Kapitel 16.

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Cole

Emerys Zustand besserte sich. Ein wenig. Er konnte sitzen und keuchte nicht mehr. Das war gut. Ich durfte mich nur nicht in seiner Nähe aufhalten. Denn dann wurde er panisch und schrie und schlug im sich.
Es verletzte mich, aber ich verstand ihn auch. Ich hatte ihm Schreckliches angetan. Und auch wenn Orlando und Benjamin davon wussten, Benjamin zumindest, behandelten sie mich nicht anders. Benjamin konnte es sogar irgendwo verstehen.
"Cole. Komm mal her." Benjamin winkte mich zu sich.
Ich hob den Kopf. Ich saß wie immer in der Ecke und hatte die Augen geschlossen. Ich fühlte mich nutzlos. Selbst wenn ich jetzt frei war. Mein Körper war frei. Ich nicht. Mein Geist nicht. Er würde immer gefangen sein. Ein Sklave, der nur zu gehorchen hatte. Ohne Aufgabe fühlte ich mich schlecht. Nutzlos. Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Ich hatte es doch nie anders gelernt. Noch nie.
"Cole?"
Ich zuckte zusammen und war im nächsten Moment bei Benjamin. Er sah mich einen Augenblick lang an, dann hob er plötzlich die Hand.
Nein! Ich hatte doch gar nichts getan!
Ich erstarrte. Wegdrehen machte es nur schlimmer.
"Hey." Benjamin strich mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht. "Ich wollte dich doch nicht schlagen.", wisperte er. Seine Augen zeigten Schmerz. Schmerz, Unverständnis und Wut. Was davon mir galt oder ob es überhaupt mir galt wusste ich nicht.
"Cole. Ich wollte nur mit dir reden. Wegen der ganzen Situation." Er seufzte. "Ich liebe Emery. Sehr. Und es tut mir weh ihn so leiden zu sehen. Aber ... ich will dich auch nicht wegschicken. Das kann ich nicht. Ihr müsst euch wieder anfreunden. Okay?"
Ich sah ihn verständnislos an. "Du schickst mich nicht weg?"
Er schüttelte den Kopf. "Nein. Aber du musst auch Essen besorgen. Ich möchte nicht mehr, dass Orlando das tut. Wenn er gefangen wird ... wie ... wie Emery ... dann weiß ich nicht mehr weiter."
Ich nickte. Natürlich. Alles, was er sagte.
Ich holte tief Luft. "Jetzt?"
Überrascht sah Benjamin mich an. "Okay? Lass mich nur schnell nach Emery sehen, ob er etwas braucht." Er stand auf und verschwand im Nebenzimmer.
Ich blieb sitzen. Ich fühlte mich besser. Ich hatte eine Aufgabe. Nicht mehr so leer. Ich wusste, dass war irgendwie nicht normal. Aber ... für mich war es das. Auch wenn ich wünschte, es wäre nicht so.

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