Das Urteil

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Wir landeten vor einem großen, hellen Gebäude mitten im Nirgendwo zwischen ein paar Wäldern. Die Tür öffnete sich und Dr. Banner und Stark gingen schon mal vor, während die zwei Wachen mich ihnen nach schubsten und mir in Begleitung von Rogers folgten.
Mir jagte es etwas Angst ein, dass der Mann, dem ich einen Zepter in die Schulter stach, über mein zukünftiges Schicksal bestimmen würde.
Es dämmerte etwas und ich schaute mir beim Laufen die Umgebung an, wobei ich immer langsamer wurde. Gleich darauf packte Rogers meine Schulter und kam nah an mein Ohr heran.

"Denk ja nicht erst darüber nach, zu fliehen. Stell dich deinen Taten und geh weiter."

Ich schluckte und nickte. Er hatte Recht. Ich musste mich dem stellen, es war alles meine Schuld. Egal was kommen würde, ich hätte es verdient, also ging ich weiter. Drinnen angekommen folgten wir einem langen Flur bis wir dann letztendlich einen Raum betraten, in dem neun Stühle als Halbkreis standen.
In der Mitte saß Fury, rechts von ihm ein Anzugträger, folgend von Barton und Romanoff, links von ihm ein bulliger Mann mit Camouflage-Uniform und kurzen, weißen Haaren und neben ihm Thor. Dr. Banner platzierte sich zügig neben Romanoff und Rogers auf die andere Seite links von Thor. Stark füllte als letztes den noch übrigen Platz.

Ich sah etwas unbeholfen hinter mich, wo die zwei Wachen gerade die Tür schlossen und sich auf beiden Seiten dieser aufstellten.

"Treten Sie näher."

Ich tat was mir der mit einem Auge grimmig guckende Mann gesagt hatte und stellte mich in die große Lücke des Halbkreises.

"Wir sind hier zusammengekommen, um das Urteil des Wolfmädchens zu fällen. Irgendwelche Vorschläge?"

Der Anzugträger meldete sich als erster zu Wort.

"Nach dem Angriff auf die drei Mitglieder der Avenger Initiative, der strikten Verweigerung einer Kooperation, der öffentlichen Ermordung eines Haustiers und beinahe dessen Besitzerin, der Hilfe bei dem Ausbruch Lokis und seinen Plänen und der Verwundung von Mr. Fury, schlage ich vor, sie solle zur Rechenschaft gezogen werden."

Ich schaute zu Boden und nun sagte der weißhaarige Angehörigte etwas dazu.

"Ich bin komplett seiner Meinung. Sie sollte physisch Bestraft und weggesperrt werden, sowie es sich für einen entflohenen Häftling gehört!"

Mein Herzschlag erhöhte sich und ich fing an zu schwitzen, doch zum Glück entschied sich Rogers dafür, zu protestieren.

"Ich bin nicht der Meinung. Seht ihr nicht, dass sie es bereut? Dass es ihr Leid tut? Ja, es stimmt. Sie hat gravierende Fehler gemacht, doch haben wir das nicht auch? Wir haben sie gekidnappt und Monate lang fest gehalten. Sie abmagern lassen und menschenunwürdig behandelt. Es war vorauszusehen, dass es so kommen würde. Doch jetzt haben wir die Chance, sie auf die gute Seite zu holen. Lasst es uns nicht noch mal entgehen, einen neuen Mitstreiter für den Kampf gegen das Böse zu bekommen. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass sie Mr. Stark das Leben gerettet hat. Wer weiß, ob er überhaupt noch ohne sie hier neben mir sitzen könnte?"

Stark schaute gegen Rogers Hoffnung gedankenverloren zu Boden und nun entschied sich Dr. Banner Rogers zu unterstützten.

"Ich stimme Mr. Rogers voll und ganz zu. Sie verdient eine zweite Chance, besonders weil sie einer psychischen Krankheit unterliegt und somit mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wusste-"

Der Soldat widersprach ihm mit lauter Stimme, ohne ihn überhaupt ausreden zu lassen.

"Gerade weil sie unberechenbar ist, sollte sie mit Ketten in einen Bunker gesteckt werden!"

Thor widerlegte Dr. Banners Argument noch dazu.

„Das Mädchen war voll und ganz über ihre Taten im Klaren. Als Loki mich reinlegte und ich in der Zelle gefangen wurde, brachte sie ihm das Zepter und erstach davor noch Agent Coulson. Währenddessen hatte sie klar blaue Augen."

Anscheinend wussten Fury und die anderen nichts davon, denn alle schauten mich nun entsetzt an.

"Du warst also für Agent Coulsons Tod verantwortlich?"

"I-Ich wollte-. Es tut mir wirklich leid. Das wollte ich nicht, ehrlich!"

"Und warum hast du es dann getan?!"

Ich schaute mich hilflos um, doch konnte nur finstere und geschockte Gesichter erkennen, die mich wütend mit ihren Blicken durchlöcherten.

"Ich... weiß es nicht..."

Dies sagte ich kleinlaut und schaute wieder zu Boden, damit keiner meine Tränen sehen konnte, die sich langsam den Weg in meine Augen bahnten.
Lange Zeit herrschte Stille, bis Fury diese brach und mein Schicksal somit bestimmte.

"Dann steht es wohl fest. Hiermit gebe ich bekannt, dass Blue zur dauerhaften Isolationshaft verurteilt wird. Sie darf keinerlei Kontakt zur Außenwelt aufnehmen."

"Sir, sie wird das nicht heil überleben. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Es ist unmöglich für ihn und die größte Folter. Bitte bedenken Sie Ihre Entscheidung noch einmal, sie ist doch noch ein Kind."

"Dr. Banner, ich weiß, dass sie Ihnen aus einen mir unempfindlichen Grund am Herzen liegt, aber Sie vergessen, dass dies kein Mensch ist. Diese Diskussion ist beendet. Abführen!"

Dr. Banner stand ruckartig auf und rief, dass er dies nicht machen könnte, doch es half nichts. Mein Urteil war gefallen.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie eine Hand näher an mein Gesicht kam und irgendetwas aus Eisen hielt. Ich wich einen Schritt zurück, doch rempelte gegen jemanden, der mich nun festhielt. Die Wache mit dem Etwas in der Hand stellte sich nun vor mich und hielt meinen Kopf fest. Ich versuchte ihn krampfhaft zu bewegen, da er mir dieses Ding anscheinend auf den Mund machen wollte, doch es half nichts.
Er befestigte es noch am Hinterkopf und nun konnte ich nicht einmal mehr reden, dennoch war das nicht mal die schlimmste Folge, denn es wird mir meine Flucht deutlich erschweren, da ich mich nicht mehr verwandeln konnte. Dieses Ding würde sich ja nicht an meine Schnauze anpassen. Also müsste ich wohl oder übel einfach nur schnell sein.

Die Wachen schoben mich Richtung Ausgang und einer öffnete die Tür. Wir folgten dem langen Korridor und bevor wir falsch abbiegen konnten, nämlich weg vom Ausgang, blieb ich abrupt stehen.
Eine der Wachen sagte mir, ich sollte gefälligst weitergehen und als ich dies nicht tat rempelte er meine Schulter nach vorne. Ich blieb ruhig und drehte mich etwas zu ihm.

"Na los!"

Ich tat so als würde ich mich wieder zurückdrehen und weiter gehen, doch holte nur Schwung, um ihm meine Handschellen ins Gesicht zu schlagen. Sein Kopf schnellte zur Seite und nun wollte die andere Wache ausholen, doch ich duckte mich unter ihr weg und rannte los. Nach einer Weile ertönte eine Sirene und rotes Licht durchleuchtete die Flure, aber ich hatte es fast geschafft. Ich konnte schon von weitem die Tür sehen.

Ich hörte immer näher kommende Schritte, doch sie waren zu spät. Ich öffnete die Tür. Draußen war es war stockduster. Ich rannte über die kleine Wiese in den Wald hinein. Immer weiter.

Es ist was es istWhere stories live. Discover now