19 - High (Lesenacht 3)

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Ein blondes Mädchen tanzte mich plötzlich an, lächelte mich offen an. Sie war hübsch, ich beinahe völlig weggetreten, wir tanzten miteinander. „Wie heißt du?", rief sie mir über den Lärm der Musik und der Menschen um uns hinweg zu. „Alec", schrie ich zurück. „Ich bin Camille." Aufmerksam musterte ich Camille von oben bis unten. Sie war verdammt hübsch, hatte eine Figur, für die die meisten Mädchen morden würden, und ihre Locken waren hinreißend. Eigentlich entsprach sie kaum meinem Typ, dafür war sie zu perfekt, doch in diesem Moment war es mir egal. Wir tanzten eine Weile weiter, bis sie plötzlich inne hielt, sich auf Zehenspitzen stellte und mich küsste. Für großartige Gedanken war keine Zeit, ohne nachzudenken erwiderte ich den Kuss, der daraufhin schnell leidenschaftlicher wurde. Sie küsste gut, ohne Zweifel, und schon nach ein paar Sekunden schlang sie ihre Arme um meinen Hals, während meine Hände zu ihrer Taille fuhren, um sie näher zu mir ziehen zu können. Entweder ich war zu groß, oder sie war zu klein.
„Klasse Vorstellung, aber das reicht jetzt", warf plötzlich eine mir allzu bekannte Stimme ein. Kurz darauf trennten uns Magnus' Hände von einander. „Camille, du bist eine kleine Hexe, weißt du das?" Er schien wütend auf sie, funkelte sie erzürnt an. Camille lächelte ihn nur verführerisch an, schenkte mir einen freundlichen Blick und verschwand in der Menschenmenge.
„Was war das denn gerade?", fragte ich verwirrt, starrte ihr verwirrt hinterher. Der Kuss irritierte mich nicht, das nicht, vielmehr die Bekanntschaft von Magnus und Camille und Magnus' Wut.
„Das, mein Lieber, war meine Ex - Freundin. Ein schreckliches Biest, das Mädchen. Nun ja, was machst du hier? Du beantwortest keine meiner Nachrichten. Bist du sauer auf mich?"
Ich beschloss, dass ich dringend noch ein Bier brauchte. Oder etwas Stärkeres? Nein, ein Bier musste reichen.
„Nein, weniger auf dich als auf mich", rief ich Magnus zu, bevor ich mich durch die Menschen zur Bar kämpfte. Vielleicht war es nur Einbildung, aber ich war mir sicher, hinter mir noch ein „Er macht sich rar. Ich liebe Herausforderungen" gehört zu haben, auch wenn ich aufgrund der lauten Musik die Stimme dazu nicht identifizieren konnte.
Wenig später saß ich auf einem Barhocker und wartete auf mein natürlich eisgekühltes Bier. Währenddessen betrieb ich mit Frank Smalltalk, fragte ihn, wohin Jace verschwunden war. „Der ist mit der kleinen Schwarzhaarigen, Aline, abgehauen. Aber mach dir keine Sorgen, sie ist lesbisch. Ihre Freundin ist eine gute Bekannte von mir. Sieht ein bisschen aus wie eine Elfe", antwortete der Barmann, reichte mir mein Bier. „Wer, Aline oder ihre Freundin?" Beim Sprechen merkte ich, dass meine Zunge etwas schwer wurde, doch ich achtete nicht darauf. „Na, ihre Freundin. Helen." „Ah." Zurück in mein Schweigen gehüllt trank ich einen Schluck von meinem Bier, als sich plötzlich jemand neben mich setzte. Magnus.
Er bestellte sich ebenfalls ein Bier, dann prostete er mir zu. „Auf uns", sagte er, als unsere Flaschen klirrend aneinander stießen. „auf uns", wiederholte ich etwas verwirrt, trank aber dennoch mein Getränk.
„Ich mag dich, Alec", meinte Magnus plötzlich aus dem Nichts, ohne jeden Zusammenhang. Dabei starrte er mich an, und wieder konnte ich sehen, dass seine Haare glitzerten.
„Mischst du eigentlich Glitzer unter den Shampoo?", fragte ich nachdenklich, musterte ihn von oben bis unten.
„Ja, klar, das verleiht mir etwas Mhystisches."
„Nicht, wenn du es verrätst."
„Tja, bis jetzt weißt es nur du."
Ich kaute auf meiner Lippe und dachte über seine Worte nach, während ich ihm in die katzenhaften Augen sah. Die leuchteten praktisch.
„Sind das Kontaktlinsen?" Ich war in einer Phase der Trunkenheit angelangt, in der ich kaum in der Lage war, zusammenhängendes Zeug zu sagen. Reden konnte ich noch, doch während ich über meinen nächsten Satz nachdachte, fiel mir gewöhnlich etwas Neues auf.
„Nein, ich wurde so geboren."
„Echt jetzt?" Meine Augen mussten die Form von Ping - Pong - Bällen angenommen haben. Er hatte Katzenaugen, und das seit der Geburt! Ich liebte Katzen!
„Ich hatte auch mal eine Katze weißt du? Aber Church war schon uralt. Church, der Kirchenkater. Keine Ahnung, warum er so hieß. Ist ein total lustiger Name." Ich kicherte. Alkohol an sich hatte keine heftige Wirkung auf mich, doch gepaart mit Marihuana konnte ich schon etwas seltsam werden. Doch Magnus lachte nur.
„Nein, das meine ich ernst, nicht lachen!" Ich schmollte, ohne den wirklichen Grund zu kennen.
„Schon gut, schon gut", lachte Magnus, trank einen weiteren Schluck von seinem Bier. Missmutig starrte ich auf meine leere Flasche. Ohne Alkohol schien die Welt nicht mehr ganz so toll zu sein, also bestellte ich mir noch eins.
„Warte mal. Dein wievieltes Bier ist das jetzt?", fragte mein Gegenüber mit zusammengezogenen Augenbrauen, als ich die Flasche an meine Lippen setzte. Seelenruhig trank ich einen Schluck, dann hielt ich vier Finger hoch.
„Oh, nein, warte." Ein fünfter Finger folgte. Magnus' Augenbrauen blieben zusammengezogen. Ich fand das witzig. Gedankenlos beugte ich mich nach vorne und fuhr sie kichernd mit meinem Zeigefinger nach.
„Ich mag dich", sagte ich einfach so, trank einen weiteren Schluck des kalten Getränks. „Aber du nervst mich", fuhr ich fort, „ Weil du immer wieder in meinen Gedanken auftauchst. Mein Unterbewusstsein sagt immer, dass ich in dich verliebt bin." Ich kicherte erneut, ein bisschen unmännlich vielleicht. „Aber das kann ich gar nicht wissen!"
Plötzlich wandelte sich meine Euphorie in Traurigkeit um. Deprimiert starrte ich auf meine Hände.
„Ich war noch nie verliebt, Magnus. Wie fühlt sich Verliebtsein an? Warum ist das Fell einer Katze ohne Shampoo so weich? Wieso trägt Sia immer diese komische Fake - Haare im Gesicht, wenn sie in die Öffentlichkeit geht? Wie wird George Clooney im Alter immer heißer? Und warum, zu Hölle nochmal, gibt es Marshmallow Fluff?" Ich verstummte, sah auf. Magnus musterte mich, teils amüsiert, teil ein klein wenig geschockt. Oh, und freudig. Ich verglich Magnus mit einem kleinen Kind, das zum ersten Mal Schnee sah.
„Ich mag auch Schnee."

Okay, okay, ich hätte Alec auch etwas... robuster Alkohol gegenüber machen können, aber das hätte meiner meiner Meinung nach nicht sonderlich gut zu ihm gepasst. Außerdem... ist doch niedlich, so ein Alec, der betrunken und stoned ist, oder?

Real Life - MalecWhere stories live. Discover now