Kapitel 09

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„Das ist ein  beschissenes Lagerfeuer und keine Modenshow, Gwen, also lass mich tragen, was ich gefälligst will!“

„Du schaust aus wie ein Bauer!“

„Und du wie eine Möchtegern-Nutte!“

„Hey!“, schmollte sie und ging sofort zu meinem Ganzkörperspiegel, um sich darin zu betrachten. „Das stimmt gar nicht!“, sie wandte sich an mich und verschränkte ihre Arme vor der Brust, während ich nur meine Augenbrauen zusammenzog und sie musterte.

„Dein Rock ist kürzer als meine fucking Haare! Und Pink, das ist widerlich.“, ich winkte ab und schubste sie von meinem Spiegel weg, um meine Wimpern zu tuschen. „Außerdem passt das null zu dem Top. Wessen Aufmerksamkeit willst du auf dich ziehen? Die von ekligen, pädophilen, einsamen Opas? Glückwünsch, dass schaffst du locker.“

„Du bist so fies, Amilya!“, schnaufte Gwen nur und nahm sich ihre Jeans, die sie zuvor anhatte, um sich umzuziehen.

„Gewöhne dich daran.“, antwortete ich nur darauf und erkannte im Augenwinkel, wie sie aus meiner Zimmertür verschwand, um wahrscheinlich ins Bad zu gelangen und sich umzuziehen.

Ich hatte kein schlechtes Gewissen, dass ich das zu ihr gesagt hatte, denn das war die pure Wahrheit und diese sprach ich nun einmal etwas Härter aus, als manch andere. Gwen würde sich schon noch daran gewöhnen, dass ich deutlicher meine Gedanken aussprach und das auf dieser Art und Weise, denn ich würde mich mit Sicherheit nicht ändern, nur weil sie alles zu ernst nahm.

„Besser?“, Gwen stand wieder in meinem Zimmer und ich legte die Wimperntusche beiseite, worauf ich zu ihr sah und zufrieden nickte.

„Viel besser, glaube mir.“, sagte ich und lächelte leicht, als sie mit ihren Augen rollte und sich auf mein Bett setzte. Sie war wirklich niedlich, wenn sie beleidigt war. „Du siehst gut aus.“

„Danke.“, und wieder rollte sie mit ihren Augen, während ich nur seufzte.

„Bist du jetzt beleidigt, weil ich dir meine Meinung gesagt habe?“

„Ja.“, haute sie sofort heraus und ich fuhr mir durch meine Haare, worauf ich auf sie zu lief.

„Wird deine Laune besser, wenn ich dir sage, dass mein Vater heute Nachmittag Kartoffelauflauf gemacht hat und noch etwas übrig ist?“, sofort sah sie mich an und ihre Augen fingen an zu leuchten. Verdammt, dieses Mädchen liebte Kartoffeln ja wirklich.

Es dauerte keine Sekunde und sofort war sie aufgesprungen und aus meinem Zimmer gerannt, was mich nur zum Lachen  brachte. Und wieder einmal konnte ich mir nur denken, dass Gwen eine Sache für sich war.

Ich stellte mich wieder vor den Spiegel, überprüfte, ob es passte wie ich geschminkt war und zog noch einmal meinen leichten Eyeliner nach, worauf ich meine Haare durchbürstete, jedoch einen Haargummi um meinen Arm hatte, da ich mir denken konnte, dass ich meine Haare später zu einem Dutt machen würde.

Ich legte mir noch meine Kette um meinen Hals, und zog dann meine Jeansweste an, als meine Zimmertür aufging und mein Vater ins Zimmer trat. Eigentlich klopfte er ja immer, aber die Tür war nur angelehnt und da wusste er, er musste nicht anklopfen.

„Ilchen, wieso ist Gwen wie eine Furie an mir vorbei gerannt? Ich glaube, sie ist sogar die letzten Stufen unserer Treppe runtergefallen.“, fragte er mich und sah mich verwirrt an, als ich lachen musste. „Als ich nachschauen wollte war sie aber wieder verschwunden.“

„Ich habe ihr verraten, dass du Kartoffelauflauf gemacht hast.“

„Und deswegen rast sie so durchs Haus?“

IndecisionWhere stories live. Discover now