Kapitel 43

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C O L I N

Schon lange war ich nicht mehr hiergewesen. Wieso auch? Jayden und ich hatten kaum mehr Kontakt gehabt, außer dem einen Mal, als er einfach vor meiner Haustür gestanden war und das nicht um mit mir zu reden. Nein, er wollte mich büßen lassen, für das, was ich Amilya angetan hatte und ich hatte gewusst, ich hatte es verdient.

Jeden einzelnen Schlag von ihm hatte ich eingesteckt, ohne auch nur daran zu denken, mich zu wehren. Zumal, weil ich es verdient hatte und auch, weil ich niemals einen Kampf gegen Jayden gewinnen würde. Zwar war ich nicht schwach, aber Jayden hatte Erfahrung in verschiedenen Kampfkünsten und da konnte ich nun einmal nicht mithalten.

Die Sachen, die er zu mir an diesem Tag gesagt hatte, waren noch immer in meinem Kopf und ließen mich nicht in Ruhe. Ich hatte sie eine Zeit lang so gut unterdrücken können, und dann hatte ich diesen Abend, diese Erfahrung, mit Amilya, und seitdem kann ich an nichts anderes denken, als das Gefühl, ihre Lippen auf meinen zu haben, sie berühren zu können und sie so fühlen zu lassen, wie ich es nur konnte.

Scheiße, sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

Unruhig saß ich in dem Sessel in Jaydens Büro, wartete darauf, dass er endlich kommen würde und jede Sekunde wurde ich immer nervöser. Wieso war ich überhaupt hier? Ich hatte keine Ahnung, über was ich so unbedingt mit Jayden sprechen wollte, ich wusste nur, dass ich hierher kommen musste. Irgendetwas in mir sagte mir, dass ich hier Antworten bekommen würde, auf Fragen, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie mir stellte.

Ich konnte es nicht leugnen, dass ich diesen kleinen Funken Hoffnung hatte, dass Amilya hier sein würde. Schließlich war sie nicht Zuhause gewesen, als ich mit ihrem Vater gesprochen hatte und mir bei ihm entschuldigt hatte, obwohl ich ihm nichts angetan hatte. Na ja, nicht direkt. Schließlich hatte ich seine Tochter verletzt.

Ich wollte wissen, wo Amilya war. War sie alleine? Oder war sie mit jemandem unterwegs? Mit Gwen? Oder vielleicht mit Hunter?

Sofort erinnerte ich mich an die Situation, als wir am Lagerfeuer gesessen waren und Amilya ernsthaft mit Hunter weggegangen war, als wir Sieben Minuten im Himmel gespielt hatten. Was dachte sie sich dabei? Wieso hatte sie es zugelassen, dass dieser Wichser sie berührte? Wollte sie es etwa?

Schon früher, als wir noch zusammen gewesen waren, hatte ich die ständige Angst, dass sie irgendwann bemerken würde, wie scheiße ich eigentlich für sie war und sie dann zu Hunter rennen würde. War es jetzt so? Aber wenn es doch so war, wieso hatte sie es dann zugelassen, mit mir Sex zu haben?

Ich seufzte, während ich mir die Schläfen massierte.

Ich hatte unfassbare Kopfschmerzen, mein Magen knurrte, da ich noch nichts gegessen hatte und das schon seit ein paar Tagen. Seitdem sie mir gesagt hatte, dass wenn ich ihr gefolgt wäre, wir noch eine Chance gehabt hatten.

Aber ich hatte auch einfach keinen Hunger. Der Gedanke daran, jetzt etwas zu essen, ließ mich beinahe schon würgen und ich biss mir auf meine Unterlippe. Alles was ich im Moment wollte, was Amilya zu sehen. Ich wollte wissen, wie sie jetzt zu mir sein würde, nach unserer gemeinsamen Nacht. Ich konnte mir nicht erklären, wieso ich sie so unbedingt sehen wollte, schließlich liebte ich sie nicht einmal mehr, geschweige denn mochte ich so … oder?

Meine Gefühle waren so durcheinander, ich konnte sie nicht einordnen, was mich nur noch verrückter machte. Ich verlor den Verstand.

„Colin.“ Ich zuckte zusammen, als Jayden plötzlich vor mir auf seinem Stuhl saß und mich mit zusammengezogenen Augenbrauen ansah. Seit wann war er denn schon hier? „Du siehst scheiße aus, Kumpel.“, sprach er das Offensichtliche an und ich rollte nur mit meinen Augen. „Nein, ernsthaft. Du siehst aus, als hätte man dich durch Scheiße gezogen. Außerdem solltest du mal deinen Bart abrasieren. Das sieht lächerlich aus.“

IndecisionWhere stories live. Discover now