Neue Heimatstadt

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Steve Rogers P.O.V.

Ich wartete gerade am Empfang auf die Dame von gestern, welche auf Anfrage dabei war, mir einen Laptop zu besorgen. Ich nutzte die Zeit, um kurz nach meinem Motorrad zu sehen, ob sie überhaupt noch da war. Es regnete leicht und mich schmerzte es, sie im Regen stehen zu lassen, dennoch war sie nicht beschädigt und alles war noch dran.

"Mr. Wentz?"

Ich drehte mich um und ging zurück zum Tresen, an dem mich die Frau bereits erwartete.

"Er ist zwar etwas alt und langsam, aber das einzige Exemplar, das wir derzeit zur Hand haben."

"Das ist kein Problem. Vielen Dank."

Ich lächelte ihr entgegen und ging wieder zurück zum Zimmer. Als ich rein kam, stand das Fenster weit offen und Blue stützte sich auf dem Gitter ab. Kurz blickte sie über die Schulter zu mir. Ihr Blick blieb am Laptop hängen und sie wandte sich komplett zu mir.

"Was ist das?"

"Ein Computer. Ich hab ihn mir geben lassen, um uns eine Wohnung rauszusuchen."

Ich legte das Gerät auf dem Tisch ab und nahm Platz. Meine Suche begann und sie schaute mir dabei die ganze Zeit über die Schulter.

"Willst du nicht Fernsehen? Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du mir ständig aus dem Augenwinkel zu guckst."

"Wie denn?"

Die Fernbedienung lag direkt neben mir und ich schaltete den Fernseher ein.

"Mit diesen Tasten kannst du das Programm wechseln."

Ich drückte ihr gesagtes Objekt in die Hand und sie setzte sich aufs Bett.
Es gab viel Auswahl an schönen Apartments, doch die meisten standen in Gegenden, die weniger freundlich aussahen und die restlichen waren viel zu überteuert.
Ich horchte auf, als ich glaubte, meinen Name im Fernsehen gehört zu haben. CNN lief und sie zeigten eine Luftaufnahme von der gestrigen Fahrt mit Blue zusammen.

"...Steven Grant Rogers, auch bekannt unter dem Namen Captain America, einer der sechs Avengers, die im Frühjahr New York und somit auch uns alle vor dem Weltuntergang bewahrt haben. Er habe einem Sträfling, der mit dem Vorfall zu tun hatte, beim Ausbruch aus der Isolationshaft geholfen und war gestern auf der Route 78 Richtung Westen unterwegs gewesen. Wie man hier unschwer erkennen kann, sitzt vor ihm noch ein anderer, der vermutlich jener besagte Sträfling ist. Wir bitten Sie, die Augen aufzuhalten und Verdächtigkeiten der Polizei zu melden.
Ich hoffe, dass sich das alles als ein großes Missverständnis entpuppt, sonst haben wir einen tollen Verteidiger Amerikas verloren, nicht wahr John?"

"Na ja, Kate. Ich war dem großen Captain America immer ein wenig skeptisch gegenüber. Während des Krieges sich verkriechen und danach den Helden spielen? Aber jedem seine eigene Meinung. Wir geben weiter an Wolf Blitzer mit 'Politik und Weltgeschehen'."

Ich seufzte und hörte ab da an nicht mehr zu. Mir machte es nichts aus, wenn man über mich schlecht redete, sondern eher dass uns gerade durch die öffentlichen Nachrichten die Wohnungs- und Jobsuche um einiges erschwert wurde.

Ungefähr eine Stunde später fand ich endlich was schönes. Es war eine nette Wohnung mit zwei Schlafräumen, zwei Badezimmern und einem großen Raum, der gleichzeitig als Küche und Wohnzimmer diente. Sie befand sich in einer Stadt namens Mishawaka, ganz im Norden in der Nähe des Michigansees. Auch war eine öffentliche High School zu Fuß erreichbar, auf die Blue in Zukunft gehen könnte, sobald sie sich eingelebt hatte.
Im Wohnzimmer hatte man eine Art Balkon mit toller Aussicht auf den St. Joseph River und eine Menge Parks. Im Großen und Ganzen wäre es perfekt. Auch war sie nicht all zu teuer und dafür, dass die Umgebung mehr als freundlich aussah, fand ich den Preis fair.
Ich rief die Nummer an und bereits nach 5 Minuten legten wir einen Termin auf 14:30Uhr fest. Es war nun kurz vor 11' und wir würden sicherlich 2,5 Stunden für die Fahrt brauchen.
Ich notierte mir die Adresse, sagte Blue Bescheid und brachte den Laptop schon mal wieder zurück. Ich fragte die Dame noch, ob sie eine Art Broschüre von Indiana hätte und sie gab mir jene.
Oben angekommen zeichnete ich den Zielort in der Karte des Heftes ein und dazu eine geeignete Strecke.

Nach einer halben Stunde checkten wir aus und zum Glück erkannte uns wenigstens die Frau schon mal nicht.
Die Fahrt dauerte wie geplant, trotz Staus, den ich aber problemlos mit meiner Maschine umfahren konnte.
Wir hatten noch 25 Minuten übrig. Ich beschloss an einer Bäckerei zu halten, um für Blue und mich was zum Frühstück zu holen. Drinnen angekommen fragte ich, was sie gerne hätte, doch sie kannte nichts davon, somit dauerte es ganze 5 Minuten bis ich ihr dann schließlich selber was aussuchte.
Ich hatte ein Brötchen mit Schinkenwurst, Salat und Gurken, während sie das gleiche nur mit Salami bekam. Wir ließen es uns einpacken und fuhren weiter zu -hoffentlich- unserer zukünftigen Wohnung. Ich parkte in der Elizabeth Street.
Immer noch blieben uns knapp 20 Minuten. Blue zog hibbelig an ihrem Helm und ich half ihr dabei.

Blue P.O.V.

Endlich war ich frei von diesem engen Ding und mich hielt nichts mehr davon ab, mir mein Essen zu nehmen. Es war schon Ewigkeiten her, dass ich was gegessen hatte und nun war es endlich so weit.
Der verführerische Geruch lockte mich zum Motorradlenker. Zwischen diesem und dem Sitz war ein extra Stauraum, der mit einem Schlüsselloch versehen war.
Ich schaute zu Rogers, welcher vor sich hin träumte und Richtung Park schaute, in welchem viele Leute mit ihren Hunden unterwegs waren. Ich tippte ihn an seiner Schulter an und kurz darauf drehte er sich zu mir.
Mit einem Blick zum Schlüsselloch machte ich ihm klar, was ich wollte.

"Ah ja, 'tschuldigung."

Er zog den passenden Schlüssel aus seiner Jackentasche und wenige Sekunden später könnte ich endlich in mein Essen beißen. Ich griff hungrig nach der Tüte, doch Rogers zog sie kurz davor weg.

"Hey!"

"Ich hab 'ne Idee."

"Ja und wenn schon! Gib mir bitte mein Brötchen her!"

Von dem "bitte" dürfte man sich aber nicht irritieren lassen, denn ich redete trotzdem wütend mit ihm, denn ich fand das ziemlich unfair. Nur weil er irgendeinen Geistesblitz hatte, erlaubte ihm das noch lange nicht, mir mein Essen zu klauen. Ich machte einen Schritt auf ihn zu und griff ein zweites Mal nach der Tüte, doch nun hielt er sie hoch in die Luft.

"Echt jetzt?!"

Ich sprang nach oben, doch erreichte noch lange nicht mein Ziel. Nun wurde ich unruhig.

"Ich bin am Verhungern!"

Das sagte ich mit einer gequälten Stimme und schaute ihn leidend an.

"Jetzt gedulde dich mal!"

Damit ging er plötzlich auf die Straße zu und ich folgte ihm. Ja, eigentlich mehr meinem Essen als ihm. Er lief ein Stückchen den Weg am Parkrand entlang und ging dann eine kleine Treppe hinunter. Nun standen wir auf einem breiten Weg der sich mit einer roten Brücke kreuzte, welche über einen Fluss führte. Er ging weiter den Weg entlang und setzte sich auf eine Bank, die am Rand des Geländers stand.

Endlich!

Genervt riss ich ihm die Tüte aus der Hand, entnahm mir mein langersehntes Brötchen und setzte mich mit einem lauten Schnaufen dazu. Genüsslich biss ich hinein und es war absolut köstlich. Erleichtert schaute ich mir nun die Umgebung an und war beeindruckt. 

Wir hatten eine wunderschöne Aussicht. Rechts war die Rückseite des Parks mit lauter grünen Bäumen und links ein Weg der in einen anderen noch viel schöneren Park führte. Heute wollte ich auf jeden Fall noch diesem Weg folgen und hierher kommen.

Es ist was es istWhere stories live. Discover now