32 - Restalkohol

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„Isabelle, verdammt, kannst du bitte wieder ins Bett?", zischte ich entnervt, als ich das Badezimmer betrat, blieb jedoch sofort stehen, entsetzt von dem sich mir bietenden Bild.
Izzy sang.
Ein Kinderlied.
Dazu wiegte sie den verdammten Duschkopf in den Armen.
Oh.
Mein.
Gott.

Nein, damit kam ich nicht klar. Das war, verdammt nochmal nicht in Ordnung.
Nur leider war die Szene, die sich mir bot, extrem witzig.
Ein betrunkenes Mädchen tröstete einen Duschkopf.
Vermutlich machte ich mich zum schlechten Bruder, doch ich konnte nicht anders: Ich kramte mein Handy hervor und filmte, wie sich Isabelle die Seele aus dem Leib sang.

WUSCH!
Ich zuckte zusammen.
Verdammt.
Schon wieder hatte ich mich erschreckt. Und zwar vor dem verdammten Toaster, den ich wenige Minuten zuvor selbst angeschaltet hatte.
Es war ja nicht so, dass mir das an diesem Morgen bereits zwei Mal passiert war oder so.
Mit spitzen Fingern, um mich nicht zu verbrennen fischte ich das Brot heraus, legte die Scheiben auf den Stapel, der sich auf einem Teller gebildet hatte.
Anschließend hetzte ich zum Herd, um die Speckstreifen aus der Pfanne zu nehmen, die angebrannt einfach nicht schmeckten.
Die Kaffeemaschine gab ein Geräusch von sich, das mir die Fertigstellung meines morgendlichen Getränks signalisierte.
Gehetzt rannte ich also von einem Ort zum anderen, kramte Teller, Tassen und Besteck hervor, stellte alles auf den Tisch, holte eine Flasche Orangensaft aus dem Keller, legte eine Familienpackung Aspirin hin, sollte Isabelle aufwachen, stapfte nach einigem Überlegen noch einmal in den Keller, holte eine zweite Flasche.
Zehn Minuten später kam endlich Clary in die Küche. Sie sah auf den Tisch, auf das vorbereitete Essen, dann zum Orangensaft.
„Ich liebe dich", murmelte sie anschließend leise, goss sich Saft ein und spülte damit ihrem Mund aus.
„Das tun sie alle. Bacon?"
„Ich habe Bacon gehört!" Jace' Kopf tauchte im Türrahmen auf, dann sein Oberkörper und zu guter Letzt seine Beine. Gierig stürzte er sich auf mein vorbereitetes Frühstück, dass aus Toast, Bohnen und Speck bestand.
„Kaffee?"
„Immer."
Fragend sah ich Clary an, die begeistert nickte, es jedoch sofort bereute. Schwindel vermutlich.
Also zwei Tassen. Schnell waren die entsprechenden Knöpfe gedrückt, die Kaffeemaschine gab ein Zischendes Geräusch von sich.
„Mach das aus."
Drei Köpfe drehten sich zu dem blassen Häufchen Elend, das in der Tür stand.
Isabelle sah grauenhaft aus. Das sagte ich nicht, weil ich ihr Bruder war und es in meiner Natur lag, sie ab und an zu ärgern, sondern weil es so war. Einfach schrecklich. Sie hatte sich ein Shirt von mir übergeworfen, ihr Make – up war überall, nur nicht dort, wo es hingehörte, ihre Haare waren zerzaust und standen in alle Richtungen ab, und ihre Augenringe war dunkler, als ich es je zuvor bei ihr gesehen hatte.
Nicht zu vergessen das durchdringende Weiß ihrer Haut und das blassrosa ihrer trockenen Lippen.
Izzy hielt sich mit vor Schmerz verzogenem Gesicht den Kopf, erblickte das Essen und rannte aus dem Zimmer. Das letzte, was ich hörte, war die zufallende Badezimmertür, dann schaltete ich ab. Wenn mitbekam, wie sich andere Leute übergaben, dann wurde mir auch schlecht.
Ich hoffte nur, dass sie mein Shirt nicht traf. Das war eines meiner Lieblingsshirts. Überhaupt, woher hatte sie das?
„Okay, sagen wir einfach, ich hatte genug Zeit, euch alle betrunken zu erleben, aber mit Isabelle war es noch nie so schlimm wie gestern", schloss schließlich Jace.
Das machte es jetzt auch nicht unbedingt besser.
„Also, soweit ich das verstanden habe, hat Simon sie für eine Maia abserviert." Ich sah Clary erwartungsvoll an.
„Nein", antwortete sie. „Na ja, ein bisschen. Sie und Simon waren nicht offiziell zusammen. Dass er was mit der anfängt, verzeihe ich ihm trotzdem nicht. Die erinnert mich ein bisschen an einen Wolf."
Jace sah sie verständnislos an. „Einen Wolf. Und an was erinnere ich dich?"
„Keine Ahnung. Einen Engel. Blonde Haare, goldene Augen, ... Oh, Alec erinnert mich immer an einen Teddy. Einen übergroßen, flauschigen Teddy, mit dem man richtig gut kuscheln kann."
„Ah ja." Mein bester Freund stand auf, um mich zu umarmen.
Ein wenig irritiert stand ich da, die Arme nur halbherzig um ihn gelegt.
„Hm, also so flauschig ist er gar nicht", schloss Jace schließlich und setzte sich wieder.
„Alles klar, ihr habt beide Restalkohol, also haltet die Klappe und esst endlich, ich hab doch hier nicht umsonst britisches Frühstück gemacht", meinte ich letztendlich.
Die ganze Situation kam mir dezent komisch vor.

Es dauerte eine Weile, bis Isabelle wieder in die Küche kam, aber sie sah um einiges besser aus. Sie hatte sich abgeschminkt und ihre Haare gekämmt. Blass war sie nach wie vor.
„Aspirin?" Ich hielt ihr die Packung hin.
„Nein. Nicht unbedingt gut für den Körper." Ihre Stimme war rau und gequält.
„Du meinst, wie die ganzen Drinks, die du gestern getrunken hast?"
„Gott, ich hab nen Filmriss, wie dicht war ich?"
„Na ja. Du hast einen Duschkopf in den Schlaf gesungen. Weil er geweint hat."
„Wirklich?" Clary war sofort hellhörig geworden.
„Ich hab ein Video davon, willst du es sehen?"


Wir ignorieren jetzt einfach die Tatsache, dass das letzte gescheite Kapitel vor etwas weniger als nem Jahr kam, ja?

Schön, dass wir uns so schnell einigen konnten.

Also auf jeden Fall ist es gerade unfassbar warm hier. Es ist mf 9.40 Uhr. Und ich hab noch nicht gefrühstückt, aber hey, hauptsache, ich bin jetzt schon kurz vorm Schmelzen. Danke dafür, iBlali.

Wer von euch guckt denn noch die Serie? Wie findet ihr sie?

Lea :3

Real Life - MalecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt