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Maximilian erstarrte. Seine grünbraunen, in der durch das Fenster einfallenden Sonne besonders hervorstechenden, Augen vergrößerten sich und er sah Nevids Meinung nach einfach nur aus wie ein hässlicher Fisch.

Ach, scheiß drauf, dachte Nevid und hielt sein Kichern nun nicht  mehr zurück. Er hatte keine Lust mehr unsichtbar vor sich hin zu leben. Wenn er schon nicht gesehen werden konnte, so sollte er immerhin gehört werden.

,,Hör auf so zu glubschen, das sieht dämlich aus, Maximilian. Oder brauchst du ein bisschen Wasser zum Schwimmen?", fragte der Weißblonde neckisch.

,,D-du... W-wer bist du? Falls du ein Geist sein solltest, so begebe dich hinfort...", begann der Idiot doch tatsächlich irgendwelche blöden, nichtsnutzigen Beschwörungen vor sich hin zu murmeln. ,,Hör auf, du bist kein im fünfzehnten Jahrhundert lebender Priester", beschwerte er sich deshalb prompt, ,,außerdem haben diese merkwürdigen Sätze mich neulich auch nicht einfach verschwinden lassen, warum sollte das dann jetzt der Fall sein?"

,,Neulich?!", krächzte Glubschi und wandte sich in die Richtung, von wo er die Stimme zu hören glaubte, ,,d-du warst neulich auch schon hier?!"

War der Typ vollkommen verblödet?! ,,Ist das dein Ernst...? Was meinst du, wer deine ganze unordentliche Wohnung wohnbar gemacht hat? Was meinst du, warum deine Kaffeebohnen so schnell leer sind? Warum Mr.-ich-ernähre-mich-ausschließlich-von-Grünzeug plötzlich Tiefkühlpizza zuhause hat?"

Die Hände Maximilians verkrampften sich. ,,D-du lebst schon die g-ganze Zeit hier?" Oh je, jetzt wurde der Schlumpf hysterisch, da war Nevid sich sicher. ,,Die ganze Zeit lebt hier ein verfickter Geist und gibt sich nicht zu erkennen?! D-du hast mich die ganze Zeit beobachten können. Du hast meine Bücher umgeräumt! Und meinen Radiosender! U-und... du benutzt mein Vanilleduschgel!"

Anklagend hob die Brillenschlange ihren Zeigefinger. ,,Ein Fremder.. ein Geist... in MEINER Wohnung...", schrie er nun fast, brachte den Unsichtbaren damit jedoch lediglich zum gelangweilt-die-Augen-verdrehen. ,,Na gut, dann stell ich mich dir Mal vor, dann bin ich nicht mehr fremd. Schließlich wohne ich ja jetzt hier", begann Nevid, ließ seinen Mitbewohner jedoch nicht zu Wort kommen, ,,ich heiße Nevidian Cyrell -Nevid reicht völlig aus- ich bin neunzehn, ein Ordnungsfreak, seit diesem Sommer unsichtbar und liebe es Leute zu stalken- trifft sich also ganz gut. In meiner Freizeit... ähh... gehe ich mit dir zur Uni, klaue mir in Cafés Kakao und Kaffee und besuche die Schule für geistig behinderte Kinder, in der ich jetzt gerade eigentlich mein Freies Soziales Jahr machen sollte.

Und du heißt Maximilian Abanny, hasst Ordnung, deine Schwester heißt Mina oder Teufelchen, du fluchst durchgehend, du bist tollpatschig, du bist unsterblich in Julianne verliebt (die dich übrigens sowieso irgendwann fallen lassen wird), deine beste Freundin heißt Lajescha, Lorik ist dein Kommilitone und der Idiot ist jetzt gerade mit der dämlichen Simulantin, deren Name ich mir nicht merken kann, beim Arzt. Sonst noch irgendwelche Fragen?"

Stille. Vorsichtig schluckte Maximilian und räusperte sich dann. ,,Geh", flüsterte er. Die so lange verschwundene Angst in Nevids Inneren pikste ihn.

,,W-was? Ich soll gehen nachdem ich dir so eine aufschlussreiche Analyse deiner Psyche und sozialen Situation dargelegt habe?", versuchte Nevid, seine nun immer größer werdende Panik zu überspielen. Es war nun kein Piksen mehr, sondern ein gottverdammter Messerhieb.

,,Ich sagte geh!", wurde Maximilian lauter, ,,ich kenne dich nicht! Ich will dich nicht in meinem Leben! Ich will nicht verrückt werden! Geh! Geh!"

Zum Schluss hin war es nur noch ein Krächzen.

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Ich hasse Schule. Und mein Leben.

So nah und doch so fern | BoyxboyWhere stories live. Discover now