Prolog

6.3K 102 5
                                    

"Das Leben ist nicht zu Ende, 
nur weil ein Traum nicht in Erfüllung geht.
Es hat lediglich einen Weg gesperrt,
damit man einen anderen sucht."

Auf einmal hielt ich diesen alten Zettel in meinen Händen. Wie lange ich den wohl schon in meiner Hosentasche trug ...? Er hatte viele Falten, die durch das Öffnen und Schließen entstanden waren, und er war schrecklich zerknittert. Wahrscheinlich hatte ich ihn damals ständig gelesen. Genau wusste ich es nicht mehr, die letzten Jahre schienen so unwirklich und weit entfernt.

Die Worte, die in kritzliger Schrift - es war nicht meine eigene - darauf geschrieben standen, brachten mich zum Nachdenken. Nach einer Weile riefen sie große Tränen hervor, die über meine Wangen kullerten, sich an meinem Kinn sammelten und dann einzeln auf das Stück Papier tropften. Langsam drangen die Worte tiefer in mein Bewusstsein vor und begannen, alles nacheinander auszulöschen. Ich fühlte nichts mehr, bekam nichts mehr um mich herum mit. Wie unglaublich wahr und merkwürdig passend diese beiden einfachen Sätze waren, als wären sie nur für mich und meine jetzige Situation geschaffen. Eine Gänsehaut huschte über meinen Körper.

Wieder und wieder las ich diese vier Zeilen, sprach sie laut und leise, brüllte sie meinem Spiegelbild entgegen und flüsterte sie in den Wind. Irgendwann musste ich dann eingeschlafen sein - es war für mich schon wieder normal, schlafen zu müssen. Dabei hatte ich den Zettel fest in den Händen gehalten. Selbst im Traum schrien mir die Worte entgegen, ich sah nichts anderes als das weiße Papier, beschrieben mit blauer Tinte.

In dieser Nacht kam ich zu einem Entschluss.

Liebe ist ein Traum. Sie ist schmerzhaft und traurig. Und langsam aber sicher bringt sie dich um.

Bis(s) zum Erwachen - Wie ein Déjà-vuWhere stories live. Discover now