Drei Worte

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Die grelle Neonlampe an der Decke holte mich aus dem Schlaf.

Noch bevor ich die Augen öffnete, hörte ich das Piepen und Rattern der Geräte. Natürlich war ich im Krankenhaus, wo sonst nach einem solchen Vorfall? Moment … wenn ich hier war, hieß das, dass Edward es geschafft hatte. Er hatte sich von den anderen befreien und mir helfen können. Hatte mir geholfen, in dem er … Eine vage Erinnerung drang an mein Gedächtnis. Die Cullens waren uns zu Hilfe gekommen, zumindest Alices Stimme hatte ich gehört, ihren hysterischen, aufgebrachten Schrei nach mir. Die Panik, die in diesem Ruf gesteckt hatte, fuhr mir jetzt durch Mark und Bein, verursachte einen Schauer auf meinem Rücken, der in einer Gänsehaut am ganzen Körper endete. Und plötzlich übermannte mich wieder die Angst, als ich an die mordlustigen, blutrünstigen Nomaden dachte. Hatten sie Edward etwas angetan? Wie ging es ihm, wo war er?

Edward. Ich riss die Augen auf.

„Du bist wach“, hörte ich seine samtweiche Stimme direkt neben mir. Ich drehte mich um und schlagartig beflügelte mich wieder dieses Glücksgefühl, als ich in sein perfektes Gesicht sah. Seine sonst vor Gold strahlenden Augen waren pechschwarz und auf mich gerichtet, sie strotzten nur so vor Sorge. Trotz der Anspannung, die ihm deutlich ins Gesicht geschrieben stand, brachte er ein zaghaftes, süßes Lächeln auf seine vollen, lieblichen Lippen. Ich erschauderte, als er die Hand meines gesunden Arms ergriff.

Dann fielen mir meine Verletzungen ein. Mein linker Unterarm trug einen dicken Verband, er schien frisch zu sein. Darunter spürte ich ein nerviges, schmerzhaftes Pochen, das mich sicherlich jede Minute aus der Fassung bringen würde. Durch diesen Schmerz wusste ich genau, wo James mich gebissen hatte, das Bild seines Angriffes hatte ich jetzt wieder vor mir, live und in Farbe. Eine kleine Stelle an meinem Hinterkopf tat ebenfalls weh, doch das war auszuhalten. Zu schaffen machten mir eher die permanenten Kopfschmerzen, ein Ziehen, dass meine ganze Stirn einzunehmen drohte. Bekam man denn hier keine Mittel dagegen? Als ich mich aufsetzten wollte, spürte ich das erste Mal die Schiene an meinem rechten Bein. Komisch, ich konnte mich gar nicht daran erinnern, es irgendwie gebrochen zu haben …

Edward hinderte mich an dem Versuch, mich gerade hinzusetzten, und drückte mich wieder zurück in die harten, unbequemen Kissen.

„Edward“, flüsterte ich und er drückte meine Hand.

„Ich bin hier, keine Angst.“

Ich schluckte. „Wo sind Laurent, Victoria und James?“

„James konnten wir beseitigen“, murmelte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Die anderen beiden konnten fliehen. Aber ich schwöre dir, ich werde sie finden und ebenfalls zur Strecke bringen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue …“

„Edward, nicht …“, sagte ich schnell, ich klang panisch. „Sag so etwas bitte nie wieder. Ich will nicht, dass du dein Leben nur wegen Rache aufs Spiel setzt, geschweige denn wegen mir.“

Er sah mich verbittert an. „Das sagt die Richtige.“

Ich konnte es ihm nicht verübeln, denn es stimmte.

Als ich nichts erwiderte, sprach er weiter. „Wie gesagt, James ist tot. Vielleicht erinnerst du dich noch daran, wie die drei sich auf mich stürzten. Obwohl es mir nicht wirklich behagt, muss ich zugeben, dass es in diesem Moment nicht gut für mich aussah. Ich war dabei, den Kampf zu verlieren. Aber … ich durfte nicht verlieren, verstehst du? Wenn ich aufgegeben hätte oder zugrunde gegangen wäre, dann wärst du ungeschützt gewesen. Und genau darauf hatten sie es abgesehen. Ich musste meine Schwäche, meine Angst um dich so gut verbergen, wie es mir nur möglich war, doch ich konnte mich nicht konzentrieren. Was, wenn plötzlich einer von ihnen von mir abgelassen und sich stattdessen an dir vergriffen hätte? Oder was, wenn da draußen noch mehr gewesen wären? Diese und tausend andere Bilder schossen mir durch den Kopf und hielten mich von einer wirklichen Verteidigung, um nicht zu sagen vom Gegenangriff ab.

Bis(s) zum Erwachen - Wie ein Déjà-vuWhere stories live. Discover now