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Dort lief sie, ihre kurzen, braunen Haare wurden leicht vom Wind zerzaust, als wolle er sie sanft berühren. Die Arme hatte sie um ihren in einen dunkelblauen, langen Mantel gehüllten Oberkörper geschlungen. Bei jedem Schritt, den sie auf Nevid zu kam, welcher noch immer wie erstarrt auf dem Gehweg stand, ertönte ein leises Klackern ihrer dunklen Absätze. Ihr Wangen waren von der Kälte zu glühen und ließ ihr attraktives Gesicht strahlen. Die großen, braunen Augen schienen zu glänzen und die Lachfältchen, die sich darum gebildet hatten, wirkten unnatürlich anziehend. Auch die dunkelroten Lippen waren gekräuselt und schienen von dem Winter nicht trocken geworden zu sein.

Nevid musste schlucken. Sie war schon immer hübsch gewesen und jeder wollte damals zumindest mit ihr befreundet sein, wenn nicht sogar mehr. Gerade lachte Julianne laut auf, als der Unsichtbare den Mann neben ihr bemerkte, der sie begleitete. Auch er schien durchaus attraktiv zu sein, jedoch schenkte Nevid ihm nicht so viel Aufmerksamkeit wie der Brünetten. Julianne hatte ihre rechte Hand mit der linken des Mannes verschrenkt.

Ungläubig musterte der Neunzehnjährige das Paar, tausend Informationen schienen sein Gehirn derzeit zu durchlaufen und er wusste nicht, welche ihn am meisten zu überraschen schien. Ein undefinierbares Gefühl durchströmte ihn, während er noch immer Julianne ansah. Die beiden waren nun kaum noch fünf Meter von dem Unsichtbaren entfernt, wenn er nun nicht beiseite gehen würde, würde die Frau gegen ihn laufen. Doch er konnte sich nicht rühren, so sehr war er von dem Anblick seiner Exfreundin überrumpelt.

Tja, schönes Aussehen bedeutet nicht schöner Charakter, war der erste Gedanke, der gehässig zu ihm durchdrang. Noch kurz verharrte er und ging im letzten Moment vor der ausstehenden Kollision einen Schritt zur Seite. Der Geruch eines sanften Parfüms drang ihm in die Nase. Wie benommen sah Nevid dem Paar hinterher.

Mille, war der zweite Gedanke. Wer auch immer der Typ gewesen war, nach Freundschaft hatte das nicht ausgesehen und einen Bruder hatte Julianne nicht, das wusste Nevid noch sicher. Aber sie würde ihren Freund doch nicht betrügen... Oder?

Sie hat dich auch ein Mal betrogen, wieso sollte sie es bei Maximilian nicht tun?

Mit noch immer weit aufgerissenen Augen setzte der Unsichtbare sich in Bewegung. Er fühlte sich durcheinander, konnte nicht definieren, was genau er fühlte. Auch wenn er nicht mehr in Julianne verliebt war -da war er sich sicher- so war sie dennoch die erste Person gewesen, in die Nevid jemals verliebt gewesen war. Sie wiederzusehen (und dieses Mal nicht nur so kurz wie im Café) war ein merkwürdiges Gefühl. Natürlich hatte sie die Wohnung Milles bereits mehrmals betreten, doch jedes Mal, wenn ihr Besuch angekündigt worden war, hatte Nevid zufällig schon etwas vorgehabt.

Doch was sollte der Unsichtbare seinem Mitbewohner denn jetzt sagen? Er wollte den Blauhaarigen nicht unnötig verletzten, vielleicht gab es für die ganze Situation ja doch eine logische Erklärung... Dennoch konnte Nevid nicht einfach tun, als wäre nichts geschehen.

Schweren Herzens öffnete Nevid die Eingangstüre (er hatte mittlerweile einen eigenen Schlüssel). Das leise Klackern von Fingern auf der Tastatur war zu hören und deutete Nevid an, dass sein Mitbewohner sich im Wohnzimmer befand. Rasch streifte der Weißblonde seine Schuhe ab und schloss diue Türe hinter sich. Je näher er dem Sessel kam, auf dem Maximilian saß und wie wild auf die Tasten hämmerte, desto nervöser wurde er. Dabei hatte er gar keinen Grund nervös zu sein...

Er räusperte sich. Der Blauhaarige sah auf und ließ seinen Blick unnötigerweise durch den Raum schweifen. Er sah erschöpft aus, die Brille war heruntergerutscht und die Haare zerzauster als gewöhnlich. Sein Gesicht war blass und ließen die Sommersprossen leuchten. ,,Hey", begrüßte er den Unsichtbaren. Dieser hörte sein Herz gegen die Brust hämmern, er wollte seinen Mitbwohner nicht verletzen, er wollte nicht, dass es Mille schlecht geht. Doch er musste ihm von dem Gesehenen berichten, sonst würde ihn sein schlechtes Gewissen umbringen.

,,Hi...Du, Mille? Ich muss dir da was erzählen...", stotterte er schließlich und biss sich auf die Innenseite seiner Wange.

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Na, was meint ihr wie das Gespräch verlaufen wird? Wie wird Mille reagieren?

Erster Schultag nach den Ferien und ich hab jetzt schon keine Lust mehr. Vielleicht hätte ich auch für die Klausur morgen lernen sollen.

So nah und doch so fern | BoyxboyWhere stories live. Discover now