Epilog

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ES TUT MIR LEID :((

Als  winzige Entschädigung hier der Epilog gleich hinterher.

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Piep. Piep.

Aus weiter Ferne war ein dumpfes, gedämpftes und duchgängiges Piepen zu hören. Alles war schwarz.

Nein.

Das Piepen wurde laut, unerträglich laut. Es schien durch Mark und Bein zu fahren und bei jedem weiteren Ton meinte er etwas grelles, weißes zu sehen, das die Schwärze durchfuhr.

Was?

Verwirrung machte sich in ihm breit, so tief wie er sie noch nie zuvor gespürt hatte. Sie schien alles in seinem Gehirn durcheinander zu bringen.

Stopp.

Nach und nach, zuerst langsam, dann immer stärker werdend setzte die Angst ein, die sich immer mehr an Panik annäherte. Sein Herz begann wie wild zu klopfen, er schwitzte.

Hilfe.

Die Panik schnürte ihm die Kehle zu, er konnte nicht atmen. Sich nicht bewegen. Dumpf traf an sein Bewusstsein, dass etwas nicht stimmte. Das Gefühl wurde drängender. Sein Verstand schien ihn zu schütteln, doch er wollte es nicht realisieren.

,,Nevid!", hörte er zum ersten Mal etwas anderes als das monotone Piepen. Es war eine Stimme. Sie kam ihm bekannt vor, doch er konnte sie nicht zuordnen. Genauso wenig wie das, was die Stimme gesagt hatte. Das Wort ,,Nevid" klang fremd und vertraut zugleich. Doch er wollte es im Moment nicht herausfinden... Er war kurz davor wieder in die Finsternis abzugleiten als sein Verstand sich erneut meldete, diesmal drängender.

Mach. Die. Augen. Auf.

Augen? Die Verwirrung und Panik verstärkte sich, ehe er verstand, was er zu tun hatte. Er wollte die Lider öffnen, doch es wollte nicht funktionieren. Sie schienen schwer wie Blei und unbeweglich, als hätte er sie noch nie zuvor geöffnet.

,,Bitte", hörte er die flehende Stimme erneut, in der er einen tieftraurigen Unterton vernahm. Sie gab ihm den Ansporn, es erneut zu versuchen. Auf Dauer war es anstrengend, sehr anstrengend und er wollte gerade aufgeben, als sich seine Augen einen Millimeter öffneten, dann jedoch abrupt wieder zufielen. Noch ein Mal.

Gleißendes Licht drang ein und schürte die Panik noch weiter. ,,Sylv!", ertönte die Stimme, dieses Mal hoffnungsvoll. Sylv? Was sollte das sein?

Seine unklare Sicht verschärfte sich schleichend langsam und bot ihm den Anblick eines Kopfes, der direkt über seiner Stirn zu schweben schien. Er musste etwas gegen diese Verwirrung tun. Jetzt. Sofort.

Er öffnete seinen Mund. Dieser war trocken und kratzig und als er zu reden versuchte, drang kein Ton heraus. Er versuchte es erneut. Wieder und wieder, doch es wollte ihm nicht gelingen. Er fokusierte das Gesicht über sich. Eine Frau. Augenringe. Helle Haare. Grüne Augen. Falten. Besorgt.

Er wollte sich aufsetzen, doch das ging nicht. Er fühlte sich wie fest betoniert. Tief holte er Luft. Die Verzweiflung spornte ihn und endlich funktionierte es. ,,Wer?", krächzte er und schrak bei dem Klang seiner eigenen Stimme zusammen.

Eine Träne rollte aus dem Augenwinkel der Frau. ,,Schatz, du bist wach!", hauchte sie und schien wie um zehn Jahre verjüngt, ,,du bist Nevid. Nevidian Cyrell. Neunzehn. Ich bin deine Mama. Elaine."

Nevid? Er? Mama? Elaine? Nach und nach füllten die Informationen sein Gehirn.

Die Verwirrung wollte jedoch nicht nachlassen und das schien sie, die behauptete seine Mutter zu sein, zu bemerken. ,,Du lagst im Koma", nun konnte sie das Schluchzen nicht mehr zurückhalten, ,,Gott ich habe dich so vermisst. Ich hatte so Angst. Vier Monate. Vier verdammte Monate lagst du im Koma wegen diesem schrecklichen Auto." Etwas kratzte an der Oberfläche Nevids Unterbewusstsein, doch er konnte es nicht einordnen.

Dann trat ein weiteres Gesicht in sein Blickfeld. Mädchen. Blond. Türkise, verquollene Augen. Jung.

Er spürte, wie das Mädchen seine linke Hand nahm. ,,Ich bin... Sylvia", sagte sie mit leiser, verhaltener stimme, ,,Sylv. Deine Schwester. Du- ich habe dich so lieb, versprich mir, nie wieder so lange weg zu sein!" Sie begann zu weinen. Lautlos und dennoch herzzerreißend.

Eingehend betrachtete er das Mädchen. Das pochende Gefühl wurde stärker, immer stärker, kaum mehr aushaltbar. Und dann schien etwas in ihm zu platzen. Er erkannte sie wieder. Seine Mutter. Und auch sich.

Doch dann schossen ihm weitere Stichworte durch den Kopf: Unsichtbar. Allein. Wohnung. Mina. Doch vor allem ein Name – Mille. Er riss seine dunkelblauen Augen weit auf. Er musste sich sortieren.

Er begann sich an sein Leben zu erinnern, an seine Mutter Elaine und an seine kleine Schwester Sylv. An Martin, seinen Vater und an seine Freunde. An sein Schulleben und an sein freies soziales Jahr. Doch das, was seine Mutter gesagt hatte, konnte unmöglich stimmen: Vor einem halben Jahr war etwas verändert geworden, das stimmte. Doch er hatte gelebt, nicht in einem Bett gelegen. Er hatte sich verliebt. Er hatte einen Freund. Mille.

Doch wie hatte er während diesen halben Jahres seine Schwester vergessen können?! Sie war das Mädchen, das ihm in seinen Träumen erschienen war, doch sie hatte er nicht bei seinen Eltern gesehen. Er hatte sie ein halbes Jahr einfach – vergessen! Und auch jetzt noch erschien sie ihm fremd, obwohl sein Gehirn ihm sagte, dass sie wahrhaftig Geschwister waren.

Tausend Gefühle durchzuckten ihn gleichzeitig. Panik. Verwirrung. Angst. Hoffnung.

,,Mille", krächzte er. Sowohl seine Mutter als auch seine Schwester sahen ihn verwirrt an, als wüssten sie nicht wovon er spreche. Die Frau räusperte sich und runzelte die Stirn. Dann schien sie eine Idee zu haben. ,,Ich geh' Mal deinen Freund holen...", murmelte sie dann, ,,er ist draußen auf der Bank eingeschlafen. Ich wollte ihm die Erholung lassen."

Sie verschwand aus Nevids Sichtfeld und ließ ihn alleine mit seiner Schwester zurück. ,,I... dich... lieb", krächzte er und sah seine Schwester, die ihm so vertraut aber auch gleichzeitig so unbekannt vorkam, liebevoll an. Er freute sich darauf, Mille zu sehen und drehte vorsichtig und ganz langsam den Kopf nach dort zur Seite, wo er die Türe hatte zufallen hören.

Das Zimmer wirkte kahl und weiß. Ein typisches Krankenhauszimmer mit der furchtbar trockenen Luft. Doch das störte Nevid in diesem Moment nicht, denn er schien einzig und allein die Tür zu fixieren. Sie öffnete sich. Langsam. Die Spannung in Nevid stieg. Und dann geschah das Unfassbare.

Das ist ein verdammter Albtraum.

Ungläubig sah Nevid den Mann an. War er zuvor noch so glücklich gewesen, dass er nun seine Familie wiederhatte, durchfuhr ihn nun erneut die Panik.

,,Schatz!" Der Mann mit den schwarzen Haaren trat stürmisch auf ihn zu und umarmte ihn fest.

Der Mann war kein anderer als Lorik.

Und dann kamen die Erinnerungen.

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Nachwort und Danksagung folgen, im Nachwort könnte es eventuell noch eine kleine (positive) Überraschung geben!

Dennoch jetzt schon ein Mal danke für alles, ich hab euch alle unglaublich lieb. Auch wenn das im Moment vermutlich nicht auf Gegenseitigkeit beruht...

Habt noch einen schönen Abend und seid nicht allzu traurig wegen dem Ende :)

So nah und doch so fern | BoyxboyKde žijí příběhy. Začni objevovat