Kapitel 08

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Meine Hände fingen an zu zittern, während ich versuchte mich zu überwinden, den Brief zu öffnen. Natürlich fragte ich mich, was darin wohl stand, aber gleichzeitig hatte ich eine Art von Panik in mir, die mich den Brief nur anstarren ließ.

Ich wusste, dass dieser Brief alt war, denn durch das Papier erkannte ich ein Datum, welches war, kurz nachdem sie gegangen war und ich konnte mir vorstellen, was sie in diesen Brief hätte hineinschreiben können.

Ich atmete tief durch und fing an den Brief auseinanderzufalten. Amilya war mir egal geworden, sie war das nur noch das Mädchen für mich, die mich glücklicher den je gemacht hatte, aber gleichzeitig mich auch so verletzt hatte, dass ich dachte, ich würde an diesen Schmerzen verrecken.

Doch heute fühlte ich nichts mehr. Ja, Schmerzen erlitt ich noch immer, aber ich glaubte nicht, dass sie etwas mit Amilya zu tun hatten – ich hoffte es.

Mein Blick flog über den Brief, betrachtete ihre geschwungene Schrift, die eine Mischung aus Schreib und Druckschrift war und erkannte die Flecken auf dem weißen Blatt, als hätte sie geweint, während sie die Zeilen geschrieben hatte und mein Herz zog sich zusammen, als ich anfing zu lesen.

Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie ich diesen Brief an dich beginnen soll.

Lieber Colin?

Geliebter Colin?

Meine erste große Liebe?

Ich weiß es wirklich nicht, deswegen überspringe ich diesen Teil einfach und fange mal an.

Ich habe keinen Schimmer, warum ich dir diesen Brief schreibe, warum ich das Verlangen habe, dir zu erzählen, wie es mir geht und was gerade mit mir los ist. Im Grunde hast du es nicht einmal verdient, dass ich diese Zeilen für dich schreibe, dass ich mir Gedanken über dich mache und daran zurück denke, wie viel Spaß wir eigentlich miteinander in der kurzen Zeit hatten-

Dennoch werde ich ehrlich sein.

Ich habe dich über alles geliebt, Colin und ich liebe dich auch jetzt noch, obwohl du mein Herz auf eine Art und Weise gebrochen hast, die ich mir niemals hätte vorstellen können. Ich war so glücklich mit dir, habe gedacht, dass wir perfekt füreinander seien, aber ich habe mich getäuscht und diese Erkenntnis trifft mich immer wieder, wie ein Schlag ins Gesicht.

Ich habe wirklich geglaubt, dass du mich liebst, dass wir miteinander glücklich sein würden, auch wenn es nicht immer einfach zwischen uns war. Dennoch warst du der Mensch, der mich zum Lächeln gebracht hat, selbst wenn ich kein Grund dazu hatte.

Kannst du dich noch daran erinnern, wie wir uns getroffen haben? Ich erinnere mich daran, als wäre es erst gestern gewesen, als ich das erste Mal in deine blauen Augen gesehen habe, in die ich mich so unfassbar verliebt habe. An diesem Tag hast du mit Gwen, Justin, Alex und Elias gestritten, wolltest wieder mit ihnen befreundet sein, nachdem es geendet hatte wegen Jane.

Kannst du dich auch daran erinnern, als ich verdammt pissig war, weil mich jeder überreden wollte, auf diese beschissene Schulübernachtung zu gehen? Ich war so sauer in diesem Moment und du warst der einzige, der mich beruhigen konnte, nur indem du mich umarmt hast, obwohl wir uns zu diesem Zeitpunkt nicht leiden konnten.

Wir hatten wirklich einen komischen Start miteinander. Ich weiß nicht, wieso ich dich genau gehasst habe, aber ich denke mal, es war, weil ich nicht mit den Gefühlen klarkam, die du in mir ausgelöst hast, alleine nur, wenn du mich angeschaut hast, mit deinen unfassbar schönen blauen Augen.

Der schönste Tag in meinem Leben war an Justins Geburtstag, als du zu mir auf den Balkon gekommen warst und mich einfach geküsst hast. Ich denke, dass war der Beginn unserer gemeinsamen Geschichte, die leider kein Happy End hatte, so sehr, wie ich es mir auch wünsche.

IndecisionWhere stories live. Discover now