Kapitel 60

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"Denkst du, er wird sich wieder einkriegen?"

"Na ja, vielleicht. Ich habe ihn zuvor noch nie so erlebt."

"Ja, weil er auch das erste Mal in seinem Leben verloren hat und das auch noch gegen Amilya!", fing Jayden laut das Lachen an und sofort blickte ich zu Colin, welcher mit verschränkten Armen auf dem Sofa saß und Jayden eindeutig mit einem Fick-Dich-Blick betrachtete. 

Harper und Gwen diskutierten noch immer über den unnormalen und derzeitigen Zustand von Colin, während Jayden sich amüsierte und ich nur da saß. 

Jeder in diesem Raum wusste, dass Colin noch nie in einem Spiel verloren hatte, umso mehr musste es ihn geschockt haben, als ich haushoch gewonnen hatte. Ich war stolz auf mich, klar, aber irgendwie tat mir Colin auch leid - keine Ahnung wieso. 

"Leute, hört auf über die Scheiße zu diskutieren und lasst Colin einfach in Ruhe. Vielleicht war das einfach nicht sein Spiel?", versuchte ich die Anderen dazu zu bringen, ihre Klappen zu halten, aber natürlich funktionierte das nicht so ganz. 

Jayden nahm es sich wohl zur Aufgabe, Colin weiterhin zu ärgern und mit meinem Sieg zu verarschen, bis Colin irgendwann seinen Controller auf die Seite schmiss, aufstand und einfach aus dem Raum verschwand.

Okay, Colin war wohl heute eine kleine Drama-Queen. 

Ich konnte es ja nachvollziehen, dass er beleidigt war und geknickt, aber deswegen gleich aus dem Zimmer abzuhauen, war schon ein ticken übertrieben. 

Während Jayden noch immer schallend lachend auf dem Sofa saß, stand ich nun auch auf, um Colin nachzugehen. Mir war klar, dass ich mich eigentlich von ihm fernhalten wollte, aber das war allein schon daran gescheitert, dass ich nun noch immer in seinem Haus war und vor nicht einmal ein paar Minuten mit ihm zusammen gezockt hatte. Wieso dann nicht noch weiterhin auf den Vorsatz scheißen?

Ich wusste nur eins: Würde Colin auf mein Liebesgeständnis zurückgreifen, würde ich wegrennen, denn diese Peinlichkeit brauchte ich nun wirklich nicht. 

Ich würde mich einfach für das Benehmen der Anderen entschuldigen, mich für seine Rettungsaktion am Tag zuvor bedanken und dann meine Sachen packen, um endlich nach Hause zu gehen. Länger als Nötig wollte ich nun auch wieder nicht hier verweilen, in einem Haus, in dem ich tausende Erinnerungen hatte - egal ob gute oder schlechte. 

Nach dem gestrigen Abend, nach dem ganzen Streit zwischen mir und Colin, meines Liebesgeständnisses und dem Krankenhausaufhalt wollte ich einfach nur in meinem Bett liegen, in Stille und vielleicht über alles nachdenken, was in den letzten Wochen geschehen war. Ich musste mir etwas überlegen, um von Colin hinweg zu kommen, denn eins war sicher: Colin empfand nicht das Gleiche für mich, wie ich für ihn. 

Ich trat auf die Terrasse hinaus, auf der ich Colin erkennen konnte. Er saß auf einem der Stühle, starrte einfach auf das riesen Grundstück vor sich und merkte wohl nicht, dass ich mich auf den anderen Stuhl setzte. 

Ein paar Minuten der Stille legten sich zwischen uns, während die Sonne bereits unterging und der Himmel sich langsam Orange färbte. Leicht konnte man den Mond erkennen, wie er nur darauf wartete, um endlich den dunklen Himmel zu beleuchten. 

Doch die schöne Stille wurde unterbrochen, durch das leise Klicken meines Feuerzeuges, als ich mir eine Zigarette anzündete und einen tiefen Zug nahm. Es schien für mich das Richtige zu sein, jetzt eine Zigarette zu rauchen, da sie mich entspannte und vielleicht, aber nur vielleicht, entspannte sie mich auch für ein bevorstehendes Gespräch zwischen mir und Colin, welches möglicherweise ernst werden könnte - wie die meisten.

Als das Geräusch meines Feuerzeuges Colins Ohren erreichte, zuckte er augenblicklich zusammen und blickte mich erschrocken an, weswegen ich ihn nur ansah und ihm zuwinkte. 

IndecisionWhere stories live. Discover now