Kapitel 38

2.6K 106 5
                                    

„Wieso sagst du mir das jetzt?“ Ich sah zu Colin, völlig verwirrt darüber, wie er jetzt darauf kam. Schön für ihn, dass Balkone ihn an dieses Geschehen erinnerten, aber ich wollte es nicht wissen. Zudem war ich auch verwirrt, wieso er so etwas plötzlich sagte, obwohl er mich vor ein paar Tagen noch übel beleidigt und mein Selbstbewusstsein geknickt hatte.

„Ich dachte mir einfach, dass du das wissen solltest.“, antwortete er, sah mich dabei aber nicht an und zuckte mit seinen Schultern, als sein Blick zum Sternenhimmel wanderte.

„Ich wollte es aber nicht wissen.“

„Ist mir egal.“

„Offensichtlich.“, seufzte ich und lehnte mich zurück, wollte ihn wieder ignorieren und fing an mit meinen Fingern zu spielen, während sich wieder eine unangenehme Stille zwischen uns breitmachte.

„Ich kann mich noch richtig gut daran erinnern, wie ich dieser Erinnerung hinterhergetrauert habe.“, fing er wieder an zu sprechen, aber ich blickte ihn nicht an, wünschte mir, dass ich ihm nicht zuhören würde, aber etwas in mir sagte, dass ich es tun sollte. Keine Ahnung, was mich erwarten würde, aber schlimmeres, als das was er letztens gesagt hatte, konnte er sowieso nicht mehr sagen.

Meine Finger umschlungen die Armlehne stärker, während ich weiterhin starr zum Sternenhimmel sah, der sich über uns erstreckte.

„In den ersten Monaten, nachdem du abgehauen warst, musste ich an jede Situation, die ich mit dir erlebt hatte, denken. Selbst ob es die kleinste und unwichtigste Sache der Welt war. Jedes Mal wurde ich traurig und ich gebe auch offen zu, dass ich des Öfteren, wegen dem Verlust, Tränen vergossen habe.“ Er seufzte auf, fuhr sich durch seine Haare, was ich ihm Augenwinkel sehen konnte und sah mich kurz an, aber als er merkte, dass ich krampfhaft versuchte, seinen Blick nicht zu erwidern, räusperte er sich.

Wieso sprach er über all das und das auch noch genau jetzt?

„Nicht nur dich hat es zerstört. Ja, ich weiß, ich habe verdammte Scheiße gebaut und bitte glaube mir, wenn ich sage, dass es mir leidtut und das selbst noch nach einem Jahr.“, sprach er weiter und sah weiterhin zu mir, aber ich erwiderte noch immer nicht seinen Blick. Ich wollte ihm einfach nicht in die Augen sehen, aus Angst, dass ich erkennen würde, dass er log. Ich wusste nicht, was ich machen und wie ich reagieren würde, würde ich herausfinden, dass er all das, was er sagte, nur so daher sagte.

Wieder einmal seufzte der Junge neben mir und ich zuckte kurz zusammen, als ich bemerkte, dass er nach meinem Stuhl griff und ihn zu sich zog. Zusätzlich dazu drehte er mich in seine Richtung und meine Augen trafen sofort den Boden, seinem Blick ausweichend.

„Schau mich an, Amilya.“ Ich schüttelte nur mit meinem Kopf. „Amilya, ich weiß, du denkst ich lüge, aber wenn du mich ansiehst, wirst du sehen, dass ich es nicht tue. Du kennst mich. Du kannst mich lesen wie ein Buch, also sei dir sicher, wenn ich lügen würde, würdest du es sofort sehen.“

„Ich kenne dich nicht, Colin. Das habe ich nie.“, flüsterte ich und konnte mir gut vorstellen, wie er wegen meiner Aussage seine Augenbrauen zusammenzog.

„Was? Natürlich tust du das.“ Wieder einmal sagte ich nichts dazu, was Colin wohl nicht passte, da ich kurz darauf spürte, wie er mein Gesicht in seine Hände nahm und mich dazu zwang ihn anzusehen. „Du weißt wer ich bin.“

„Nein, das weiß ich eben nicht. Der Colin, von dem ich dachte, dass ich ihn kennen würde, hätte mir niemals als das angetan, was du mir angetan hast. Er hätte mit mir niemals so respektlos und ohne Rücksicht auf meine Gefühle gesprochen, wie du es tatst.“ Ich sah in seine blauen Augen, verwundert darüber, dass man selbst durch die Dunkelheit das Blau seiner Augen sehen konnte und seufzte einmal, als er nur mit seinem Kopf schüttelte.

IndecisionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt