter Familie aus: Sämtliche Möbel waren umgeschmissen worden, Federn aus Kissen lagen herum, Papiere wurden offenbar wild umhergelaufen, und auf dem Weg in die Küche trat ich in eine der unzähligen Glasscherben am Boden. Irgendjemand war verdammt wütend gewesen, und ich konnte es ihm nicht einmal verübeln.
Allerdings musste ich zur Küche hinken, wo ich mich auf die Arbeitsfläche setzte und die kleine Scherbe aus meinem mittlerweile blutüberströmten Fuß zog. Anschließend hielt ich ihn unter die Spüle und klebte ein Kinderpflaster von Max auf die winzige Wunde. Der brennende Schmerz war mir egal, ich konnte nur immerzu auf dieses gottverdammte Pflaster starren. Es war verziert mit kleinen Dinosauriern, Max' Lieblingsversion dieser bunten Dinger. Wikinger? Nein. Piraten? Langweilig. Star Wars? Zu unoriginell. Aber Dinosaurier, das war cool. So cool sogar, dass die Tränen schnell versiegt waren, weil Max so fasziniert von den Dinos gewesen war.
Ich vermisste ihn so sehr, dass es schmerzte. Versonnen strich ich über das Pflaster, dann fing ich mich wieder. Vorsichtig tänzelte ich um diverse Scherben und Stolperfallen herum, um in mein Zimmer zu gelangen. Als ich es geschafft hatte zog ich mir Socken an, ging in den Eingangsbereich und streifte mir Schuhe über. Mein Handy hatte ich neben meinem Bett liegen gelassen, ich konnte es in nächster Zeit nicht gebrauchen. Statt meine Nachrichten zu checken steuerte ich auf die Garage zu. Genauer gesagt auf meinen Boxsack, der schon lange genug nicht mehr eingesteckt hatte. Auf die Handschuhe verzichtete ich diesmal, der Schmerz sollte ruhig kommen und versuchen, gegen den in meinem Inneren anzukommen.
Erster Schlag. Max ist tot. Zweiter Schlag. Er wird nicht mehr kommen. Dritter Schlag. Er ist wegen Mom und Dad auf die Straße gerannt. Vierter Schlag. Aber ich habe ihn nicht aufgehalten. Fünfter Schlag. Habe ihn nicht aufhalten können.
Ich schlug immer heftiger zu, spürte meine Hände irgendwann nicht mehr. Schließlich war es Izzy, die mich dazu brachte, aufzuhören. Sie kam mit einem Tablett in die Garage, löste sanft meine verkrampften Hände und sah mir lange in die Augen, ohne ein Wort zu sagen. Dann nahm sie ein feuchtes Tuch von dem Tablett, um mir die blutverschmierten Knöchel beider Hände abzuwischen. Schweigend legte sie Kompressen darauf und umwickelte alles mit einer Mullbinde. Als sie fertig war umarmte sie mich. „Ich liebe dich, Alec", sagte sie gegen meinen Hals, und ihre Worte ließen mich zumindest etwas besser fühlen.
„Ich liebe dich auch, Kleines."


Abeeeeend.
Okay, ja, es ist kurz vor 13 Uhr, egal. Hier kommt der Deal: Ihr nehmt das einen Tag zu früh hochgeladene Kapitel in Kauf und ich mache dann irgendwann in den Ferien, genauer gesagt nächsten Mittwoch oder Samstag bzw. übernächsten Mittwoch eine Lesenacht. Ich werde es nämlich irgendwann leid sein, den lieben langen Tag nur zu lesen, Filme oder Serien zu gucken und zu essen. Vor allem, weil ich nur zwei Serien habe, die ich gucken kann, da Shadowhunters ja erstmal vorbei ist. Gibt es noch gute Serien außer Game of Thrones und The 100? Ich wollte mal mit PLL anfangen, aber keine Ahnung. Gebt mir Fantasy!!!!
Übrigens wünsche ich euch bis zum nächsten Update schöne Ferien bzw. ein schönes Wochenende.
Tschöö!

Real Life - MalecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt