Kapitel 45

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A M I L Y A

Mit meiner Hand fuhr ich mir durch meine Haare, während ich auf dem Gang immer wieder hin und her lief und versuchte, mir nicht das Schlimmste vorzustellen. Ich hatte Angst, riesige Angst.

Immer wieder sah ich diese Bilder vor mir, wie Colin mich geküsst hatte und im nächsten Moment hatte er mich und sich umgedreht, mich weggeschubst und dann war dieser Schuss ertönt.

Sofort umzog mich eine Gänsehaut und es lief mir kalt den Rücken runter, während ich mal wieder Tränen in den Augen bekam. Colins Gesichtsausdruck ging mir nicht mehr aus dem Kopf, so wie dieser ohrenbetäubende Knall.

Überall war so viel Blut gewesen und ich hatte nicht sagen können, von wem es genau gewesen war.

Ob es von diesem Curtis oder doch von Colin gewesen war.

Ich raufte mir die Haare, meine Hände zitterten, als sich der vielleicht schlimmste Moment in meinem Leben immer wieder vor meinem geistigen Auge abspielte.

Ich hatte solch eine Panik gehabt, als dieser unbekannte Mann mir seine Waffe an den Kopf gehalten hatte, während er Jayden angeschrien und ihn bedroht hatte, dass er mich umbringen würde.

Und dann war Colin da gewesen.

Colin hatte mich gerettet und das zwei Mal.

„Amilya?“ Ich zuckte zusammen, sah auf die Seite, wo Harper stand und mich traurig ansah. Schnell wischte ich mir meine Tränen weg, straffte meine Schultern, wissend, dass Harper genau wusste, was gerade in mir vorging. „Es tut mir so leid.“, seufzte sie, als sie auf mich zukam und mich an sich zog, um mich zu umarmen. Ich bewegte mich keinen Zentimeter, auch nicht, als sie sich wieder von mir löste und auch Tränen in den Augen hatte.

„Was tut dir leid?“, murmelte ich, da ich wusste, wenn ich lauter sprechen würde, würde meine Stimme brechen und ich würde bitterlich anfangen zu weinen.

„Dass du das miterleben musstest… Und das mit Colin.“ Ihre Stimme triefte beinahe schon vor Mitleid, was mich mit den Augen rollen ließ. Ich brauchte und wollte kein Mitleid. Am liebsten würde ich einfach verschwinden und weg bleiben.

Oder bei Colin sein.

„Wo ist Jayden?“, fragte Harper irgendwann, weswegen ich mit meinen Schultern zuckte und auf die Tür zeigte, vor der ich die ganze Zeit aufgewühlt hin und her gerannt war. Früher hätte ich mit Sicherheit bei solch einer Situation Musik gehört, jedoch war das heute unmöglich. „Amilya, bitte weine nicht.“, zog mich Harper aus meinen Gedanken, worauf ich sofort aufschluchzte und mit meinem Kopf schüttelte.

„Wie abgefuckt ist das hier alles bitte?“, wimmerte ich sauer und fuhr mir mal wieder durch meine Haare, welche völlig zerzaust waren. „Wieso hat er das getan, Harper?“, wurde ich nun lauter und schlug mit meiner Faust gegen die nächste Wand, um irgendwie meinem Ärger Luft zu machen.

„Amilya…“

„Wieso hat er sich vor mich gestellt, verdammt! Er hätte sich beschützen sollen und nicht mich!“ Meine Stimme wurde während des Satzes immer lauter, bis sie am Ende brach und ich laut schluchzte.

„Weil du sonst hättest sterben können, Amilya. Er hat dir dein Leben gerettet.“, versuchte Harper es schön zu reden, aber sie schaffte es nicht. Egal was sie sagte, es machte nichts besser.

„Für was? Nur um sein eigenes Leben zu beenden?“

„Damit du dein Leben fortführen kannst.“ Ich wollte ihr nicht mehr zuhören, sondern lehnte mich einfach nur an die Wand, ließ mich an dieser heruntergleiten, bis ich auf dem Boden saß und mein Gesicht in meinen Händen versteckte.

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