Kapitel 56

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Durch die Menge quetschend, versuchte ich so weit wie nur möglich von Colin und dem Gedanken zu entkommen, dass er nun wusste, wie sehr er mir noch nach allem bedeutete. Ich bereute es nicht, es ihm gesagt zu haben. Im Gegenteil. Ich war zufrieden damit, denn nun wusste nicht nur Colin es mit Sicherheit, sondern auch ich selbst. Ich fühlte mich befreit, als wäre eine riesen Last von meinen Schultern gefallen, denn nun konnte ich einschätzen, wieso ich so gewesen war, wie ich es war, als ich bei Colin gewesen war. Hätte ich ihn wirklich gehasst, hätte ich niemals auch nur noch ein Wort mit ihm gewechselt, und vielleicht waren meine Gefühle auch weg gewesen, in diesem langen Jahr, in dem ich ihn nicht gesehen hatte, aber es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis diese wieder zurückkamen. 

Und diese Zeit war gekommen, als ich ihm das erste Mal, nach solch einer langen Zeit, wieder in die wunderschönen blauen Augen geblickt hatte.

Ich hatte es nicht bemerkt, aber die Gefühle kamen aus ihrem Versteck heraus, Colin hatte nur mit einem Blick meine Mauern zum Einbrechen gebracht aber ich hatte es mir nicht einstehen können. Selbst nach solch einer langen Zeit, hatte Colin eine Wirkung auf mich, die ich niemals in Wörtern beschreiben könnte - ich wüsste nicht einmal wie ich es versuchen sollte. 

Und genau aus diesem Grund, brach es mir einmal wieder das Herz, zu wissen, dass Jane ihm wichtiger war, als ich. Er würde sie immer als Erste wählen, denn anscheinend, so wie er für mich meine große Liebe war, so war es Jane bei ihm und niemand auf dieser Welt, würde die große Liebe überbieten können.

Man verglich die neue Person immer mit der großen Liebe und egal wie oft man versuchte, die große Liebe zu vergessen, sie war für immer in deinem Kopf. 

Ich wischte mir meine Tränen weg, wollte einfach nur raus aus dieser Lagerhalle, in der jeder in Partystimmung war und sein Leben genoss, während meins im Grunde gerade wieder einmal in ein riesen schwarzes Loch gefallen war. Ich hätte wirklich niemals zurück in diese gottverdammte Stadt gehen sollen. Mir hätte bewusst sein müssen, was passieren würde, aber ich hatte nicht genug nachgedacht und nun stand ich hier, völlig aufgelöst und emotional. 

Und dabei wollte ich heute Abend Spaß haben. 

Als die frische Abendluft meine Lungen füllte, schloss ich für einen kurzen Moment meine Augen, und genoss es, nicht in dieser stickigen Lagerhalle oder Fabriksgebäude zu sein. Für einen Moment, plagte mich kein einziger Gedanke und ich konnte frei atmen. 

Aber schnell änderte sich dies wieder, als ich eine weibliche Stimme erkannte, die meinen Namen sagte. Ich öffnete meine Augen, zog meine Augenbrauen zusammen und blickte um mich herum, bis ich erkannte, wer meinen Namen sagte und damit versuchte meine Aufmerksamkeit zu bekommen. 

Jane. 

In diesem Moment, war ich gar nicht in der Lage, mich irgendwie zu bewegen. Ich wollte sie auf den Boden schmeißen, ihr Grinsen aus der Fresse schlagen, aber ich konnte keinen Muskel bewegen, als sie auf mich zu ging. Sie wusste genau, in welcher Situation ich war, ansonsten würde sie nicht auf mich zukommen. 

"Hallo, Amilya.", grinste sie mich falsch an und sah an mir hinunter, nur um dann ihre Augenbrauen abschätzend zu heben. "Ich wusste gar nicht, dass du hier bist."

Ich rollte mit meinen Augen und blickte von ihr weg. Ich hoffte doch, dass ihr bewusst war, was auch immer sie sagen würde, es würde ein Nachspiel geben. Und das bedeutete, dass sie höchstwahrscheinlich im Krankenhaus landen würde. 

"Lass mich in Ruhe, Jane. Es ist besser für uns beide, wenn du dich einfach verpisst.", kam es über meine Lippen, aber ich sah sie immer noch nicht an. Ich wollte die grünen Augen nicht sehen, welche mich nur noch aggressiver machen würden, als ich es sowieso schon war. Ich wollte ihr ganzes Dasein nicht sehen, aber dies war ihr anscheinend völlig egal, da sie wieder in mein Blickfeld trat und sich durch ihre perfekt gemachten Haare fuhr. 

IndecisionWhere stories live. Discover now