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,,Was zum-"

Der erstaunte Aufruf des soeben nach Hause gekommenen Maximilian hallte durch die in seinen Augen leere Wohnung. Seine dunklen Augenbrauen waren nach oben gezogen und er blickte sich geschockt in dem seit neusten aufgeräumten Wohnzimmer um. Währenddessen wurde er nichtsahnend von einem breit grinsenden Nevid auf der Couch gemustert.

Maximilian kaute noch immer ungläubig auf seiner Unterlippe herum und fuhr sich geistesabwesend durch seine blauen Haare. ,,Das kann nicht sein", sagte er leise, ,,ich habe die Wohnung doch niemals so verlassen!" Gähnend rollte Nevid mit den dunkelblauen Augen. Das Aufräumen hatte ihn vollkommen geschafft und nachdem er bei strömendem Regen noch rasch Tiefkühlpizza und Eis kaufen (oder eher klauen) war, hatte er sich auf das Sofa gelegt und nur darauf gewartet, bis der blauhaarige Student endlich nach Hause kommen würde.

Um ehrlich zu sein war er ziemlich enttäuscht, dass Lorik nicht wieder dabei war. Er würde so gerne mehr über ihn erfahren. Über seinen Charakter, sein Verhalten, was er am liebsten in seiner Freizeit machte und was er studierte. Doch er würde bestimmt wieder auf ihn treffen, da war Nevid zuversichtlich.

,,Hallo? Ist hier jemand?", rief Maximilian nun mit vor Angst ein wenig zitternder Stimme als er seine grünbraunen Augen durch den vom letzten Tageslicht beleuchteten Raum schweifen ließ. Wie erwartet antwortete keiner und Nevid hätte seinem Mittbewohner gerne auf den Kopf geschlagen, vielleicht half es ja. ,,W-wenn hier ein Geist ist, so zeige dich!"

Och, das war jetzt hoffentlich nicht sein Ernst. Würde der Idiot jetzt tatsächlich mit Beschwörungsformeln um sich werfen und hoffen, dass sich jemand zeigte? Kopf-gegen-Wand würde Maximilian auf jeden Fall ganz gut tun...

,,Komm heraus und..." Nevid schaltete gedanklich sein Gehirn ab und widmete sich wieder seinen schwärmerischen Gedanken für Lorik. Wie er heute morgen dort in der Türe gestanden hatte... Er hatte ausgesehen wie ein Engel, wenn auch mit schwarzen Haaren. Wie seine Stimme geklungen hatte...

-

Er streckte seine großen, rauen Hände nach Nevid aus und strich ihm lächelnd über die Haare. Seine Hand wanderte weiter zu seinem Gesicht, umfasste es und strich ihm mit den Daumen über die glühenden Wangen. Nevid konnte nicht anders, als in seine braunen Augen zu sehen. Sein Herz pochte wie wild, seine Hände zitterten und er hatte das Gefühl, gleich zu explodieren. Und dennoch saß er nur so da, Auge in Auge mit dem Schwarzhaarigen.

,,Du bist wunderschön", ertönte die sanfte, tiefe Stimme und Nevids Arme wurden von leichter Gänsehaut überzogen, als er die wohlklingenden Worte vernahm. Nie wieder wollte er hier weg und dennoch wollte er, dass nun endlich etwas passierte. Er wollte berührt werden, wollte die rauen Lippen seines Gegenübers auf seinen spüren.

,,Du auch", antwortete Nevid mit leiser, leicht zitternder Stimme als seine Hände den Weg an die Hüften des Anderen fanden.

Einer der Daumen auf seinen Wangen löste sich sanft und fuhr über die leicht geöffneten, schmalen Lippen. Nevid schloss die Augen. Er hörte ein leises Ticken um sich herum und roch den Duft  nach Kakao und Marshmallows. Er spürte, wie der Schwarzhaarige ihm immer näher kam. Nevids Atmung wurde flach und seine Augenlider flatterten leicht, während er sanft über die Seiten des Mannes fuhr.

Die Zeit schien verlangsamt, das Ticken erschien ihm wie in Zeitlupe und dieses warme Empfinden in ihm schien immer stärker zu werden. Er hatte das Gefühl, es würde ihn zerreißen und doch fühlte es sich so gut an, er wollte es nicht missen.

Und dann spürte er sie, spürte die warmen, rauen Lippen auf seinen. Das Gefühl in ihm schien sich zu vervielfältigen und er konnte nicht anders, als leise zu seufzen.

So nah und doch so fern | BoyxboyWhere stories live. Discover now