12 - Glücklich

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„Wir gehen jetzt Eis essen", entschied Jace spontan. Es war der dritte Tag nach Max' Aufwachen, und es schien, als würde es ihm besser gehen. Also ließ ich mich von meinem besten Freund auf die Füße ziehen. Gemeinsam wichen wir Ärzten, Krankenschwestern, umherrennenden Kindern und den Eltern der umherrennenden Kinder aus. Eines der kreischenden Kleinen sang lauthals „Do you want to build a snowman?" und bescherte mir somit einen neuen Ohrwurm, der Hangover von Taio Cruz ablöste.
„Man müsste nochmal klein sein. Wenn wir kreischend ein Lied aus einem Disneyfilm singen würden, würde man uns einweisen", beschwerte sich Jace und gab Clary, die soeben das Krankenhaus betrat, einen Kuss. Sie war auf dem Weg zu Izzy, um sie über die neuesten Themen zu unterrichten, die meine Schwester verpasste, seit sie aus Verzweiflung ihr iPhone gegen die Wand geworfen hatte.
Unsere aller Nerven lagen blank, und Iz war die erste, die die Kontrolle verloren hatte. Früher oder später würde ich genauso zusammenbrechen wie sie.
Die Eisdiele war brechend voll, doch Jace nutzte seine Kontakte, um uns so schnell wie möglich einen Platz im hinteren Bereich zu besorgen. Eine blonde Kellnerin eilte sofort zu uns und sah mich ununterbrochen an.
Was will die?
Jace bestellte sich einen Eisbecher mit drei verschiedenen Sorten - Schokolade, Tiramisu und Pistazie - , während ich einen Schokobecher orderte, das so ziemlich männlichste, das man überhaupt bestellen konnte.
Nicht.
„Die Kleine steht auf dich", meinte mein bester Freund, als Blondie wieder zur Theke geflitzt war.
„Woher willst du das wissen?"
„Sie hat dich die ganze Zeit angestarrt?"
Stirnrunzelnd musterte ich das Mädchen. Sie war sehr hübsch und hatte eine normale Figur, war nicht so abgehungert wie so ziemlich alle anderen. Hinter der schwarzen Schürze, die sie als Mitarbeiter kennzeichnete, konnte ich ein weißes Top erkennen, dass unter den Armen weit ausgeschnitten war. Darunter blitzte ein schwarzer BH auf.
Hübsch? Ja. Mein Typ? Nein.
Ein Mann brachte unsere Bestellung, nicht Blondie. Allerdings vertauschte er die beiden Eisbecher, bei den Eiskaffees machte er keinen Fehler. Wie denn auch?
Jace und ich tauschten die Becher, und ich aß mit Freude mein Eis. Da lachte er plötzlich.
„Ich glaube, das hier ist für dich gedacht", meinte er und schob ein Stück dünne Pappe über den Tisch. Darauf stand eine Nummer, und darüber ‚Sutton'.
Ich sah zu der Blondine, die daraufhin rot wurde und sich abwandte. Doch ich konnte sehen, dass sie mich aus den Augenwinkeln beobachtete. Aus Jux zwinkerte ich ihr zu, bevor ich weiter aß. Die Karte fand ihren Weg in meine Hosentasche. Vielleicht konnte man ja was daraus machen.
„Oh, bevor ich es vergesse, das sollte ich dir von Clary geben. Sie hätte es dir selbst geben können, aber eigentlich hätte ich es dir schon heute Morgen zeigen sollen", begann Jace auf einmal und schob mir ein sorgfältig gefaltetes Blatt Papier herüber. Neugierig öffnete ich es und sah eine schwarz - weiße, wundervolle Zeichnung.
Darauf war Izzy. Izzy, wie sie mit schwarzen Flügeln über der Skyline von New York flog. Ihre dunklen Haare schienen um ihren Kopf zu schweben, und sie trug ein schwarzes Kleid, dass dem Gothic - Style entsprach.
Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Ich hatte Jace erzählt, dass Isabelle aussah wie ein Racheengel, wenn sie schlief, und offenbar hatte er das an Clary weitergegeben.
Ich liebte meine Freunde in diesem Moment so sehr, dass er mir in der Brust schmerzte. Vor Liebe, etwas, das ich bis dato für unmöglich gehalten hatte.
„Danke", sagte ich lächelnd und meinte es auch so. Das Bild würde einen Platz an meiner Wand finden. Direkt neben ein paar Fotos meiner Freunde.

Zurück im Krankenhaus umarmte ich Clary so fest ich konnte, während Jace auf Toilette war. „Danke", murmelte ich in ihr Haar, als sie sich auf Zehenspitzen stellte und die Umarmung erwiderte. „Immer wieder gern", antwortete sie, und als sie mich losließ strahlte sie mich freudig an. Glücklich, als hätte ich ihr ein Geschenk gemacht, und nicht sie mir.
Wir setzten uns auf zwei Stühle, nebeneinander, da auch von Izzy jede Spur fehlte. Doch wenig später kam sie in das Wartezimmer und setzte sich genauso auf meinen Schoss wie schon vor ein paar Tagen. Während Clary und ich uns über Bücher unterhielten - wir teilten in dieser Hinsicht nicht gerade eine Meinung - lehnte meine Schwester ihren Kopf gegen meine Brust und war binnen Minuten eingeschlafen.
Jedoch war ich gezwungen, sie aus ihrem wohlverdienten Schlaf zu wecken, als Mom mir mitteilte, dass Max wach sei. Auch wenn er mich nicht erkannte, ich wollte mich wenigstens von ihm verabschieden, bevor wir nach Hause gingen. Clary und Jace waren bereits gegangen, die beiden wollten noch in einem Restaurant essen und dann Jace' sturmfreie Bude ausnutzen.
Und das wollte ich mir beim besten Willen nicht ausmalen.


Do you wanna build a snowmaaaaaaaaaan?

Real Life - MalecOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz