Ein kleiner Hoffnungsschimmer?

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Als ich am gleichen Morgen aufwachte – ich hatte tatsächlich noch ein paar Stunden schlafen können – fühlte ich mich anders.

Der Himmel war bewölkt, das war gut; eine weitere Gelegenheit, um Edward sehen zu können. Die Schäfchenwolken spannten sich über das sanfte Blau und verdeckten es vollkommen. Ich atmete tief ein, dann aus, schließlich warf ich die Bettdecke zurück, schlang meine Beine über die Bettkante und stand auf. Mir wurde schwindlig, mein Zimmer begann sich eigenartig zu drehen, und dann wurde mir für wenige Sekunden schwarz vor Augen. Ich legte mir eine Hand an die Stirn, stützte mich mit der anderen an der Bettkante ab und wartete, bis es vorüber war. Als ich dann wieder klar sehen konnte, ging ich zum Kleiderschrank und suchte mir Klamotten aus. Mir fiel die blaue Bluse, für die Edward mir viele Komplimente in meinem Traum gemacht hatte, förmlich in die Arme. Ich konnte einfach nicht anders, als sie mir über den Kopf zu ziehen und mich im Spiegel im Badezimmer zu betrachten. Er hatte Recht, blau stand mir wirklich ziemlich gut.

Ich ging, nachdem ich mir noch eine Hose angezogen und eine Jacke ausgesucht hatte, runter in die Küche und setzte mich an den Tisch, nachdem ich mir mein alltägliches Müsli bereitgestellt hatte. Charlie saß schon da und las die Zeitung.

„Morgen Dad“, begrüßte ich ihn, als ich mir Müsli in eine große Schüssel schüttete.

„Ja, Morgen Bells.“

Wortkarg, wie es jeden Morgen bei uns war, blieb es auch an diesem Tag, und so hörte ich nur noch eine genuschelte Verabschiedung von ihm, als er sich seine Sherif-Jacke anzog und seinen Gürtel überstreifte. Ich winkte ihm, dann machte ich mich noch einmal auf den Weg in mein Zimmer. Bis jetzt hatte ich es mir verboten, aus dem Fenster zu schauen, aus Angst, die Hoffnung könnte überhand genommen haben und mich dann zerreißen, wenn sein silberner Volvo samt ihm nicht draußen stand. Ich tat es nun doch und hatte mir nicht zu viel versprochen: er war nicht da. Seufzend packte ich meine Tasche, warf sie mir über die Schulter und machte mich auf den Weg zu meinem Transporter.

Wie so oft in diesen einsamen Tagen war ich eine der ersten, als ich auf den Parkplatz der Forks High School fuhr und meinen Chevy dort abstellte. Ohne zu zögern stieg ich aus, schaute mich nicht um oder blickte suchend über den Schulhof und huschte schnell in das Gebäude. Als ich so durch die Flure ging und darauf wartete, dass die anderen Schüler eintrudelten, wurde mir eines erschreckend klar. Heute hatte ich Biologie. Mit Edward. Neben Edward. Ich schluckte heftig und meine Kehle fühlte sich an, als würde sie in lodernden Flammen stehen. Einerseits freute ich mich unnatürlich sehr, ihn wiederzusehen und ihm so nahe zu sein, doch wenn ich an seine hasserfüllten Blicke dachte, wurde mir schlecht und mein Magen drehte sich um. 

Der Vormittag verlief ziemlich normal, die Mittagspause wurde mit Alice an meiner Seite auch ganz erträglich und somit marschierte ich dann als eine der Ersten in das Klassenzimmer für Biologie und blickte in die Luft. Eine ganze Weile lang stand ich nur da und starrte ins Nichts, bis ich bemerkte, dass ich nicht mehr allein war und dass es Zeit war, mich auf meinen Platz zu setzen. Währenddessen überlegte ich, dass er wahrscheinlich sowieso nicht kommen würde, so wie die letzten drei Wochen. Wieder kämpften die Erleichterung und die Enttäuschung in mir, von denen ich nicht wusste, welche gewinnen würde. Ich wusste nur, dass es egal war, wie es kommen würde, es würde trotzdem höllisch wehtun. Dieser Gedanke machte mir schreckliche Angst.

„Hi Bella“, hörte ich jemanden sagen. Ich blickte von meinem Platz auf und erkannte Jessica.

Ich räusperte mich, bevor ich antworten konnte. „Hi Jess.“

Sie setzte sich auf meine Tischkante und lächelte mich an. „Und, wie geht es dir?“

„Hmm … gut. Und dir?“ Jetzt würde wieder ein Fluss von Worten folgen, denn ich wusste, dass sie mich niemals aus einer Laune heraus fragen würde, wie es mir ging. Sie tat es nur, damit ich dann ‚und dir?‘ fragte und sie mir wieder eine ihrer Geschichten erzählen konnte. 

Bis(s) zum Erwachen - Wie ein Déjà-vuWhere stories live. Discover now