Kapitel 2.

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Es war kalt, als ich irgendwann wieder zum Bewusstsein zurückkehrte. Ich hatte schon wieder vergessen was vorgefallen war. Auf jeden Fall war Amadeo mal wieder sauer gewesen.
Seufzend wollte ich mich aufsetzen, aber sofort wurde ich wieder zu Boden gerissen. Nein! Daran erinnerte ich mich. An das Halsband. Die eiserne Kette. Die Fesseln. Und dann waren da Schmerzen gewesen. Unendliche Schmerzen.
"Na, du nutzloses Stück Dreck.", hörte ich Amadeo lachen. Seine Hand legte sich auf meinen Kopf und begann mich sanft zu streicheln.
"Wer es sagt, ist es selber.", murrte ich ihn an. "Und jetzt nimm mir die Augenbinde ab!" Ich würde schließlich nicht aufgeben. Das hatte ich mir geschworen. Mir und meinen Freunden auf der Straße.
Amadeo lachte nur. Es war ein kaltes, totes Lachen, das mir durch Mark und Bein ging.
Innerlich hatte ich Angst. Tierische Angst. Ich wusste, wozu er im Stande war. Und das war meistens nichts Gutes. Für mich zumindest.
"Warum nimmst du dir die Augenbinde nicht selbst ab, mhm?", fragte er unschuldig. Aber ich wusste er grinste.
Er wartete auf meinen Fehler. Er wartete darauf, dass ich ihn weiter provozierte. Damit er mich in die Kammer schleppen und mich verhauen konnte. Obwohl es mehr als nur verhauen war. Das klang einfach nicht so schrecklich. Nicht so schmerzhaft.
Ich schluckte. "Ich kann nicht, Master.", wisperte ich leise und gab schließlich nach. Aber nur heute. Nur diesmal. Weil ich nicht in die Kammer des Schreckens zurück wollte.
"Ach, sieh einer an." Amadeo strich mir liebevoll durchs Haar. Er hatte es grau weiß gefärbt. Als Erinnerung an meine Zeit auf der Straße, wie er so schön sagte. An meine Asche-Zeit. "Du kannst ja richtig zahm werden, Kätzchen."
Er schwieg. Und ich wagte es nicht etwas zu sagen. Es war doch nur einer seiner schrecklichen Tests.
Mein Herz schlug wie verrückt. So schnell und laut. Als würde es bei einem Trommelwettbewerb teilnehmen.
"Erinnerst du dich etwa an letztes Mal als du hier gefesselt und hilflos herum lagst?"
"Ja, Master." Letztes Mal hatte ich nicht nachgegeben. Und ich war in die Kammer gekommen. Etwas, was sich niemals, niemals nie wiederholen sollte.
"Oh, Emery. Was ist mit dir denn los?" Er löste die Augenbinde und lächelte unschuldig. Nur seine dunklen Augen funkelten verräterisch und zeigten seine schwarze Seele. "Aber irgendwie glaube ich dir nicht so ganz. Es ist die Angst, die aus dir spricht. Und nicht der Gehorsam. Ich denke, ein zweiter Besuch würde dir durchaus gut tun."

Sorry, MasterOù les histoires vivent. Découvrez maintenant