22 - Okay (Lesenacht 6)

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„Wir sollten reden", bemerkte Magnus, nachdem wir beide fertig gegessen hatten. „Sollten wir das?", fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte. Wir mussten definitiv reden.
„Ja, sollten wir. Hör mal, Alec..." Wenn er jetzt gesteht, dass das ein Fehler war, dann bringe ich ihn um!
„Letzte Nacht war..." Er sah aus, als suche er fieberhaft nach einem geeigneten Wort. „toll. Okay, nein, das klingt untertrieben, egal. Aber..." Aber es war nur eine Nacht, wollte er bestimmt sagen.
„Aber es sollte nicht die einzige Nacht sein. Vielleicht, vielleicht habe ich alles darauf angesetzt. Ich meine, ich wollte dich schon ins Bett bekommen, seit du gegen mich gesprungen bist. Nur wusste ich nicht, ob du... Na ja, schwul bist. Nein, ich meine, ob du..." „... auch auf Männer stehst?", vervollständigte ich den Satz, irritiert durch seine Worte - oder besser gesagt seine fehlenden Worte.
„Genau." Magnus lächelte mich dankbar an, dann sprach er weiter: „Du hast mich im Starbucks ziemlich verunsichert, und dann das mit Camille. Versteh mich nicht falsch, aber mir kam der Grad deiner... Vernebelung durch Marihuana und Alkohol gerade recht. Du hast aus dem Nähkästchen geplaudert und mir damit den ein oder anderen Zweifel genommen." Er verstummte und sah mich an, während ich seine Worte verarbeitete. Dann fiel mir plötzlich etwas auf.
„Du sagtest, Camille sei deine Ex."
Magnus schwieg kurz, legte sich seine Worte zusammen.
„Ich bin nicht wie du. Du hast mit Mädchen geschlafen, weil du dir sicher warst, dass du Hetero bist. Nehme ich zumindest mal an. Um ehrlich zu sein hoffe ich, dass ich dir diese These kaputt gemacht habe. Ich habe mit Mädchen - unter anderem Camille - geschlafen, weil ich der Meinung bin, dass man sich nicht in Geschlechter, sondern in Charakter verlieben soll. Außerdem entgeht einem sonst immer eine Seite der Lust. Camille hat übrigens einen grottigen Charakter. Du dagegen..." Er hielt inne, schwieg.
Ich überlegte, was ich nun sagen konnte. Allerdings fiel mir kein passender Satz ein. Magnus hatte soeben indirekt gestanden, dass er sich in mich verliebt hatte, und aus irgendeinem Grund machte mich das verdammt glücklich. Na ja, alleine Magnus' Anwesenheit machte mich glücklich, und das obwohl ich verkatert war und immer noch begreifen musste, dass ich mit einem Mann geschlafen hatte.
Seufzend stellte ich meine Überlegungen ein. Es brachte nichts, etwas zu sagen, also schaltete ich meinen Verstand aus und ließ meinen Körper den Rest übernehmen. Energisch schob ich meinen Stuhl zurück, lief mit zwei Schritten auf Magnus zu. Er sah überrascht, aber auch misstrauisch zu mir herauf, als könne er nicht einordnen, was nun passieren sollte. Ohne weitere Gedanken drückte ich meine Lippen auf seine, öffnete meinen Mund. Dabei war es mir relativ egal, dass ich mich sehr weit herunterbeugen musste, um ihn zu erreichen. Doch es lohnte sich. Ein wenig überrascht teilte er seine Lippen. Er schmeckte süß, nach Ahornsirup und Pfannkuchen.
Magnus' Katzenaugen waren riesig, als wir uns voneinander lösten. „Was, so unerwartet?", lachte ich, als ich mich wieder auf dem Tisch niederließ. Er nickte nur, dann schien er sich zu fangen.
„Runter vom Tisch, wozu habe ich denn Stühle?", murrte er gespielt sauer.
„Zur Deko?"
Er schenkte mir einen Blick, der so viel aussagte wie ‚bist du eigentlich vollkommen bescheuert?'. Ich zuckte mit den Achseln, setzte mich aber dennoch auf den Stuhl.
In Gedanken fragte ich mich, was genau wir nun waren. Ein Paar? Das müsste ich eben meinen Freunden beibringen, nicht weiter schwer. Oder war das einfach nur eine Affäre? Hoffentlich nicht.
Glücklicherweise schaltete sich Magnus in meine Überlegungen ein.
„Alec?
„Hm?"
„Sei mit mir zusammen."
Wow.
„Okay."
Gespielt entsetzt - ich hoffte zumindest, dass es gespielt war - sah er mich an. „Nur ‚okay'? Mehr bekomme ich nicht? Du wurdest gerade von dem tollten Kerl der Galaxis, dem zweitschönsten Typen, den ich kenne, gefragt, ob du mit ihm zusammen sein willst, und du sagst einfach nur ‚okay'?! Du spielst mit meinen Gefühlen!" Nun lachte er.
„Eigentlich hast du mich nicht gefragt", merkte ich an, erntete damit aber nur einen ‚was du nicht sagst' Blick. Ich starrte zurück.
„Okay, okay, du hast gewonnen", lachte ich schließlich. „Okay, großer Herrscher und Meister mit verborgenen Talenten."


DAS IST DAS ENDE! (aber nur das der Lesenacht.)
Ein etwas kurzes Kapitel, verzeiht mir. Nur knapp 700 Wörter, eigentlich wollte ich es länger machen, aber das war der perfekte Schlussstrich. Wir lesen uns Samstag, oder - wenn es ganz schlecht läuft - Mittwoch nächste Woche.

Bye!

Real Life - MalecМесто, где живут истории. Откройте их для себя