Kapitel 48

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"Komm herein, in die gute Stube.", grinste mich Colin an, als er seine Haustür aufmachte und mich dahinter entdeckte. Ich glaubte nicht, dass er jemanden anderen erwartet hatte, da es schließlich ausgemacht war, dass ich vorbeikommen würde, denn er wollte unbedingt für mich da sein und meine Probleme wissen. 

Es hätte ihm schon gereicht, hätte ich sie ihm am Telefon erzählt, aber ich wollte das nicht. Zu einem, weil ich die Sorge hatte, mein Vater hätte uns belauschen können und zum Anderen war es besser, persönlich mit jemanden zu reden. 

Auch wenn es Colin war.

Gut, ich gab es zu: Irgendwie wollte ich ihn auch sehen. 

"Halt dein Maul." War meine Begrüßung für ihn, was er nur mit einem Augenrollen kommentierte. Jedoch grinste er immer noch. Dafür, dass er angeschossen worden war, ging es ihm überraschend gut heute. 

"Mi casa es tu casa." Ja, ihm ging es anscheinend wirklich gut. 

"Wenn du jetzt denkst, dass ich nicht weiß was das bedeutet, liegst du falsch.", antwortete ich nur, drückte mich an ihm vorbei und benahm mich dann eben auch, als wäre es mein Haus. Als wäre es selbstverständlich, lief ich in die Küche, machte den Kühlschrank auf und nahm mir daraus, was ich brauchte. Okay, zwar hatte ich noch immer Anstand und nahm mir nur etwas zu trinken, aber wenn ich hätte gewollt, hätte ich auch sein ganzen Kühlschrank plündern können.

"Also, geliebte Amilya, erzähle uns doch, was dich wieder unerträglich sein lässt!", kam Colin nun auch in die Küche, beachtete gar nicht, dass ich frech sein letztes RedBull geklaut habe und machte eine Geste mit seinen Armen, als wären noch mehr Menschen in diesem Raum, während er seine Krücken unter seinen Armen eingeklemmt hatte. 

"Bist du auf Drogen?"

"Vielleicht ein paar Schmerzmittel. Mehr als ein paar.", zuckte er mit seinen Schultern und grinste mich jungenhaft an, während ich nur mit meinem Kopf schüttelte. 

"Ach, deswegen bist du so auf Teilen und überlasst mir dein letztes RedBull?" Ich grinste, worauf seine blauen Augen auf die Dose in meiner Hand fiel er nur seine Augenbrauen zusammenzog.

"Hm.", machte er, und als er wieder aus seinen Gedanken kam, blickte er mir in die Augen. "Ich teile immer alles mit dir. Wieso auch nicht? Und wegen dem RedBull, mach dir keine Sorgen."

Wieder einmal rollte ich mit meinen Augen und lief auf ihn zu, strich ihm ein paar Strähnen aus seinem Gesicht, da seine Haare heute nicht wirklich gemacht waren und ich wetten konnte, dass sie ihn nervten. 

Als meine Fingerspitze über seine Stirn glitt, schloss er für einen Moment seine Augen und auch ich verspürte so ein Ziehen in meinem Magen, weswegen ich meine Hand sofort wieder entzog und mich dazu drang, sie bei mir zu behalten. Was, zum Teufel, war das gerade gewesen?

"Schaffst du es, in dein Zimmer zu kommen oder sollen wir hier unten bleiben?" Meine Stimme war leise, aber nicht zu leise, als das er mich nicht hätte verstehen können. Er nickte nur, worauf er der erste von uns beiden war, der sich bewegte und aus der Küche ging. Ich folgte ihm schweigend und als er die Treppen mit Mühe hochging, machte ich mich schon dafür bereit, ihm im Notfall aufzufangen, sollte er nach hinten umkippen.

Mir war bewusst, würde das passieren, würde ich auf die Treppen fallen und mir wahrscheinlich das Genick brechen, aber ich dachte nicht weiter darüber nach, als Colin unversehrt oben ankam und seinen Weg weiterführte, um ins Zimmer zu gelangen.

Ich sah mich in seinem Zimmer um, sobald ich einen Fuß in dieses setzte und zog meine Augenbrauen zusammen. Alles hatte sich hier irgendwie verändert. Es war unpersönlich geworden - kalt. Nur, wieso war es so? 

IndecisionWhere stories live. Discover now