Ein Gespräch für die Zukunft

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Der nächste Morgen begann wie die meisten hier in Forks: es nieselte. Hektisch zog ich mich an, ging ins Bad und machte mich frisch. Danach stapfte ich die Treppe hinunter in die Küche, um mit Charlie zu frühstücken, der mir, bevor er aufbrach, viel Glück wünschte. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie dringend ich es jetzt brauchte. Als er aus dem Haus war, hastete ich zu meinem Transporter und huschte rasch in das gemütliche Fahrerhaus. Ich wollte so schnell wie möglich dort sein, obwohl es idiotisch war, denn ich würde die Cullens – wenn überhaupt – erst in der Mittagspause in der Cafeteria sehen.

Als ich auf die Uhr im Armaturenbrett schaute, sah ich, dass es für einen Aufbruch noch viel zu früh war und machte mir stattdessen Gedanken, wie ich mich verhalten sollte. Ich kannte diese Schule gut genug, immerhin hatte ich sie zusammen mit vielen anderen mehrere Jahre besucht. Und trotzdem musste ich mich dumm stellen, um meinem Image der „Neuen aus der sonnigen Großstadt“ gerecht zu werden. Ich sollte vorgeben, die Gebäude nicht zu kennen, in denen ich oft Unterricht gehabt hatte, und musste so tun, als kannte ich die Menschen nicht, mit denen ich eigentlich befreundet war.

Stopp, sagte ich mir. Was, wenn alles doch ganz anders war? Wenn ich dort niemanden wiedersehen würde, wenn diese Schule nicht meinem Traum entsprach? Die Spannung war zu groß, als dass ich noch länger hätte herumzusitzen können, außerdem zuckte es mir gewaltig in Händen und Füßen. Also fuhr ich los und war in weniger als zehn Minuten auf dem Parkplatz der Forks High School. 

Erleichtert atmete ich aus. Es sah alles haargenau so aus, wie ich es in Erinnerung hatte. 

Da waren die aneinander gereihten Backsteinhäuser, allesamt rot. Der angrenzende Wald und die vielen Bäume, die ihn ausmachten. Alles war ruhig und idyllisch, da ich beinahe die einzige war, die zu dieser Zeit schon in der Schule war. Ich fühlte mich herrlich und bestärkt, gefüllt mit neuem Mut einen Schritt ins Ungewisse zu wagen.

Ich parkte meinen Chevy, schnappte mir alle wichtigen Papiere, die ich für meinen vermeidlich ersten Tag brauchte, und sauste unter dem Nieselregen und dem sachten Wind, der mir um die Haare und das Gesicht schlug, in die Schule zum Sekretariat. Es war nicht schwer zu finden, selbst wenn es mein erster Tag gewesen wäre hätte ich es schnell entdeckt, also kam ich nach wenigen Augenblicken in dem kleinen Zimmer an. Darin war es warm, der Raum war klein und hinter einem der drei Schreibtische stand Mrs Cope, die ich eigentlich noch gar nicht kennen dürfte. Ich konnte mir ein kurzes Schmunzeln nicht verkneifen, während mein Herz in meiner Brust jubilierte und feierte.

Sie blickte auf, als sie meine Schritte hörte und musterte mich. „Kann ich dir helfen?“

„Ich bin Isabella Swan“, sagte ich und wunderte mich nicht über ihren wissenden Blick. 

Sie kramte in einem Stapel Unterlagen herum. „Ja, richtig.“ Dann fand sie, wonach sie gesucht hatte. „Voila – hier haben wir deinen Stundenplan, und hier ist eine Übersichtskarte des Schulgeländes.“ Sie reichte mir die Zettel und ich biss mir auf die Lippe, um nicht lachen zu müssen. Natürlich brauchte ich diese Dinge nicht. Als ich einen Blick darauf warf, stellte ich mit Erleichterung fest, dass es derselbe Stundenplan war, den ich schon kannte. Ich drohte innerlich zu platzen vor Freude.

Von meiner Erfahrung in diesem Gebäude hatte Mrs Cope natürlich nicht den leisesten Schimmer und so zeichnete sie alle kurzen Wege ein, die mich von Klassenzimmer zu Klassenzimmer bringen sollten. Dann bekam ich noch den Zettel, den alle Lehrer unterschreiben mussten, von ihr in die Hand gedrückt und schließlich wünschte sie mir viel Glück bei meinem ersten Schultag. Wie gesagt, ich konnte es gebrauchen. Die neugierigen Blicke, die ich auf mich zog, als ich durch das Schulhaus ging, war ich schon gewohnt und konnte sie deshalb gut ignorieren. Trotz dass nun schon einige Schüler da waren, war ich vor allen anderen in dem kleinen Klassenzimmer. Es war so wie in meinem Traum: klein und ein wenig schäbig. Als der Lehrer eintrat, gab ich ihm den zu unterschreibenden Zettel und er wies mich, nachdem er mich unverwandt angeglotzt hatte, zu dem hintersten Platz. Nach und nach trudelten alle anderen Schüler ein und bald begann der Unterricht.

Bis(s) zum Erwachen - Wie ein Déjà-vuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt