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Hätte Nevid geahnt, was an diesem Abend noch alles geschehen würde, so wäre er nicht so gedankenverloren durch die Straßen geschlendert. Er befand sich gerade auf dem Rückweg und hatte soeben beschlossen, noch einen Umweg zu gehen, da er keine Lust hatte, sich zu Hause zu langweilen. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt und die Straßenlaternen warf die schneebedeckten Straßen in warmes Licht. Er dachte nach, während aus den Kopfhörern das Lied >>Papercuts<< von Radnor ertönte. Das Gespräch mit den zwei Frauen hatte ihm auch nicht wirklich geholfen die gesamte Situation besser zu verstehen und doch hatte es sich gut angefühlt, endlich mit jemandem darüber reden zu können.

Ein Gedanke hatte sich unweigerlich in seinem Kopf festgesetzt, den Mina hervorgebracht hatte: Wenn Mille wirklich in den Unsichtbaren verliebt war: Weshalb war er dann noch nicht wieder sichtbar.

,,Wirst du geliebt, wirst du gesehen", so hatte es geheißen. Doch ab wann zählte es? Bereits wenn der oder die andere sich in Nevid verliebt hatte oder wurde er erst wieder normal, wenn er eine Beziehung einging? Diese Unwissenheit nervte den Neunzehnjährigen, jedoch hatte die kalte Frauenstimme, die ihm die Weissagung hatte zukommen lassen, keine Anstalten gemacht, wiederzukehren.

Doch etwas anderes war in den letzten Tagen – oder eher Nächten – wiedergekehrt: Das blonde Mädchen aus seinen Träumen. Je sehr Nevid sich allerdings auch das Hirn zermarterte, er kam nicht darauf, wer sie war.

Kopfschmerzen begannen sich sanft anzubahnen und so trat Nevid nun doch den Heimweg an. Mit vor Kälte klammen Fingern drehte er den Schlüssel leise im Schloss um und schlüpfte in die geheizte Wohnung. Der Geruch nach heißer Schokolade und frisch gebackenen Keksen lockte Nevid in die Küche, wo er einen auf der Küchentheke sitzenden Maximilian fand. Gedankenverloren starrte dieser in den Backofen und schien nicht gehört zu haben, dass sein Mitbewohner die Wohnung betreten hatte.

Nevid musterte den Blauhaarigen von oben nach unten und blieb an dem schwarzen Shirt hängen, das sich sanft an dessen schlanken Bauch schmiegte. Er selbst hatte das Gefühl, in der Adventszeit an einigen Grämmchen zugenommen zu haben.

Okay, dann mache ich wohl mehr Sport und esse weniger Gutsle, seufzte Nevid innerlich, unterbrach seine eigenen Gedanken dann jedoch durch ein oh, Mille hat Cookies gebacken! und musste über sich selbst schmunzeln. Disziplin und er waren einfach keine Freunde.

,,Na?", sagte er dann sanft, um seinen Gegenüber nicht zu erschrecken, welcher natürlich trotzdem panisch die Augen aufriss, bevor er schließlich verstand, dass sein bester Freund wieder da war.

Elegant wie ein Nashorn hüpfte der Brillenträger von der Theke und trat einige Schritte auf den Neunzehnjährigen zu. Nevid musste lächeln als dieser die Arme ausbreitete und fand sich einige Sekunden darauf in einer festen Umarmung wieder.

,,Ich hab Cookies gemacht, die, die du so gerne magst. Mit extra viel Schokolade", erklärte Mille. Das war eindeutig das erotischste, was Nevid je während einer Umarmung gehört hatte.

,,Danke, Mille", murmelte er und wuschelte durch die blauen Locken. Er liebte diese Haare, sie waren so weich und flauschig... Mit dem Zeigefinger schob Mille seine heruntergerutschte Brille wieder hoch.

Vorsichtig löste der Unsichtbare sich aus der Umarmung. Ein angenehmes, warmes Gefühl hatte sich in seinem Bauch breit gemacht. Hinterher wusste er nicht mehr zu sagen, ob es daran oder dem Cookie-Geruch gelegen hatte, dass er nun dem überraschten Maximilian einen sanften Kuss auf die Wange drückte. Seine Lippen schienen durch die kurze Berührung zu brennen und er konnte ein dämliches Grinsen nicht verhindern.

Das war mit Abstand der beste Kuss gewesen, den er je hatte – und dabei war es nur ein kleines Wangenküsschen gewesen.

Nevid räusperte sich. ,,Wann sind die Cookies denn fertig?", fragte er leicht verlegen mit ungewohnt hoher Stimme. Doch auch Mille schien sich kurz sortieren zu müssen, da er nicht sofort antwortete, sondern noch kurz verträumt mit dem Zeigefinger über seine Wange strich.

,,Schau doch auf den Wecker, du Blindfisch"

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Cute? Nicht cute?

Eigentlich wollte ich dieses Kapitel schon vor ein paar Stunden schreiben aber vor allen LordGreenFire hat mich davon abgehalten, tss, Idiot (ne Spaß, hab dich lieb ;D)

Außerdem sollte ich langsam Mal was zu Abend essen, ups...

So nah und doch so fern | BoyxboyWhere stories live. Discover now