Teil 6

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Freja hat nicht zu viel versprochen. Sie ist am Mittwoch wirklich mit den überarbeiteten Texten gekommen. Sie hat etwas Zeit mitgebracht um mir bei dem Arabischen Text zu helfen. Ich kann zwar arabisch lesen aber das war es auch. Freja hilft mir die Texte korrekt auszusuchen und in den Flyer einzufügen. Auch die Überschrift fügt sie für mich ein. Am Ende haben wir eine saubere Arbeit die wir abgeben können. „Klasse!" freut sich Matt. Freja wendet sich beim Gehen noch mal an mich: „Du, Rana, ich hab da mal ne Bitte." Ich schaue sie an. „Ich bin am Wochenende mit Dain Sitting dran aber ich muss nach Moskau fliegen. Könntest Du auf ihn aufpassen?" „Wer ist Dain?" fragt Matt „Unser Bruder" sagt Freja. Ich verziehe das Gesicht. Ich hasse es wenn meine Geschwister von Dain als wie von einem Jungen reden. Ich weiß dass Dain versucht ihren Bruder zu spielen aber ich finde es nicht gut da mit zu machen.
„In Ordnung" sage ich. „Danke, hast einen gut." sagt Freja und verschwindet.
Matt schaut mich mit seinem typischen Matt Lächeln an. „Wann beginnt denn das Dain Sitting? Am Freitag?" „Nee, erst ab Samstag. Freitag sind wir doch verabredet." Matt strahlt wieder wie ein Honigkuchenpferd. „Lass uns den Ordner zu Finja bringen."
Wir klopfen an Gabriels Büro. Leider ist er da, Finja aber nicht. „Müssen sie ihre Arbeiten stets im Doppelpack abgeben? Es reicht vollkommen wenn einer von ihnen den Ordner trägt."
Ich habe schon eine Abmahnung und beiße mir deswegen auf die Zunge. „Ich werde beim nächsten mal daran denken." antwortete ich stattdessen.
„Hier sind die Änderungswünsche für ihr letztes Projekt. Ich würde mich freuen wenn ihr mir nicht euren Erstentwurf präsentieren würdet." Gabriel drückt Matt den Ordner in die Hand. „Geht klar Chef." antwortet Matt. Ich glaube auch er hat eine Faust in der Tasche.
Wir verlassen das Büro wesentlich schlechter gelaunt als wir es betreten haben. Matt pfeffert den Ordner auf den Schreibtisch und flucht: „So ein Wichser! Die Arbeit war ok!" „soll ich ihm noch mal in die Eier treten?" frage ich Matt. Der schaut mich an und lacht schallend. Die Köpfe der anderen Mitarbeiter drehen sich zu uns um. „Prinzessin, die Idee ist geil! Komm, lass uns was essen gehen. Ich habe jetzt keinen Kopf für kleinkarierten Scheiss."
Ich schnappe mir meine Tasche und folge Matt.
Als wir vor dem Gebäude sind will ich Richtung Pommesbude abbiegen. Matt hält mich am Arm fest und lächelt mich verschmitzt an. „Heute führe ich Dich mal etwas chicer aus." Ich hebe erstaunt die Brauen frage aber nicht sondern folge ihm. Wir gehen eine Weile. „Bist Du denn nicht neugierig wo wir hingehen?" fragt Matt. „Würde sich etwas an unserem Ziel ändern wenn ich es kennen würde?" frage ich zurück. Matt sieht mich verwirrt von der Seite an. „Nein!" „Dann lohnt es sich nicht danach zu fragen." stelle ich fest. „Du bist komisch" lacht Matt. Diese Bemerkung sticht mir mitten ins Herz. Ich wäre jetzt gerne Dain. Dann könnte ich einfach gehen. Nur mit Mühe halte ich meine Tränen zurück. Ich denke an Bolle. Mein süßer, flauschiger Bolle. Der der mich so liebt und so akzeptiert wie ich bin. Für den ich mich nicht verstellen muss und der sich nicht für mich verstellt sondern alles aus Liebe zu mir tut.
Ärgerlich wische ich mir die Tränen aus den Augen. Da Matt vorgegangen ist sieht er sie zum Glück nicht. Er hält mir galant die Tür eines teuren griechischen Restaurants auf. Als er mein trauriges Gesicht sieht fällt ihm sein Lächeln aus dem Gesicht. „War das jetzt keine gute Wahl?" „Nein." sage ich und schüttle den Kopf. „Wo würdest Du lieber hingehen?" „Ich gehe nach Hause."
Ich drehe mich um und mir kullern einfach die Tränen. Ich kann sie nicht mit Bolle und auch nicht mit Ärger runterschlucken. „Prinzessin, warte!" „ICH BIN KEINE PRINZESSIN!" schreie ich Matt mit verheultem Gesicht entgegen. Dann stehe ich hilflos vor ihm. „Rana, was ist denn los?" Er macht einen Schritt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Seine Nähe tut mir gut. Ich genieße es dass er mich so festhält. Ich schluchze ihm sein Hemd nass. Ich beschließe ehrlich zu ihm zu sein. „Die Woche war einfach zu viel für mich. Erst die Abmahnung von Cassidy, dann deine Scheisslaune  wo ich nicht wusste ob ich irgendetwas falsch gemacht habe und jetzt sagst du mir einfach so dass ich komisch bin. Ich kann einfach nicht mehr. Ich will nach Hause." ich lasse den Kopf hängen und Matt drückt mich weiter an sich. „Es tut mir Leid, Prinzessin. Ich wollte die nicht weh tun. Collin hat erzählt dass du einen Freund namens Dain hättest. Da wollte ich...." Matt stockt die Stimme. „Und komisch bist du nicht im negativen Sinne. Ich hab nur noch nie ein Mädchen getroffen das nicht vor Neugierde geplatzt wäre wenn es eine Überraschung bekommt. Du wirkst immer so gefasst und ausgeglichen."
Ich schäme mich für meinen Gefühlsausbruch. Ich bleibe noch in Matts Armen bis ich mir sicher bin dass ich nicht wieder heule. Dann richte ich mich auf und sage: „Danke dass ich dich vollheulen durfte."
Matt legt seinen Arm um mich und wir gehen zurück. Vor dem Gebäude treffen wir Colin der auf dem Weg zur Pommesbude ist. Wir begleiten ihn und Matt ist wieder der alte und quatscht uns einfach voll. Ich grinse ihn die ganze Zeit an und lache über seine Witze. Das Leben ist einfach und schön mit Matt. Als wir vor Carter Corp ankommen steht da ein verloren aussehender Dain. „Dain?" rufe ich und sie dreht sich um. „Dain, suchst du mich?" Dain schaut und schüttelt den Kopf. „Suchst Du Finja?" wieder Kopfschütteln. „Painajainen?" fragt Colin. Dain nickt. „Ich bin Nightmare." er hält Dain die Hand hin. Dain schlägt ein und grinst Colin an. Dann ziehen sie sich in eine kumpelhafte Umarmung. Die beiden gehen ohne sich weiter um uns zu kümmern zu den Aufzügen und verschwinden.
„Was war das denn gerade?" ich bin völlig geschockt. „Woher kennt Colin deinen Bruder?" „Ich weiß es nicht."
„Gibst Du mir einen Kuss wenn ich es heraus finde?" fragt Matt. „Klar!" antworte ich ihm. Matt grinst und legt wieder seinen Arm um meine Schulter.
Im Büro angekommen schreibt er Colin eine Mail in der er fragt woher er Dain kennt. Ein paar Minuten später antwortet Colin dass er Dain im Netz gefunden habe. Er ist schon seit Jahren virtuell mit ihm befreundet und Dain habe ihm schon häufig bei Computerproblemen geholfen und Ryan Carter habe ihm jetzt endlich erlaubt Dain anzuwerben. Matt ruft mich bei der Mail zufrieden zu seinem Schreibtisch um sie mir zu präsentieren. Ich setze mich zum lesen auf Matts Schoss. Als ich fertig gelesen habe lege ich die Arme um Matts Hals und küsse ihn. Er erwidert meinen Kuss und hält mich umarmt.
„Herr Ortega! Frau Green!" Gabriels Stimme schallt durch das Büro. Ich überlege ob es sinnvoll ist mich unter dem Schreibtisch zu verstecken. Ich drehe mich lieber um und schaue in Gabriels eisblaue Augen. Ich mache mich auf das Schlimmste gefasst da brüllt eine wütende Frauenstimme: „Gabriel! Wie kannst du es wagen einfach abzuhauen!" Finja kommt mit wütendem Gesicht bebend am ganzen Leib auf ihn zu. „Wenn Du nicht sofort Deinen Hintern wieder in die oberste Etage bewegst und Herrn Arogant davon überzeugst das wie Freja brauchen dann kannst du dir dein beschissenes Projekt in den Arsch schieben!" Gabriel zuckt zusammen. Eine wütende Finja ist noch seltsamer anzuschauen als eine lächelnde Dain. Sie wirkt bedrohlich wie sie Gabriel da zurecht stutzt. „Sieh es doch ein! Ryan will sie nicht und damit musst du dir einen anderen zum übersetzen suchen." „Falsch! Du musst dir jemand anderes suchen!" Finja dreht sich auf dem Absatz um und stürmt wieder Richtung Aufzüge. „Ihr Green Schwestern seid schon temperamentvoll?" bemerkt Matt. „Hmm." antworte ich. Wir schauen Finja hinterher und geben Gabriel die Möglichkeit sich in sein Büro zurück zu ziehen.

MattWhere stories live. Discover now