Woche fünf

1.5K 50 4
                                    

Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll.

Jetzt ist er schon eine Ewigkeit weg. Vielleicht Jahre, vielleicht Stunden, ich weiß es nicht, jegliches Zeitgefühl ist mir verloren gegangen. Und mit jedem Tag wird es schlimmer. Genauso wie die Sehnsucht …

*****~~~~~*****

„Bist du schon mal geflogen, Jake?“

Trotz, dass diese Situation vollkommen anders war, als die, woran ich erinnert wurde, kamen mir die Sitze, das Innere des Flugzeugs und sogar das Personal schrecklich bekannt vor. Es war, als hätte ich ein Déjà-vu, das mich an den Tag, an dem ich aufgewacht bin, erinnerte.

Er schüttelte den Kopf. „Noch nie. Ist es sehr schlimm?“

„Was?“

„Na, das fliegen.“

„Achso“. Ich lachte. „Nein, eigentlich ist es total schön. Nur Start und Landung sind komisch. Aber wenn man aus dem Fenster schaut, kann man die Wolken sehen. Wie Zuckerwatte sehen die aus.“

Er kicherte. „Wenn ich am Fenster sitzen würde …“

„Willst du tauschen?“

„Nur, wenn es dir nichts ausmacht.“

Ich lachte, stand auf und kletterte über ihn erstmal auf den dritten, leeren Platz neben ihm. Als ich so nahe über ihm war, sah er mir intensiv in die Augen, sodass mir schwindlig wurde. Wieso konnte ich so etwas nicht? Jake setzte sich auf den Platz am Fenster, ich rutschte auf den neben ihm, dann kam schon die Ansage, wir sollten uns doch bitte anschnallen, weil der Pilot gleich starten würde.

„Sind wir gut oder sind wir gut?“, fragte er mich grinsend.

„Wir sind gut.“

Das altbekannte, nicht unangenehme Schweigen trat ein, als er seine Hand auf meine legte. Ich konnte es nicht abstreiten, in seiner Gegenwart fühlte ich mich einfach nur puddelwohl. Das Flugzeug hob ab und ich bemerkte, wie er unsicher aus dem fenster schaute. Mich nervte das Schweigen sowieso langsam.

„Angst?“, fragte ich deshalb und grinste.

Er sah mich an. „Todesangst.“

Wir beide lachten und die anderen Passagiere drehten sich zu uns um.

„Warum …?“

„Hmm?“

Jake räusperte sich. „Warum sollte ich denn mitkommen? Warum nicht Charlie?“

„Naja“, begann ich. „Erstens bist du mein bester Freund. Zweitens fühle ich mich in deiner Gegenwart immer wie an einem Platz direkt neben der Sonne. Und drittens wäre es doof für Charlie, mit zu seiner Ex-Frau zu gehen und dort für eine Woche ‚Urlaub‘ zu machen.“

„Klingt einleuchtend“, meinte er. „Und warum wolltest du sie besuchen?“

„Sie fehlt mir unheimlich sehr, und vielleicht schaffe ich es ja auch mit einem Stadtwechsel, ihn zu vergessen. Nur für diese paar Tage will ich einen reinen Kopf haben.“

Er nickte. „Kann ich verstehen. Bist du denn noch nicht weitergekommen in deinem ich-schnappe-mir-Edward-Cullen-Plan?“ Komischerweise klang er hoffnungsvoll und ich lachte auf.

„Was ist?“, fragte er.

Ich schmunzelte. „Das klingt so, als würdest du das nicht unbedingt wollen.“

Er verstand mich nicht. „Was nicht wollen?“

„Na, dass das mit Edward und mir etwas wird.“

Bis(s) zum Erwachen - Wie ein Déjà-vuWhere stories live. Discover now