-37-

2.8K 310 89
                                    

,,Rede noch ein Mal so von Nev und ich schwöre dir, du wirst dir wünschen nie geboren worden zu sein", zischte Mille und funkelte seinen schwarzhaarigen Gegenüber angriffslustig an, ,,und jetzt geh und mel'd dich erst wieder, wenn du wieder normal im Kopf bist,du verdammtes Arschloch."

Er knallte die Türe zu, jedoch nicht ohne seine geballte Faust zuvor noch in Loriks Bauch zu rammen. Das letzte, was Nevid von dem Mann sah, war sein schmerzverzehrtes Gesicht. Gut so, dachte er, fragte sich aber im selben Moment, seit wann er anderen Leuten Schmerzen wünschte, da er normalerweise immer nur das Beste für alle wollte. Der wütende Ausdruck in Maximilians Gesicht hatte nachgelassen und war einem mitleidigen gewichen. ,,Danke", murmelte Nevid erschöpft nachdem sie eine Weile schweigend am Tisch gesessen hatten.

,,Kein Problem", nuschelte sein blauhaariger Gegenüber, ,,ich hätte nie gedacht, dass Lorik so ein widerlicher Typ sein kann. Ich dachte echt, ich würde ihn kennen, aber das ist ja anscheinend nicht so... Wie hab ich dich nur auf ein Date mit dem schicken können?! Und Nev, glaub kein einziges Wort von dem, was dieses homophobe Arschloch gesagt hat." Als Antwort seufzte Nevid nur, es war schon zu spät. Mille sah aus, als wolle er noch etwas hinzufügen, ließ es dann jedoch bleiben und widmete sich seinem mittlerweile kalten Brötchen.

,,Wie lief eigentlich dein Date mit Janni gestern?", fiel es Nevid plötzlich ein. Für einen kleinen Moment wägte er ab, ob er erwähnen sollte, dass sie ihm damals betrogen hatte, ließ es dann jedoch sein. Die Geschichte war abgeschlossen, Janni hatte sich sicherlich verändert. Was damals vorgefallen war, war heute völlig irrelevant. Augenblicklich wechselte die Gesichtsfarbe seines Mitbewohner und passte sich der knallroten Tasse an, die er in der Hand hielt. Schmunzelnd beobachtete Nevid das Schauspiel und vergaß Lorik für einen kurzen Moment.

Der Schlumpf räusperte sich und schob sich das Gestell seiner braunen Brille mit dem rechten Zeigefinger wieder nach oben, von wo es heruntergerutscht war. Dann begann er verträumt zu lächeln. ,,Es lief ganz gut..." Nevid erwartete, dass er noch nähere Details zu hören bekam, doch Mille redete nicht weiter, weshalb er noch ein Mal nachhakte. Warum musste er Maximilian auch immer alles aus der Nase ziehen?!

Schlussendlich stellte sich heraus, dass sie sich geküsst hatten, jedoch zu dem Unverständnis Nevids nicht zusammen waren. ,,Wir lassen uns halt Zeit", hatte Mille gemeint und zum Glück nicht sehen können, wie der Unsichtbare seine Augen verdrehte. Auf die Nachfrage, wann die zwei sich denn wieder treffen würden, hatte er nur mit den Achseln gezuckt und sich durch die Haare gewuschelt.

Nun liefen sie schweigend nebeneinander durch den Park. Mille hatte gemeint, er habe keine Lust auf die Uni und da er nicht wollte, dass Nevid nur daheim herum lag und in seinen schmerzhaften Erinnerungen versank, hatten sie beschlossen, etwas nach draußen zu gehen. ,,Sag Mal, was hast du eigentlich für eine Haarfarbe?", schoss es da plötzlich aus der Brillenschlange heraus. Verwundert blickte Nevid ihn an, bevor ihm einfiel, dass sein Mitbewohner ihn ja noch nie gesehen hatte.

,,Äh, ganz helles blond, fast weiß, wieso?", antwortete er schließlich. ,,Ach, nur so... Sag Mal, hast du eigentlich ein Handy?", kam auch schon die nächste Frage. Es war merkwürdig, Nevid wohnte bereits seit einigen Wochen bei Maximilian. Er wusste fast alles über den Blauhaarigen- er kannte dessen Freunde und Teile seiner Familie, wusste viel über dessen Vorlieben oder was ihn aufregte. Mille hingegen wusste nur recht wenig über seinen neuen Mitbewohner. Eigentlich hatte er keine Ahnung, was Nevids Hobbys waren, mit wem er befreundet gewesen war oder wie sein ehemaliges Leben ausgesehen hatte. Und genau das gedachte er nun zu ändern.

,,Ja, ich hab ein Handy, aber ich benutze es kaum- wieso auch? Eigentlich müsste es sogar hier..." Nevid begann, in seiner Winterjackentasche zu wühlen, bis er schlussendlich triumphierend sein Handy hochhielt- was Maximilian jedoch nicht sehen konnte. ,,Ich habs! Warte Mal, wenn du Glück hast, sind die Bilder noch nicht gelöscht....", er tippte auf die Galerie und musste leicht schmunzeln als er die Bilder von seinem Geburtstag sah. Der Kuchen hatte so gut geschmeckt...

Er drückte Maximilian das Mobiltelefon in die Hand, welches sichtbar wurde, sobald Nevid es nicht mehr berührte, was für einen Außenstehenden sicher merkwürdig erschien. Auch sein Mitbewohner hatte die Augen aufgerissen und starrte nun auf das Display.

,,Das bist du?", fragte er dann, ,,ich muss zugeben, du siehst nicht schlecht aus."

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Meinungen?

Das war dann wohl das letzte Kapitel 2017... Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch und so, passt auf euch auf und übersteht den Abend gut! Bis 2018 :3


So nah und doch so fern | BoyxboyWhere stories live. Discover now