Erwachen

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Ich wachte auf einem eiskalten Steinboden auf, doch dieses Mal wusste ich, dass es schon lange kein Albtraum mehr war.
Um meinen Hals hing eine Kette, die an der Wand hinter mir befestigt wurde.
Ich fühlte mich erniedrigt, dreckig und mir war kalt. Dennoch waren das nicht meine einzigen Sorgen. Ich hatte Riesenhunger, Mordsdurst und das Schlimmste von allem war: Meine Verletzung am Bauch hatte sich entzündet.
Es tat höllisch weh und ich wagte es kaum, mich zu bewegen.
Also blieb ich liegen und wartete darauf, dass etwas passieren würde.

Die Zeit kroch, doch nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich das Knarren einer Tür und aus der Dunkelheit entpuppte sich eine schwarze Silhouette, die langsam immer näher kam.
Ich bekam Angst. Was würde er mit mir tun? Was hatte er vor? Es musste ja einen Grund dafür geben, dass er mich hier fest hielt. Mein Herz hämmerte mir einen wachsenden Kloß in den Hals. Die Ungewissheit brachte mich noch um.
Doch es war nur ein älterer Herr, der mit seinem Outfit einem Butler ähnelte. Er trug ein Tablett und stellte es vor mir auf den Boden ab, während ich ihn keine Sekunde aus den Augen ließ.
Dann verließ er mit dem Knarren der Tür wieder den Raum.

Nun wandte ich meine Aufmerksamkeit endlich auf das vorliegende Tablett.

Essen!

Es war ein Teller mit Suppe und daneben ein Stück Brot. Schlicht, aber für mich glich es Gottes Anblick.
Sogar eine Flasche Wasser stand daneben.

Ob ich jetzt an Vergiftung sterbe, oder durch die Hand vom Psycho. Ich sterbe so oder so. Außerdem würde ich das erste sogar bevorzugen...

Also stopfte ich alles in mich hinein und es kam mir vor, als hätte ich in meinem ganzen Leben noch nie etwas besseres gegessen.
Ich spürte eine Art Trauer in mir, als es sich zum Ende neigte. Ich wollte nicht aufhören und wusste auch nicht, ob und wann ich etwas neues bekommen würde.
Dennoch war ich satt und schlief vor Erschöpfung nicht bald darauf wieder ein.

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Als ich das nächste Mal wach wurde stand ein neues Tablett mit Essen und Trinken vor mir. Es war bereits kalt geworden.

Wie lange hab denn ich geschlafen?

Ich aß und trank alles auf, doch wollte dieses Mal auf den "Butler" warten, um ihn nach etwas Wasser für die Wunde zu fragen.
Es war dringend nötig, dass ich sie reinigte, denn die Entzündung verschlimmerte sich.

Nach einer Weile kam Besagter auch. Als er grade mit dem Tablett in der Hand gehen wollte, fragte ich ihn zögerlich. Er blieb stehen während ich redete und machte sich ohne Ton wieder auf den Weg als ich zu Ende gesprochen hatte.

Jetzt kann ich nur noch hoffen...

Nach dem nächsten Schlaf stand nur das Übliche da. Kein Wasser zum Reinigen. Auch nach den darauffolgenden Mahlzeiten änderte sich nichts. Ich konnte auch nicht erahnen wie spät es war, da es keine Fenster gab, somit legte ich für mich fest, dass mit jeder ungeraden Mahlzeit ein neuer Tag anbrach.

Am vierten Tag kam mal wieder der Butler, meines Erachtens zu früh, aber ich hatte ja sowieso jegliches Zeitgefühl verloren.
Doch er hatte kein Tablett wie sonst dabei, sondern eine Schüssel.

Ist es das, was ich denke?

Ich richtete mich langsam auf, die Wunde raubte mir viel Kraft. Er legte die Schüssel mit einem sauberen Lappen vor mich.

"Danke", sagte ich leise.
Er ging.

Es ist was es istWhere stories live. Discover now