Glück ... oder doch nicht?

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Ich konnte nicht sagen, was mir in diesem Moment durch den Kopf ging, es war einfach zu viel, doch ich wusste, dass sich all meine Gedanken einzig und allein um ihn drehten. Mein Herz schlug seit einer geraumen Ewigkeit einmal wieder wegen ihm und weil ich glücklich war, obwohl, das war gar kein Ausdruck. Ich war … dafür gab es kein Wort, ich war einfach nur glücklich und tausend andere Dinge auch. Aufgeregt, gespannt, überrascht, erfreut, erleichtert. Mein Atem beschleunigte sich, sodass ich nur noch keuchte und Angst hatte, meine Lungen würden durch den plötzlichen Druck platzen. Ich zitterte von Kopf bis Fuß, so heftig, dass es mich gewaltig schleuderte. Die altbekannte Gänsehaut machte es sich auf meiner haut bequem, doch diesmal war sie nicht unangenehm sondern brachte ein prickelnden Gefühl in der Magengegend mit sich. Waren das die Schmetterlinge? Wohl eher Flugzeuge, wenn das ausreichte.

Das Loch, in dem ich mich die letzten fünf Wochen befunden hatte, spukte mich aus und schloss sich unter meinen Füßen, sodass es mich nicht noch einmal verschlingen konnte. Die brennenden Spuren, die die Tränen hinterlassen hatten, die ich in dieser Zeit nur zu oft geweint hatte, waren verschwunden, als wären sie nie da gewesen. In mir breitete sich ein wohliges Gefühl aus, das mich zu beflügeln schien. Ich brach aus der Oberfläche des Wassers, der Taubheit, die mich die ganze Zeit über festgehalten hatte, und es fühlte sich gut an. Jeden einzelnen Atemzug spürte ich in meiner Brust, genoss das Gefühl, wie sich meine Lungen füllten und weiteten, wie sich mein Brustkorb hob und senkte. Mein Herz schlug so schnell, ich konnte die einzelnen Schläge nicht auseinanderhalten, wie wild polterte es in mir und ich versuchte gar nicht erst, es aufzuhalten. Es schmerzte schon fast, dieses Glück.

Immer noch am Boden sitzend sah ich auf und erkannte ihn, wie er in eleganten aber schnellen Schritten auf uns zukam. Ich stöhnte auf. Wie sehr hatte ich seinen einem griechischen Gott ähnlichen Marmorkörper vermisst, wie sehr hatte ich mich nach seiner kalten Brust und seinem darin stummen Herzen gesehnt? Wie ewig war es her, dass ich in sein allzu atemberaubend schönes Gesicht sehen, die markanten Züge betrachten und in seinem Lächeln versinken, dass ich sein bronzefarbenes Haar berühren durfte? Wann war es das letzte Mal gewesen, als ich seinen berauschenden Duft eingeatmet hatte, gespürt hatte, wie sein Atem über meine Haut glitt und sie liebkoste? Und, verdammt noch mal, wie viele Gelegenheiten hatte er mir vorenthalten, in seine wunderschönen Augen zu sehen, mich darin zu verlieren? Zwar waren diese jetzt schwarz vor Ärger und Groll, unter ihnen zeichneten sich violettfarbene Halbmonde ab, seine Haut schien blasser als gewöhnlich, seine Gesichtszüge waren angespannt, seine Stirn gerunzelt. Doch trotzdem änderte das nichts an der perfekten Sicht, an diesem perfekten Mann, den ich da vor mir sah. Himmlischer konnte niemand sein.

Ich bemerkte, wie Mike jetzt von mir abwich, nach hinten blickte und dann rasch wieder auf die Beine kam. Edward stand direkt vor ihm und starrte ihn missbilligend an. Warum konnten die Cullens andere Menschen nur so gut mit ihren Blicken strafen? Ich kannte ihn gut genug, um sagen zu können, dass hinter seiner Fassade etwas gewaltig brodelte. Mike legte sich eine Hand in den Nacken, sah auf seine Füße und schwieg.

„Newton.“ Es klang wie eine Feststellung.

Mike räusperte sich. „Cu … Cullen.“

„Was sollte das?“, fragte Edward, seine Stimme klang ruhig und kontrolliert.

„Ich …“ Mike schluckte laut. „Es war … Ich wollte doch … Bella …?“

Ich zog mich langsam an der Wand hoch und hoffte, dass meine wackligen Beine nicht nachgaben. „Ja, Mike?“

„Es tut mir leid, das weißt du hoffentlich“, murmelte er schüchtern.

Ich war ihm nicht böse, wirklich nicht. „Schon gut, nicht so schlimm.“

Bis(s) zum Erwachen - Wie ein Déjà-vuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt