24 - Beziehungsangelegenheiten

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„Izzy?", rief ich durch das Haus, obwohl ich genau wusste, dass sie im Wohnzimmer war. Ich wollte nur nicht in eine wilde Knutscherei zwischen ihr und dem Vampir platzen. So trat ich eine gestoppte Minute später in das Zimmer, das erstaunlicherweise wieder ordentlich war. Da hat man einmal Sex und verpasst alles.
Meine kleine Schwester saß im Schneidersitz auf dem Couchtisch, während Simon längs über dem Sofa lag. Beide blickten auf, als ich hereinkam und sie musterte. Zu meiner sehr großen Zufriedenheit waren Izzys Harre glatt, saßen perfekt, ihr Lippenstift war noch da, wo er hin gehörte. Ohnehin war Izzy wieder geschminkt, sah so aus wie... na ja, wie in der Zeit, bevor der Unfall passiert war. Es war erstaunlich, wie schnell man wieder zur Realität zurückkehren konnte, wenn man den Tod akzeptierte. Nicht, dass ich glücklich über Max ableben war. Es schmerzte noch immer. Doch es war mir durchaus bewusst, dass ich auch noch ein Leben hatte, das fern von meinem Bruder gespielt hatte und noch immer spielte. Würde in meiner Trauer versinken, würde ich desozialisieren. Dabei hatte ich das Gefühl, meine Freunde nun mehr denn je zu brauchen.
„Aleeeeeec!" Isabelle sprang auf und schlang die Arme um meinen Oberkörper. Das machte sie so schwungvoll, dass ich ihre Umarmung kurzerhand erwiderte, damit sie nicht stürzte und mich womöglich mitzog. Ich hatte mit ihr reden wollen, aber beinahe vergessen, dass Simon auch da war. Ich mochte Simon. Nicht so wie Jace und Izzy, aber ich mochte ihn. Nur war er einer, der beinahe jedes Wort, das er irgendwo aufschnappte, in einen Song umwandelte, den er dann auf mini Gigs in kleinen Cafés performte. Seine Band war nicht unbedingt schlecht, nur eben nicht bekannt. Dennoch hatte ich eindeutig keine Lust, dass mein Liebesleben als Unterhaltung für gelangweilte Kaffeetrinker diente.
„Simon, Jace und ich haben aufgeräumt. Clary wollte eigentlich auch kommen, aber sie hat aus einem mir unbekannten Grund abgesagt. Na ja, wie findest du unser Werk?", fragte sie so stolz, dass ich unwillkürlich lachen musste, als sie in den Raum blickte. Daraufhin drehte sie sich zu mir, sah mich an. „Was ist?", brachte sie schließlich heraus. Ich blickte zu ihr herunter, registrierte dabei ihr Lächeln. Ich erwiderte es und antwortete. „Nichts."
Suchend sah ich mich in dem Zimmer um, bis ich meine Autoschlüssel in einer kleinen Schüssel gefunden hatte. Schließlich hatte ich Jace versprochen, mit Clary zu reden. Nun wurde mir klar, dass das keine sonderlich gute Idee gewesen war. Mit der Freundin meines besten Freundes konnte man sehr gut über diverse Kampfkunstarten reden. Über verschiedene Einrichtungsstile. Aber so richtig erste Konversationen hatte ich noch nie mit ihr geführt.
Mit zusammengekniffenen Augen parkte ich unmittelbar vor Clarys Haustür ein, wobei ich inständig hoffte, dass sowohl mein Wagen als auch der schwarze Mercedes hinter mir ohne jeglichen Kratzer davonkam. Tatsächlich schaffte ich es, halbwegs ordentlich stehen zu bleiben. Es blieb sogar noch genügend Platz, damit ich aussteigen konnte. Ein Fortschritt, wie ich fand. Ich war eine totale Niete, was einparken anging.
Seufzend drückte ich auf die Klingel, über der ein handgeschriebenes Schild mit der Aufschrift ‚Fray/Garroway' hing. Clary hatte mit wunderschönen, verschnörkelten Buchstaben die Namen ihrer Familie auf eine Tonplatte übertragen. Denn auch wenn Luke sie und ihren Bruder adoptiert hatten, bestanden sie darauf, den gefälschten Namen ihrer Mutter weiterhin benutzen zu können. Von Fairchild zu Morgenstern zu Fray zu Garroway, was für eine Änderung, und viel davon einfach nur aufgrund ihres Mannes, der mal eben ein paar Menschen getötet hatte.
Wir hatten ebenfalls ein Schild mit unserem Namen an der Hauswand, dieses hatte allerdings Max gemalt.
Kopfschüttelnd verdrängte ich den Gedanken an ihn. Nicht jetzt. Nicht hier.
Die Tür wurde mir von einem genervt aussehenden Jonathan geöffnet, dessen hellblondes Haar in alle Richtungen abstand. Die Jogginghose saß tief auf seinen Hüften, und er trug kein Shirt, was darauf schließen ließ, dass er soeben aufgestanden war. Trotz der Tatsache, dass er mich ansah als überlege er, ob ich mich eher als Frühstück oder als lebendiger Snack für seine Vogelspinnen (komische Haustiere) eignen würde, kam ich nicht umhin festzustellen, wie gut er aussah.
Da hatte ich einmal mit dem Schwulsein angefangen und wurde es nicht wieder los.
Zum gefühlt eintausendsten Mal an diesem Tag schüttelte ich den Kopf, löste meinen Blick von seinem (natürlich) durchtrainierten Bauch (was sonst?) und sah ihm in die grünen Augen, die mich vollkommen kalt ließen. Sie sahen nicht katzenhaft aus.
„Ist Clary da?"
„Was willstn du von ihr? Du warst noch nie alleine hier", murmelte er verschlafen, ließ mich aber eintreten. „Clary is' inner Küche."
Der Stand seiner Kommunikationsfähigkeit zeugte von seiner Müdigkeit, und so dackelte ich nur brav hinter ihm her in die Küche, während ich in Gedanken bei der wundervollen Kaffeemaschine war.
„Oh, Hi Alec!", wurde ich begrüßt, als ich hinter Jonathans großer Gestalt auftauchte. Clary saß auf der Theke neben der Spüle und sah Luke zu, der an der Kaffeemaschine meiner Träume hantierte. „Auch einen Kaffee?"
„Gerne, danke", antwortete ich, dankbar für das Angebot. Ich hätte zwar auch selbst fragen können, ob ich einen Kaffee haben könne, doch gefragt zu werden kam wesentlich höflicher rüber.
Schweigend setzte ich mich neben meine Freundin, und wir sahen beide zu, wie ihr Stiefvater eine Tasse nach dem anderen mit der braunen Köstlichkeit füllte.
„Was machst du eigentlich hier?", fragte Clary, sobald Luke wieder in sein Bibliothekszimmer verschwunden war. Jonathan war schon vor ein paar Minuten mit seiner ersten und vermutlich nicht letzten Tasse Kaffee in sein Zimmer gegangen.
„Jace hat mich zu dir geschickt."
„Oh." Sie klang wütend. Wütend und enttäuscht.
„Und ich wollte mit dir reden", setzte ich aus meinem Bauch heraus hinzu.


Jap, Valentin ist jetzt ein Serienmörder. Deal with it.

Und, ähem, ich habe keine Ausrede.


Real Life - MalecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt