-66-

2.7K 336 127
                                    

Müde rieb er sich über die Augen und musste blinzeln, als ihm ein heller Sonnenstrahl direkt in das Gesicht leuchtete. Bevor er sich nach der Ursache des Schreis umsah, gähnte und streckte Nevid sich ausgiebig.

,,Wasn' los?", nuschelte er dann während er sich durch die weißblonden Haare fasste. Sein rechter Fuß, der ein wenig unter der Bettdecke hervorlugte begann zu frösteln. Als keine Antwort ertönte blickte der Neunzehnjährige nach rechts wo Maximilian hätte liegen sollen – doch Fehlanzeige. Noch nicht ganz klar im Kopf und mit mehr Fragezeichen als Erkenntnis schwenkte er seinen Kopf noch ein Stückchen weiter, nur um in das Gesicht Maximilians zu blicken.

Die grünbraunen Augen waren weit und geschockt aufgerissen, die Haut aschfahl und die blauen Locken standen zu allen Seiten ab. Auch der Mund stand ein Stückchen offen. Wenn das Mal nicht süß aussah...

Doch wieso schaute er denn so irritiert in die Richtung, wo er den Unsichtbaren vermutete?

Noch ein kleiner Schritt zur Seite und du bist von der Leitung runter, murmelte eine gehässige Stimme in seinem Kopf. Leitung? Wo?

Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Maximilian blickte nicht in die Richtung, wo er Nevid vermutete, nein... Er sah genau in sein Gesicht! Bedeutete das, dass er...? Aufgeregt blickte er an sich herab. Sein Atem stockte.

,,Whoa", ertönte es da von dem überraschten Mille, ,,du... sichtbar..." Und das Gestammel verdeutlichte Nevid, dass er mit seiner Vermutung recht hatte: Er war wieder sichtbar!

Mit einem erstickten Schrei sprang er auf, schmiss die Decke zur Seite und rannte schneller als je zuvor durch den kalten, gefließten Flur in das Bad, wo er ein letztes Mal Luft holte, bevor er in den Spiegel sah. Und dort stand er. Dort sah er sich.

Sein Spiegelbild hatte etwas unglaublich vertrautes und fast schien es ihm, als wäre es nie weg gewesen. Mille war ihm gefolgt und starrte nun ebenfalls den Neunzehnjährigen an. Er schien den ersten Schock überwunden zu haben, blickte den Sichtbaren dennoch aufgeregt an.

,,Ich brauch 'nen Haarschnitt", war das erste, was Nevid nach langem, ungläubigen Schweigen von sich gab. Mit der linken Hand fuhr er sich durch die hellen Haare und pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ein kehliges Lachen verließ Maximilians Mund. Warme Arme schlangen sich um Nevids Oberkörper und umarmten ihn fest.

Glücksgefühle schienen ihn zu überrollen und ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. Er konnte einfach nicht glauben, dass das wahr war. Er, Nevidian Cyrell, war nicht länger unsichtbar... Er war wieder normal! Und außerdem, jetzt, da er sichtbar war... Hieß das etwa, Maximilian liebte ihn?

Er verschob den Gedanken auf später rund konzentrierte sich auf das Gefühl, das die Nähe des Blauhaairgen bei ihm auslöste. ,,Ich wusste ja, dass du gut aussiehst, aber so gut...", murmelte der an seinem Ohr und küsste flüchtig die Wange des nicht mehr länger Unsichtbaren.

Nun war die Röte, die das gesamte Gesicht des Weißblonden erfasste, nicht mehr zu leugnen. ,,Danke", hauchte er als Antwort. Doch es war nicht lediglich ein Dankeschön wegen des Kompliments. Nein, es war ein Dankeschön für alles, was Mille je für ihn getan hatte. Dass er ihn bei sich aufgenommen hatte, dass er für ihn da gewesen war und nun das...

Mille verstand, was der Andere mit diesem kurzen Wort alles ausdrücken wollte.

,,Würde ich immer wieder tun, Nev."

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Wuhuuu, es ist vollbracht :D

So nah und doch so fern | BoyxboyМесто, где живут истории. Откройте их для себя